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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer
Autoren: Tom Lloyd
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verzweifelten
Versuch, seine Lungen mit der stickig schwülen Luft zu füllen, erlaubte er sich einen Augenblick der Erinnerung an den warmen Geschmack seiner Heimat, dann fuhr er die Krallen aus und machte sich für den Kampf bereit.
    Er richtete sich zur vollen Größe auf und rief seine Kampfehren mit aller verbleibenden Kraft aus. Die lange Liste bewies seine Tapferkeit, auch wenn sie die Monster zu ihm führte.
    Dann ging er in die Hocke, die entkräfteten Glieder angespannt und bereit. Ein zischendes Knurren durchschnitt den nächtlichen Nebel. Er hatte kaum Zeit genug, um zu sterben, als sich drei auf ihn stürzten und ihn niederrissen. So viel zu seinen Ehren. Jetzt ignorierten leere Augen, wie der schlaffe Leib zerfetzt wurde; taube Ohren hörten das kehlige Schnauben nicht, während sein Fleisch verschlungen und sein Blut aufgeleckt wurde.
     
    Eine Gestalt beobachtete das Sterben, empfand jedoch nichts für die überwältigte bedauernswerte Kreatur. Sie wusste nichts über die Rasse der Siblis, nur dass sie nicht für diese Gegend geeignet waren. Ein langer Mantel bauschte sich hinter ihr, als sie über den gepflasterten Boden huschte. Aber etwas hatte die Siblis gezwungen, so weit zu kommen, an einen so unfreundlichen Ort. Neugier regte sich. Sie glitt zu dem zuckenden Körper, schleuderte die riesigen Wölfe mit Leichtigkeit beiseite und beugte sich herunter, um die Überbleibsel zu betrachten.
    Die um ihre Beute gebrachten Tiere knurrten, während sie einen Schritt zurückwichen, die Nackenhaare aufgestellt und bereit anzugreifen. Dann erkannten sie, was er war, und diese Erkenntnis rief ein furchtsames Winseln hervor. Aber der Mann ignorierte sie. Mit gesenkten Köpfen, die Bäuche knapp über dem Boden, zogen sich die Wölfe zurück, bis sie sich in einem sicheren Abstand befanden, dann drehten sie sich um und flohen
zurück in den Wald. Sie waren vom Nebel verschluckt, bevor sie noch den Waldrand erreicht hatten.
    Der Mann kniete sich hin und legte seinen Bogen beiseite. Es war eine wunderbare Waffe, volle zwei Meter lang – der Mann war außerordentlich groß und konnte ihn mühelos spannen – mit leichter Wölbung an den Enden und einer feinen Zeichnung auf ganzer Länge. Der Griff und die Spitzen waren in Silber gefasst, doch es war die mit äußerster Sorgfalt aufgemalte Jagdszene in Blau und Weiß, die erst ein Kunstwerk daraus machte.
    »Der letzte Siblis.« Er war froh, nach einem Tag der stummen Pirsch wieder ein Geräusch von sich zu geben, auch wenn er nur mit der Nacht sprach. Die anderen Körper hatte er während der letzten Woche gefunden. »Und der hier war der Späher«, sagte er weiter zu sich. »Der Krieg wird sich zum Schlechten gewendet haben, wenn sie diese Praktik wiederbeleben mussten, aber was im Namen des dunklen Ortes führte sie hierher?«
    Er wusste, dass die Siblis in einen beinahe ewigen Krieg mit den Chetse verstrickt waren, einen trägen, bitteren Konflikt, der beide Seiten auslaugte und keinen Gewinner kannte. Jetzt schien es, als seien die Siblis verzweifelt genug, um ihren eigenen Soldaten den Fluch der Gier nach Magie aufzuerlegen, nach einem Verlangen, das sie an den Rand des Todes bringen würde, während sie Waffen für ihre zahlenmäßig unterlegenen Truppen suchten. Man hatte Runen in den Torso des Toten geschnitten, die von Magie offen und blutend gehalten wurden. Wussten sie, in welche Qualen sie ihre Diener damit stürzten?
    »Ich denke, du wirst heute Nacht hungrig bleiben«, rief er plötzlich und blickte zu einer Gestalt hinauf, die ihn vom Dach aus beobachtete. Ein Murmeln klang durch den Nebel – leise, aber gewiss nicht menschlich – und dann war sie verschwunden. Was es auch gewesen sein mochte, es würde nicht zurückkehren; sein Anblick reichte dafür aus.

    Er drehte den Leichnam um und bemerkte lange, knochige, scharfe Auswüchse an beiden Handgelenken. Ein Tasten offenbarte, wie wenig Fleisch an der Gestalt war. Sie alle waren kurz davor gewesen, in dieser fremden Umgebung zu verhungern. Die Haut war rau und geschuppt, wie die einer Echse, viel zäher als menschliche Haut. Dennoch zählte er mindestens ein Dutzend Schnitte und Abschürfungen, die noch nicht verheilt waren.
    Er nahm die Leiche am Fußgelenk und warf sie auf das Dach des kleinen Schuppens, vor dem der Siblis gestorben war. Zumindest heute Nacht würde der Körper ungestört ruhen. Gargoylen waren recht territorial und jagten auf Sicht, nicht nach Geruch. Diese würde nicht
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