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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies
Autoren: Michelle Beattie
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»Ich bin über Daniels Verhalten nicht überrascht, da es nicht das erste Mal ist, dass er sich selbstsüchtig verhalten hat. Aber du«, stieß sie hervor und sah Alicia über ihre lange Nase hinweg an, »du hast dieser Familie Schande gemacht, und ich bin wirklich empört darüber.«
    »Deine Gefühle kann ich nicht ändern, aber ich schäme mich nicht. Dieses Kind wird Blakes Namen tragen, und es wird geliebt werden. Wenn du das nicht akzeptieren kannst, dann steht es dir frei, zu gehen.«
    Ihre Tante hatte in Alicias Augen noch nie so feindselig ausgesehen. »Hast du überhaupt eine Vorstellung, wie schwer es für dich wird, unverheiratet und schwanger zu sein? Alle werden denken, dass du eine – eine Hure bist«, sprudelte sie hervor.
    Das Wort kam nicht unerwartet, aber es kränkte Alicia trotzdem. Und weil sie wusste, es war das erste von vielen Malen, wo sie es hören würde, entschloss sie sich, dieser Beleidigung sofort entgegenzutreten.
    »Dann soll es eben so sein. Aber du vergisst, dass ich bereits früher harte Zeiten durchlebt habe. Dies ist nicht die erste Prüfung, die ich durchstehen musste, und ich bin sicher, es wird auch nicht die letzte sein. Genau wie ich mir ebenfalls sicher bin, dass ich es überstehen werde. Es hat mich noch nie gekümmert, was die Leute von mir denken.«
    »Ja«, höhnte ihre Tante. »Dessen bin ich mir schmerzlich bewusst.«
    »Ich habe Jacob und Anna geliebt, und sie haben mir ein wunderbares Leben beschert. Ich werde ihnen dafür für immer dankbar sein, und ihr Enkelkind wird erfahren, von welch wunderbaren Menschen es abstammt.«
    »Wage es ja nicht, dich und Blake, oder Daniel, oder wie auch immer er sich sonst noch nennt, in einen Topf mit Anna zu werfen! Sie wäre entsetzt zu wissen, dass du unverheiratet und schwanger bist.«
    Da sie keinen Grund dafür sah, noch länger zu streiten, ging Alicia zur Tür und öffnete sie. Das fröhliche Zwitschern der Vögel draußen lieferte einen scharfen Kontrast zu dem Sturm der Gefühle, der drinnen tobte.
    »Bitte geh. Und komme solange nicht wieder, bis du sowohl mich als auch mein Kind in deinem Herzen akzeptieren kannst.«
    Tante Margaret zog beleidigt an Alicia vorbei und hielt ihren Kopf dabei unnatürlich aufrecht. Sie trat nach draußen, dann drehte sie sich nochmals zu Alicia um und sagte: »Du hast dich verändert und zwar nicht zu deinem Vorteil.«
    »Nein, habe ich nicht. Du warst ganz einfach noch nie in der Lage, mich als die Person wahrzunehmen, die ich wirklich bin.«
    Und da nichts mehr dazu zu sagen war, schloss Alicia die Tür.

23
    »Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finden würde«, sagte Sam, als sie zwischen den Grabsteinen hindurchging. Sie setzte sich neben Alicia ins Gras und legte ihr Bouquet aus weißen Blumen auf den Hügel neben einen anderen Blumenstrauß aus zarten blauen Blüten.
    Alicia sah von der Inschrift auf dem aufwändigen Kreuz, das sie selbst geschmiedet hatte und das die Namen von Jacob und Anna Davidson trug, zu ihrer Schwester herüber.
    »Du kanntest sie doch gar nicht.«
    »Das bedeutet doch nicht, dass ich ihnen keine Blumen bringen kann. Außerdem haben sie sich so wunderbar um dich gekümmert, da dachte ich, es wäre eine Art, mich bei ihnen zu bedanken.«
    »Ich denke immer wieder über das nach, was Tante Margaret gesagt hat, dass sie enttäuscht von mir wären. Ich kann diesen Gedanken nicht ertragen. Ich habe sie geliebt und zu wissen, dass sie nicht meine leiblichen Eltern waren, ändert nichts daran.«
    Sam streichelte Alicia den Rücken. »Natürlich tut es das nicht«, antwortete sie.
    Tränen der Scham stiegen Alicia in die Augen. Das Gras, das die Gräber schon lange überwuchs, verschwamm zu einem grünen Teppich. »Ich sehe sie ständig in meiner Vorstellung, Sam, und jedes Mal sind sie so bestürzt, dass sie mich nicht mal anschauen können.«
    »Aus deinen Worten sprichst nicht du, sondern deine Tante, und sie irrt sich. Ich sage ja gar nicht, dass sie zuerst nicht einen Augenblick lang enttäuscht gewesen wären, aber sie haben dich gefunden, eine vollkommen Fremde, und haben dich in ihre Herzen und ihr Heim aufgenommen. Sie haben dich wie ihr eigenes Kind geliebt. Das klingt nicht nach Menschen, die dir in einer Zeit den Rücken zukehren würden, wo du sie am dringendsten brauchst.«
    Sam hatte recht, und die Wahrheit ihrer Worte verringerte die Last, die Alicia auf dem Herzen lag seit dem Tag, als ihre Tante diese hasserfüllten Dinge zu ihr gesagt
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