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Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung

Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung

Titel: Stürmische Begegnung - zauberhafte Eroberung
Autoren: ANNIE BURROWS
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fixierte. Zwischen den kupferfarbenen Locken ragten kleine grüne Zacken hervor. Offenbar hatte sie keine Zeit gefunden, sich das veralgte Grabenwasser aus dem Haar zu spülen. Stattdessen schien sie die schlimmsten Stellen herausgeschnitten, den Rest hastig mit allen möglichen Kämmen hochgesteckt und sich das erstbeste Kleid übergestreift zu haben.
    „Ich dachte, Sie wären die Haushälterin“, brachte er heraus.
    Der Kopf schnellte hoch, und sie maßen sich mit feindseligen Blicken.
    „Ach ja, das entschuldigt natürlich alles, nicht wahr?“, erwiderte sie gepresst.
    Da ihr Onkel unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trat, verkniff sie sich weitere Bemerkungen. Sie durfte ihre Familie nicht kompromittieren. Um sich zu beruhigen, fixierte sie den Stein seiner Krawattennadel – bezeichnenderweise kein Diamant oder Rubin, sondern ein schlichtes Tigerauge. Wenn man beim niederen Landadel zu Besuch war, taten es offenbar auch Halbedelsteine, selbst wenn man einer der reichsten Männer Englands war. Mit seinem ganzen Auftreten brachte er die Verachtung zum Ausdruck, die er für seine potenziellen Bräute übrig hatte – von dem barschen Ton seiner Briefe bis hin zur Wahl des Schmucks.
    „Ja, also …“ Ihrem Onkel war das eisige Schweigen offenbar unangenehm. „Hester ist eine unschätzbare Hilfe für ihre Tante, vor allem, wenn das Haus so viele Gäste auf einmal beherbergt.“
    Stephen sprang ihm bei: „Wie ich hörte, haben wir Ihnen unsere charmanten Unterkünfte zu verdanken, Lady Hester?“
    Zu Lensboroughs Erstaunen versetzte Sir Thomas seiner Nichte einen regelrechten Schubs, sodass sie vor Stephen Farrar landete, und stellte sie einander vor. Dass sie immer wieder die Hände ballte, verriet ihm, wie wütend sie noch war. Nun gut, sie hatte sich aus seinem Mund auch einiges anhören müssen, was nicht für das Ohr eine Dame bestimmt war – aber das gab ihr noch nicht das Recht, ihn so abzufertigen!
    „Ich bin entzückt.“ Stephen setzte zu einem Handkuss an – dem obligatorischen Eröffnungszug der Charmeoffensive, die er gegenüber jedem Mitglied des zarten Geschlechts abspulte, ungeachtet des jeweiligen Alters oder Aussehens.
    Lady Hester versteckte ihre Hände hinter dem Rücken, bevor er auch nur die Lippen spitzen konnte, und trat so abrupt zurück, dass sie sicher das Gleichgewicht verloren hätte, wenn nicht Sir Thomas’ verheiratete älteste Tochter Henrietta ihr just in diesem Moment einen Arm um die Taille gelegt hätte.
    „Setz dich zu mir, Hester“, bat die hochschwangere Frau. „Verzeihen Sie, meine Herren: Wir haben uns so viel zu erzählen. Weißt du, Liebes, Barny zahnt schon wieder …“
    Während Henrietta ihre jüngere Schwester fortführte, sah Sir Thomas abwechselnd Stephen Farrar und Lord Lensborough an, als erwarte er einen Kommentar über das rüde Verhalten seiner Nichte.
    „Ja, sie ist gewöhnungsbedürftig“, gab er ungefragt zu. „Aber nicht mit Gold aufzuwiegen.“ Er räusperte sich. „Da nun alle versammelt sind, sollten wir den Speisesaal aufsuchen. Sie, Lord Lensborough, werden meine Schwester begleiten. Lady Valeria hat unter unseren Damen den höchsten Rang.“ Dann winkte er die ehrwürdige Dame herbei.
    Stephen nutzte die Gelegenheit, seinem Freund ins Ohr zu flüstern: „Das wird ja immer besser. Wir sind in einem verfallenden Labyrinth zu Gast, dessen Bewohner sich gegenseitig an Exzentrik überbieten. Und ich fürchtete schon, mich zu langweilen, während du dieses Arrangement festklopfst, das du leichtsinnigerweise Vernunft ehe nennst.“
    „Und ich hätte mir nie träumen lassen“, schlug Lensborough zurück, „einmal eine Frau so panisch vor deiner geschmacklosen Weste zurückzucken zu sehen.“
    „Das hast du falsch gedeutet.“ Stephen strich über die kirschrot gestreifte Seide. „Es war die Begegnung mit einem leibhaftigen Marquis, die Lady Hester die Nerven geraubt hat. Kaum hattest du bei ihrem Anblick die linke Braue hochgezogen, ging das große Zittern los.“
    Der große Saal, in den die ganze Gesellschaft nun hinüberging, war Lady Moulton zufolge die Halle eines sächsischen Gefolgsadeligen gewesen, um die herum die Gregorys nach und nach ihren Stammsitz errichtet hatten. Der Raum sah tatsächlich aus, als wäre er lange vor der normannischen Invasion errichtet worden. Die nackten Dachbalken, die einem das Gefühl gaben, in einer riesigen Scheune zu sitzen, waren vom Alter geschwärzt, die Steinfliesen uneben, und die
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