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Storm

Storm

Titel: Storm
Autoren: Inka Loreen Minden
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blitzt es. »Ich hoffe, die Ratten fressen dich auf.«
    Ich will ihm so viel erklären, nur hat das jetzt keinen Sinn hat. Ich sollte ihn nicht noch mehr reizen und froh sein, dass er mich gehen lässt.
    Ich drehe mich um, hole zitternd Luft und verlasse meine Wohnung, wohl wissend, dass ich sie nie mehr sehen werde. Dass ich Storm nie mehr sehen werde.
    Aus Angst, der Aufzug könne stecken bleiben – obwohl das bisher nie passiert ist –, nehme ich die Treppen, immer zwei Stufen auf einmal. Da meine Kondition nach der kurzen Nacht nicht die beste ist, erreiche ich viele Stockwerke später das Kellerabteil mit grauenhaftem Seitenstechen. Vor meinen Augen verschwimmt das Eingabefeld für den Zahlencode, das die massive Stahltür in den Untergrund öffnet. Der Senat ändert täglich die Nummer, gut, dass ich den Code-Entschlüssler ständig in meiner Arzttasche habe. Ich öffne sie, reiße das Innenfutter auf und hole ein kleines Gerät heraus, das wie ein winziger Tablet-PC aussieht.
    Nachdem ich die Abdeckung der Tastatur heruntergerissen habe, verbinde ich das Eingabefeld über ein Kabel mit dem Entschlüssler und lasse das Dechiffrierungsprogramm laufen. Keine zwei Minuten später öffnet sich die Tür und offenbart den schwarzen Schlund einer übelriechenden Bestie. Verwesungsgeruch und Feuchtigkeit schlagen mir entgegen.
    Ich war schon mal da unten, aber in Begleitung. Jax hat mich geführt. Nun muss ich den Weg allein finden.
    Ich stecke den kleinen Computer in meine Tasche und hole das größere Tablet heraus. Als ich auf das gesprungene Display tippe, leuchtet es lediglich auf. Mehr passiert nicht. Verflucht, ich kann Jax nicht warnen! Meine einzige Kommunikationsmöglichkeit ist zerstört.
    Der Senat wird bald wissen, dass die Rebellen Veronica holen werden, ich muss in Resur sein, bevor die Rebellen abreisen, oder sie auf den Weg dorthin abfangen. Wenigstens müssen sie durch den geheimen Tunnel, wir können uns nicht verpassen.
    Als ich die Treppen nach unten steige und die schwere Tür hinter mir zufällt, klappern meine Zähne so laut, dass das schaurige Geräusch von den Betonwänden hallt. Meine Knie wollen mich kaum tragen, die Tasche rutscht mir fast aus der schweißnassen Hand, ebenso das Tablet. Es spendet Licht und kann mir den Weg weisen. Jax hat in Knöchelhöhe winzige Pfeile in die Tunnelwände geritzt, damit ich den Ausgang finde, sollte ich einmal fliehen müssen. Daher folge ich der ersten Markierung bis sich der Weg teilt. Dort muss ich neue Hinweise suchen, was mich Zeit kostet. Auf diese Weise bin ich ewig unterwegs. Nie im Leben schaffe ich es pünktlich aus dem Labyrinth.
    Ich heule wie ein Kind, weil ich mich verloren fühle. Die Dunkelheit mit all den seltsamen Geräuschen und ekelhaften Gerüchen bringt mein Herz zum Rasen. Der Puls trommelt in meinen Ohren. Es riecht nach Tod und Verwesung. Ratten, so groß wie Katzen, die sich hier ebenfalls herumtreiben, huschen an mir vorbei. Ich habe Angst, dass diese Biester mich anfallen. Sie sind ausgehungert und übertragen Krankheiten. Ich bin unbewaffnet, habe bloß ein lächerliches Skalpell in meiner Arzttasche.
    Um mich abzulenken, will ich an schöne Dinge denken, aber ich habe ununterbrochen Storms verletztes Gesicht vor Augen, seine Enttäuschung, die Wut.
    Wieso tut es so weh? Warum fehlt er mir? Unsere Beziehung beruhte doch fast nur auf Sex und Leidenschaft. Wir konnten nicht zusammen ausgehen, uns nirgendwo als Paar blicken lassen. Außer uns wusste niemand in White City von unserer Beziehung.
    Sein gesamter Lebensinhalt bestand bisher aus der Warrior-Ausbildung und der Suche nach Rebellen. Wäre er nicht ins Krankenhaus gekommen, hätte er nichts anderes gekannt. So weiß ich immerhin, dass er meine Computerspiele mag, gerne Hühnchen isst, auf dem Bauch schläft und mit bürgerlichem Namen Kane Archer heißt. Dass er einfühlsam und ein fantastischer Liebhaber ist … Als ich an unseren letzten Sex denke, wie er sich mir hingegeben hat, füllen frische Tränen meine Augen. Oh Gott, wie tief verletzt muss er sein. Er hat mit einem Rebellen verkehrt, gegen die er sein Leben lang abgerichtet wurde.
    Als ich plötzlich Schritte höre, bleibe ich erstarrt stehen. Warrior. Sie marschieren in meine Richtung! Ich habe vor lauter Angst wegen der Viecher fast vergessen, dass mir hier weit schlimmere Gefahren drohen. Wenn sie mich finden, verhaften sie mich, falls sie mich nicht gleich erschießen. Die Soldaten suchen immer noch die
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