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Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)

Titel: Stop saying Goodbye: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Dessen
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parkte weithin sichtbar in der Auffahrt zwischen unseren Häusern unter dem Basketballkorb, damit seine Eltern ihn auch immer schön im Blick hatten. Die wenigen Male, die Dave überhaupt wegdurfte, verbrachte er daher bei dem Modell.
    Wobei er das aus irgendwelchen Gründen am liebsten allein tat; deshalb kam er stundenweise, mal früher, mal später am Abend, aber immer, wenn wir anderen schon weg waren.
    Doch obwohl er physisch nicht präsent war, war seine Anwesenheit nicht zu übersehen, denn im Laufe der vergangenen Woche waren überall auf dem Modell langsam, aber sicher mehr Figürchen aufgetaucht. Um sie gleichmäßig über die ganze Fläche zu verteilen, wandte er weder die Sektoren- noch die Windradmethode, noch sonst irgendein System an, jedenfalls kein auf Anhieb erkennbares. Sie schienen einfach täglich mehr zu werden, so wie die Bevölkerung einer Stadt ja auch ganz von allein wächst. Jede einzelne Figur   – Männer, Frauen, Kinder, Leute, die Hunde Gassi führten, Polizisten, Fahrradfahrer   – wurde eindeutig mit großer Sorgfalt hinzugefügt. Da machte sich jemand offenkundig Gedanken darüber, was er wo tat. Des Öfteren stand ich in unserem Haus vorne neben der Eingangstür am Fenster, blickte zu den hinteren Dachfenstern des
Luna Blu
hinüber, die ich so gerade eben ausmachen konnte, und fragte mich, ob er sich dort oben wohl gerade über die kleine Welt beugte, die unter unseren Händenstetig gewachsen war, und einen Menschen nach dem anderen da hinein entließ. Fast jedes Mal verspürte ich den Impuls hinzugehen, mich zu ihm zu gesellen. Doch was er da trieb, kam mir beinahe vor wie etwas Heiliges, ein Ritual, das er allein durchführen musste. Deshalb ließ ich ihn in Ruhe.
    »Noch fünf Minuten!«, rief Deb aus und hastete mit dem ZÜBEZ hastig hinter mir her. Über das Modell hinweg blickte ich zu Riley, die mit gerunzelter Stirn eine Kreuzung zurechtrückte; Heather bewunderte ihre Bäume; Ellis, zu meiner Linken, steckte ein Stoppschild in die winzige Verankerung.
Klick
.
    »Eine Minute!«, hörte ich Deb atemlos sagen. Ich richtete mich auf, atmete tief durch, ließ meinen Blick über das Modell in seiner Gesamtheit und die Gesichter meiner Freunde, die sich darum versammelt hatten, wandern. Während der Sekundenzeiger unaufhaltsam vorrückte, waren wir um unsere Gemeinschaftsarbeit herum versammelt und schwiegen. Einmütig. Von unten ertönten plötzlich laute Stimmen: Die Belegschaft des
Luna Blu
fing an, rückwärtszuzählen. Ein Sprechchor, der das Ende einer Ära und den Beginn einer neuen ankündigte.
    »Fünf!« Ich betrachtete den letzten Busch, den ich eingesetzt hatte, berührte ihn sachte mit einem Finger.
    »Vier!« Ich sah Riley an. Sie erwiderte meinen Blick mit einem Lächeln.
    »Drei!« Deb stellte sich neben mich, kaute angespannt auf ihrer Unterlippe.
    »Zwei!« Irgendwer hatte unten bereits zu applaudieren begonnen.
    Und in jenem Bruchteil einer Sekunde, unmittelbar vor dem definitiven Ende, ließ ich meinen Blick erneut über dasModell wandern. Suchte etwas ganz Bestimmtes. Und als ich es entdeckt hatte, bemerkte ich noch etwas. Etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Doch da waren längst alle aufgesprungen und jubelten. Eins.
     
***
     
    »Wo willst du hin?«, rief Dad mir nach, als ich um die Ecke bog. »Du verpasst noch die Party.«
    »Bin gleich wieder da«, antwortete ich.
    Er nickte, drehte sich wieder um. Er stand mit jeder Menge anderer Menschen an der Bar: das gesamte Team des
Luna Blu
, einige der treuesten Stammkunden, dazu Deb, Riley, Heather und Ellis. Alle unterhielten sich angeregt und futterten die gesamten Vorräte frittierter Essiggurken auf, welche die Küche noch hergab. Opal war natürlich auch da, schenkte Bier aus, wirkte glücklich und gelöst.
    Ich lief die Treppe zum Speichersaal hoch. Konnte sie zunächst noch reden und lachen hören, denn ihre Stimmen stiegen bis zu mir empor. Doch schon oben auf dem Treppenabsatz wurde es still, geradezu friedlich. Und im Raum erstreckte sich das Modell unbeweglich und ruhig vor mir. Ich hatte es noch nicht so ausführlich betrachten können, wie ich wollte. Hatte dafür einen Moment abgewartet, wo ich allein war und Zeit hatte, wie jetzt.
    Ich beugte mich über das Viertel, in dem wir wohnten, musterte die dort installierten Figuren. Auf den ersten Blick konnte man den Eindruck gewinnen, sie wären in ähnlicher Weise arrangiert wie überall sonst: in quasi zufälligen Formationen, einige in
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