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Sternenfaust - 163 - Turanors Entscheidung

Sternenfaust - 163 - Turanors Entscheidung

Titel: Sternenfaust - 163 - Turanors Entscheidung
Autoren: Anonymous
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ich will mich ermannen, mit voller Absicht, einen der Meinen zu töten. Wäre es doch nur im Kampf geschehen! Ich war so außer mir, dass ich es vermocht hätte! Doch nun? Hilflos hängt Yonar aufgespießt an der Wand … und atmet …
    Turanor umfasste den Oberkörper Yonars und zog ihn mit einem Ruck vom Kelaari-Spieß. In solch unwürdiger Haltung sollte er nicht aus dem Leben scheiden. Turanor bettete den Reglosen auf den Boden.
    Es ist nicht auszuschließen, dass ich mich auf die Haanta’yo eingelassen habe, um zu sterben. Doch dann siegte mein Lebenswille, schließlich sogar riss der Kampfeswille mich fort. Doch die Haanta’yo ist erst beendet, wenn ich den letzten Schritt gegangen bin.
    Plötzlich spürte Turanor, wie Yonars Lebensflamme wieder größer wurde! Der Renegat war im Begriff, aus seiner Ohnmacht aufzuwachen.
    Töte ihn! , rief sich Turanor zu. Töte ihn, ehe er zu Bewusstsein kommt. Bevor der Kampf vielleicht von Neuem beginnt!
    Yonar begann, sich zu regen. Dumpfe Stöhnlaute entwichen seinem Mund.
    Turanor konnte es nicht.
    Er begriff, dass er unfähig war, mit klarem Verstand und voller Absicht einen der Seinen zu töten. Es ging schlicht nicht. Er hatte versagt.
    Yonar kam zu sich und schlug die Augen auf. Seine rechte Hand fuhr langsam zu seiner linken, durchbohrten Schulter. Er ächzte leise.
    Turanor kniete sich neben ihn.
    »Wieso?« , erklang Yonars mentale Stimme in Turanors Sphäre.
    Turanor schwieg und sah Yonar nur an.
    »Du hättest die Haanta’yo für dich entscheiden können, Turanor. Wieso hast du’s nicht getan? Ich an deiner Stelle hätte nicht gezögert, den letzten Schritt zu vollziehen.«
    »Ich weiß, Yonar. Dies unterscheidet uns.«
    »Die Haanta’yo ist erst dann beendet, wenn einer von uns beiden auf die andere Seite gegangen ist.«
    »Ich weiß, Yonar.«
    »Wollen wir weiterkämpfen?«
    »Nein, Yonar.«
    »Dann haben wir keine Entscheidung …«
    »So ist es, Yonar.«
    Wir haben noch immer keine Entscheidung , dachte Turanor.
     
    *
     
    »Ich danke den Göttern, dass ihr beide am Leben seid!« Kangaara umschlang Turanor noch fester, achtete aber darauf, mit dem Kopf nicht unabsichtlich seinen Nasenverband zu berühren. Sie saßen auf dem Bett in ihrem Quartier. »Mein Turanor! Die Vernunft, von der ich glaubte, dass sie dich verlassen hat, sie kehrte im rechten Moment zurück!« Sie presste ihren Kopf an seine Brust.
    »Ich labe mich an deiner Freude, Kangaara. Doch ich bin mir nicht sicher, ob es Vernunft war, die mich vor dem letzten Schritt zurückschrecken ließ. Hätte ich Yonar getötet, so wäre vielleicht jetzt schon alles entschieden. Doch nun ist es so, dass Yonars Flotte in kürzester Zeit aus dem Überraum fallen und die Befehle des Verschonten erwarten wird.«
    »Ich will die Hoffnung nicht aufgeben, dass die Unseren zu einer Einigung finden, auch ohne, dass einer von euch beiden sterben muss.«
    »Es gibt jetzt nur noch eine einzige Möglichkeit, eine Einigung herbeizuführen und den entsetzlichen Krieg zu beenden.«
    »Was meinst du, Turanor?«
    »In den Augen der Unseren hat Yonar, obschon er die Haanta’yo nicht für sich entscheiden konnte, bewiesen, dass er der Stärkere ist. Er flehte nicht darum, dass ich sein Leben verschone, er sah dem Tod ins Auge und war bereit ihn anzunehmen – für die Sache, an die er glaubt. Im Bewusstsein des nahen Todes befahl er seiner Flotte vorzurücken, und zeigte damit den Unsern, dass er sein Bestreben niemals aufgeben wird, die Alendei auf jenen Pfad zurückzuführen, den er für den richtigen hält. Ich aber hätte die Möglichkeit gehabt, durch entschlossenes Handeln jedem zu zeigen, dass die Stärke bei mir und meinem Weg wohnt. Ich habe sie nicht genutzt. Und deshalb bin ich nicht der starke Anführer, den die Unsern brauchen. Ich werde von meinem Amt zurücktreten.«
    »Und Yonar damit zum Ältesten machen?«
    »Dies ist nicht unbedingt gesagt. Der Rat des Allvolks bestimmt den Ältesten.«
    »Der Rat des Allvolks hätte keine Wahl! Siehst du das denn nicht, Turanor? Mehr als die Hälfte der Unsern steht hinter Yonar, und seine Flotte bedroht Helemaii’nu! An Yonar ginge kein Weg vorbei, wenn du zurückträtest.«
    »Dann muss es so sein. Das Leben von Tausenden steht auf dem Spiel …«
    »Und wenn Yonar die Unsern gänzlich auf den Weg der Basrul zurückführen wird? Wenn diese wieder von uns verlangen, unsägliche Grausamkeiten an den Gaianii zu verüben?«
    Turanor schwieg. Langsam legte er die Hände
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