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Sternenfaust - 101 - Der Weltraumfriedhof (2 of 2)

Sternenfaust - 101 - Der Weltraumfriedhof (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 101 - Der Weltraumfriedhof (2 of 2)
Autoren: Anonymous
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nicht aktivieren, und sein Raumanzug war zwar autark, aber auch deutlich leistungsschwächer. Mit ihm konnte er nur jemanden erreichen, der sich ohnehin in seiner Nähe befand. Und da, das machte der erneute Blick durch das Fenster deutlich, war niemand. Nur die raue Oberfläche des Felsbrockens, auf dem er gelandet war – und darüber zahllose weitere Himmelskörper, die im Licht der fernen Sonne durchs All schwebten.
    Doch wenn er ausstieg, alles auf eine Karte setzte, dann trieb er vielleicht nahe genug an einen Kollegen heran, um auch über Helmfunk Kontakt herzustellen und auf sich aufmerksam machen zu können.
    Ich muss verrückt sein, um darüber überhaupt nachzudenken , schalt er sich in Gedanken einen Narren. Damit würde ich nicht nur das Shuttle zurücklassen, es aufgeben und damit einen unvergleichlichen faux pas bei einem Manöver begehen. Nein, ich begäbe mich auch in unmittelbare Lebensgefahr. Wer garantiert mir denn, wo ich bei diesem Weltraumspaziergang hintreibe? Wer garantiert mir, dass ich die anderen finde – oder sie mich? Der Kampfanzug hatte keine Manövrierdüsen. Wenn Kim jetzt ausstieg, überantwortete er sich der Schwerelosigkeit. Buchstäblich mit Haut und Haar. Auch Hollis hatte das nicht überlebt.
    Aber der ist immerhin zu einer Sternschnuppe geworden , dachte er in einem Anfall von Galgenhumor. Als er in den Erdorbit eintrat und verglühte, sah ihn ein Kind vom Erdboden aus und wünschte sich etwas. Oder so ähnlich, ist ‘ne Weile her, dass ich Bradbury gelesen habe.
    Was dann geschah, war so bizarr, dass Kim hinterher nicht hätte sagen können, ob es von ihm selbst ausgegangen war, oder nicht. Er sah, wie seine Hand nach vorne griff, dem Öffnungsmechanismus der Ausstiegsluke entgegen – und dachte sich doch gleichzeitig, wie dumm es wäre, jetzt die Luke zu öffnen. Sein Verstand erkannte die Gefahr, doch sein Körper setzte auf Risiko. Es war Kopfgefühl gegen Bauchgefühl, und der Kopf drohte zu verlieren.
    Ein Knacken in seinem Helm ließ ihn innehalten. »Hollis. Hollis, hier spricht Stone.«
    Kim erkannte die Stimme sofort: Bayonne. Der alte Haudegen hatte ihn gefunden, musste ganz in der Nähe sein und rief ihn jetzt über Helmfunk, indem er die Bradbury-Geschichte zitierte, über die sie erst kürzlich gesprochen hatten. Konnte Johnny etwa Gedanken lesen?
    »Stone, hier Hollis«, antwortete er erleichtert. »Sag mal, wo wart ihr die ganze Zeit? Ich wollte mich hier schon häuslich einrichten.«
    Bayonne lachte. »Na, wenn dir so viel dran liegt, dann lass ich dich gerne wieder allein mit deinem neuen Zuhause. Aber beschwere dich nicht, wenn niemand von uns zur Einweihungsparty erscheint.«
    Kim blickte sich um, und jetzt endlich konnte er Bayonnes Jäger erkennen. Es kam von hinten in sein Blickfeld, nur wenige hundert Meter entfernt.
    »Du hast dein Schiffchen kaputt gemacht«, sagte der Marine tadelnd, doch Kim wusste, dass es scherzhaft gemeint war. »Der Asteroid, auf dem du landen wolltest, hat sich unter dir gedreht, als du aufgesetzt hast. Dein Shuttle ist nicht mehr da, wo es eigentlich sein sollte. Ich gebe Santos Bescheid, dass er ein paar Techniker schickt, die den Kasten reparieren.«
    Jetzt verstand er. Der verflixte Felsbrocken hatte eine Drehung gemacht, die nicht berechnet war – deshalb konnte die Landung gar nicht funktionieren. In Marine-Kreisen nannte man dieses äußerst seltene Phänomen einen Sternenwalzer, und jeder Pilot, der es erlebte, musste danach einen ausgeben.
    »So eine Gemeinheit«, sagte Kim. »Aber ich fürchte, der heutige Abend im Fuzzy’s geht auf mich.«
    »Worauf Sie sich verlassen können, Marine«, erklang nun auch Sergeant Sorensens Stimme. »Und genau dafür holen wir Sie jetzt da raus. Irgendwer muss doch die Drinks bezahlen …«
     
    *
     
    »Bei uns sind alle Systeme grün, Commander«, drang die Stimme von Chefingenieurin Jenny Black Fox durch den Bordfunk, und Joelle Sobritzky schluckte unmerklich. Sie war froh, dass sie in ihrem Navigatorensessel rechts vorne in der Zentrale relativ unbeobachtet war. Hinter all den Konsolen und Monitoren konnte die zierliche junge Frau gewissermaßen verschwinden, und sei es auch nur gedanklich. Wenn sie im Dienst war – und wann war sie das nicht? –, ging Joelle ganz in ihrer Arbeit auf. Vielleicht war das mit ein Grund dafür, dass sie noch immer Single war.
    Es war so weit. Zeit für den Testlauf. Wieder rauf aufs Pferd.
    »Sie haben den Lieutenant Commander gehört, Ladies
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