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Sternenfaust - 087 - Amnesie

Sternenfaust - 087 - Amnesie

Titel: Sternenfaust - 087 - Amnesie
Autoren: Sascha Vennemann & James Halske
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Ratsvorsitzenden, der uns vor ein paar Monaten ins Haus flatterte?«
    »Natürlich, schließlich sollte die Produktion doch hier auf dem Mars stattfinden – und das hat sie ja auch. Wir hatten ebenfalls viele Patienten hier im Krankenhaus, die unter dem PFS-Virus litten.«
    Der Mann im Anzug nickte. »Ja, es lief alles nach Plan, zumindest was die Herstellung betrifft.« Er atmete tief durch. Das Seufzen wurde über die kleinen Lautsprecher in der Tischplatte in Silbersdorffs Büro übertragen. »Jetzt aber ist einiges aus dem Ruder gelaufen und der Aufsichtsrat macht sich berechtigte Sorgen darüber, was für Konsequenzen es haben könnte, wenn Rudenko bestätigt, was sowieso schon an die Öffentlichkeit gelangt ist – nämlich, dass das Virus unser Produkt ist.«
    »Aber das könnte Rudenko wahrscheinlich doch gar nicht. Auch Untersuchungen haben nicht eindeutig feststellen können, ob seine vagen Erinnerungen echt sind oder auf den unterschiedlichen Medienberichten basieren.«
    »Nun, der Aufsichtsrat ist nicht bereit, es darauf ankommen zu lassen.«
    »Wollte Franz Jackson da nicht alles in die Wege leiten, dass dies nicht geschieht?«
    »Doch, das schon. Aber der Herr Konzernsprecher hält sich zurzeit auffällig bedeckt und macht sich rar. Es ist schon komisch, dass er bei den letzten beiden Aufsichtsratssitzungen nicht aufgetaucht ist. Er hat sich zwar entschuldigen lassen, aber das ist sonst nicht seine Art. Wie auch immer, der Aufsichtsrat hat – auch ohne die explizite Zustimmung von Jackson – beschlossen, etwas in dieser Sache zu unternehmen.«
    Abraham Silbersdorff war auf seinem Bürosessel nach vorne gerutscht und warf dem Mann auf dem Bildschirm einen fragenden Blick zu. »Und was könnte das sein?«
    Der Mann im Anzug ließ seine Zähne aufblitzen. Das raubtierhafte Lächeln jagte dem Klinikleiter einen Schauer über den Rücken. »Was ich Ihnen jetzt erzählen werde, ist noch geheimer als diese ganze PFS-Geschichte es ohnehin schon ist. Der Aufsichtsrat hat eine interne Arbeitsgruppe damit beauftragt, ein wirksames Mittel gegen posttraumatischen Streß zu entwickeln. Es ist eine Variante des Mittels, dem unsere drei Patienten ausgesetzt waren. Aber so wie es jetzt aussieht, kann man damit auch lästige Zeugen in dieser unangenehmen Situation auf humane Weise loswerden …«
    Abe sog scharf die Luft ein. »Was meinen Sie? Wollen Sie etwa behaupten, Rudenko müsse ster-?«
    »Aber nein! Nein, Mister Silbersdorff! Sagte ich nicht ›human‹? Niemandem ist damit geholfen, wenn der Ratsvorsitzende auf diese Art und Weise und ausgerechnet hier in unserern Vorzeige-Krankenhaus von der Bildfläche verschwindet. Unsere Arbeitsgruppe hat eine etwas subtilere Methode entwickelt, wie die ganze Sache – nun ja, wie sage ich es am besten – in Vergessenheit geraten kann.«
    Abraham Silbersdorff löste sich aus der verkrampften Haltung, in die er bei der vorherigen Äußerung seines Gesprächspartners verfallen war.
    Mord kam für ihn nicht in Frage. Er liebte seine Arbeit und war auch bereit, dem Konzern in der Sache »PFS-Virus« loyal zur Seite zu stehen, aber Rudenko dafür umzubringen – das ging ihm zu weit. Doch hatte auch er ein Interesse daran, dass der Ratsvorsitzende Far Horizon mit einer etwaigen Bestätigung der aufgekommenen Beschuldigung, das PFS-Virus sei ein Produkt des Konzerns, nicht in den Ruin trieb. Interessiert forderte er sein Gegenüber mit einer Handbewegung dazu auf, fortzufahren. »Sprechen Sie.«
    »Unsere Labore auf dem Mars waren ja maßgeblich an der Forschung und bei der Produktion des gewünschten Biostoffes beteiligt. Dass der Auftrag im Grunde erledigt wurde und somit abgeschlossen ist, heißt nicht, dass wir uns mit dem Produkt nicht noch eingehender beschäftigt hätten. Gerade das Heilmittel der Genetics und seine Struktur hat noch einmal ein ganz neues Licht auf unsere Erfindung geworfen. Die Genetics haben da fantastische Arbeit geleistet und das in einer Geschwindigkeit, von der wir bei den uns zur Verfügung stehenden Mitteln nur träumen können. In unserer Arbeitsgruppe kam nun der Gedanke auf – warum nicht vorhandene Ressourcen nutzen?«
    Silbersdorff wurde langsam ungeduldig. Diese Aufsichtsrats-Typen schwafelten immer herum und hörten sich gerne reden. Das hatte Abe auch schon bei den Memos bemerkt, die die Konzernführung an die höhergestellten Mitarbeiter verschickte. Der Informationsgehalt eines einzelnen Satzes wurde da oft in einem halbseitigen Text
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