Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise

Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise

Titel: Sternenfaust - 068 - Der Schlafende Weise
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Illusion, die auf einer Technik basiert, die wir nur einigermaßen verstehen, aber nicht annähernd beherrschen – geschweige denn, dass wir uns selbst als ihre Schöpfer bezeichnen könnten …
    Aber das würde sich ändern.
    Die Erfolge, die Zyrolaan in seiner bisherigen Amtszeit vorweisen konnte, waren noch bescheiden. Es gab viele Widerstände der Traditionalisten zu überwinden, die alles, was von den Erhabenen stammte, als heilig und sakrosankt ansahen.
    Doch die Technologie der Erhabenen musste weiterentwickelt und den Bedingungen dieser Zeit angepasst werden. Alles andere bedeutete nur einen langsamen Niedergang, eine Schwächung ihrer Position.
    Zyrolaan hörte einen Summton, der für ihn mit einem ganz bestimmten Rot und einer Geruchsnuance verbunden war.
    Jemand mit höchster Priorität verlangte nach einer Interkom-Verbindung mit dem Herrscher-auf-Zeit.
    Fast instinktiv stieß der Hestan einen Laut im sehr tiefen Frequenzbereich aus, der für menschliche Ohren kaum hörbar gewesen wäre. Dazu nutzte er die Röhrengänge innerhalb seines Knochenkamms, die mit dem Rachen-Nasentrakt seines Gesichts verbunden waren. Mehrere Zäpfchen in diesen Gängen halfen, die genaue Tonhöhe modulieren zu können. Jeder Hestan hatte das, was irdische Musiker ein absolutes Gehör nannten. Jeder Tonhöhe war auch eine Bedeutung zugemessen. Die Hestan verfügten so neben der herkömmlichen Sprache noch über ein zweites, nonverbales Kommunikationssystem. Das hatten sie zwar mit fast allen sprachbegabten Spezies gemein, allerdings war bei ihnen dieses nonverbale Zeichensystem aus der Kombination von Tonhöhen und melodiösen Phrasen fast genauso differenziert wie die Sprache.
    Der Ton, den Zyrolaan ausstieß, aktivierte das Interkom-System seines Gürtel-Kommunikators. Das Gerät projizierte eine Holosäule – gut drei Meter von Zyrolaan entfernt. Das lebensgroße Abbild von Befehlshaber Mentoraan wurde sichtbar.
    »Ich nehme an, ich bekomme jetzt einen Lagebericht, der die positive Wendung der kriegerischen Ereignisse beinhaltet«, sagte Zyrolaan, während er gleichzeitig mit Hilfe der Luftröhren innerhalb seines Knochenkamms eine Folge dunkler Begleitakkorde erzeugte, die so etwas wie einen ironischen Kommentar zum gesprochenen Wort darstellten. Nur unter Hestan konnte man auf diese Weise kommunizieren. Mit einem der zahlreichen Msssarrr, die auf Hestanor A lebten, wäre das schon schwieriger gewesen, denn sämtliche Translatorsysteme, die sich den physiologischen Voraussetzungen der Arachnoiden anpassen ließen, fehlte die Fähigkeit, zwischen dem gesprochenen und den Nebentönen klar zu unterscheiden, was immer wieder zu Missverständnissen führte. So war Zyrolaan im Umgang mit Msssarrr generell dazu übergegangen, auf Nebentöne des Knochenkamms zu verzichten – auch wenn dies die Kommunikation entsetzlich einfach und arm an Bedeutungsnuancen machte.
    Aber sollte man machen? Auch wenn die Verwandtschaft der Msssarrr mit den Erhabenen nicht zu leugnen war, so musste es sich doch entweder um sehr ferne Verwandte dieser Spezies handeln oder es waren einige entscheidende genetische Sequenzen im Verlauf der Msssarrr-Geschichte deaktiviert worden.
    Ein Problem, das vielleicht vor einer halben Million Hestan-Jahren entstanden war, wie führende Wissenschaftler und vor allem die Priesterschaft des Schlafenden Weisen annahmen.
     
    *
     
    Befehlshaber Mentoraan verstand die Nebentöne seines Herrschers-auf-Zeit problemlos, wie eine amüsierte Erwiderung aus einer Folge verhältnismäßig hochfrequenter Kopfkammtöne bewies.
    »Wir bekommen den Angriff unter Kontrolle. Die Strategie des Gegners basiert auf dem Wunsch einer direkten Infanterie-Konfrontation und der Landung von Truppen. Wie wir aus Berichten wissen, die uns von den Kolonien erreichten, setzen sie außerdem hemmungslos primitive Atomwaffen ein, weil sie selbst offenbar sehr strahlenresistent sind.«
    »Das bedeutet, wir dürfen nicht gestatten, dass einige ihrer Einheiten bis in den Orbitalbereich einer unserer Welten gelangen«, schloss Zyrolaan.
    »Genau das werden wir verhindern. Aber was die Distanzbewaffnung angeht, ist der Gegner uns deutlich unterlegen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, wann wir die Situation bereinigt haben.«
    »Das freut mich zu hören.«
    »Mit einzelnen gezielten Schlägen des Gegners, die dennoch sehr zerstörerisch wirken können, müssen wir trotzdem rechnen. Ihre Kampfweise nimmt wenig Rücksicht auf die eigene Sicherheit und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher