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Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt

Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt

Titel: Sternenfaust - 064 - Relikt Hohlwelt
Autoren: Luc Bahl
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ausgerechnet von Mutawesi kam.
    Es war bekannt, dass sie in vielen Punkten verschiedener Ansichten waren. In mancher Hinsicht empfand er ihre Differenzen sogar als unüberbrückbar. Dergleichen durfte er sich natürlich nicht anmerken lassen, vor allem durfte es ihn nicht in seiner Haltung gegenüber Robert Mutawesi beeinflussen, so schwierig das manchmal auch war. Umso peinlicher empfand er das offenherzige Bekenntnis Mutawesis, von dem er eigentlich angenommen hatte, dass er der Letzte sei, dem sein, van Deyks Karriere oder Schicksal am Herzen lag.
    So kann man sich täuschen!
    Das Thema der Gefangenschaft von Dana Frost geisterte immer noch in Form von Gerüchten durch das Schiff. Seitdem der Captain zurück an Bord war, wurde sie unentwegt heimlich von ihrer Mannschaft beobachtet. Auch van Deyk war das nicht entgangen – und gehörte sogar zu denen, die ab und zu verstohlene und gedankenverlorene Blicke auf Frost richteten. Was genau die Morax alles mit ihr angestellt hatten und wie diese Zeit unter Sklaven Dana verändert hatte, das würde sich wohl erst im Laufe der Zeit herausstellen. Bei einem ihrer letzten Aufträge, und gleichzeitig einer der ersten Missionen seit der Rückkehr des »Eisbiestes«, wie Frost teilweise von der Mannschaft genannt wurde, schien der Spitzname des Captains noch passender zu sein. In den Gesprächen mit den Genetics hatte Dana eine bis dahin von ihr kaum gekannte Härte an den Tag gelegt, was die Brückencrew sehr überrascht hatte. Vielleicht war es aber auch nur der Stress gewesen, den eine solche Wiedereingliederung in den aktiven Dienst mit sich brachte.
    Van Deyk erkannte, dass selbst nach Dana Frosts Rückkehr auf die STERNENFAUST das Trauma ihrer Abwesenheit noch deutlich nachschwang. Sonst wäre ihm nicht gerade jetzt die Episode mit Mutawesi wieder eingefallen.
    Und es lag an ihrem Auftrag. Es ging zurück zur Hohlwelt 2, die sie seinerzeit so überstürzt verlassen mussten. Einerseits weil das Hauptquartier wollte, dass Milton Lexington III. das Kommando übernahm, andererseits weil es der Ansicht war, es sei besser, die Erforschung des Relikts der Toten Götter, insbesondere des Transmitters »kompetenteren Personen, nämlich echten Wissenschaftlern« zu überlassen.
    Er sah, dass Dana Frost die gleichen Daten auf ihrem Schirm geöffnet hatte wie er. Jetzt war es mit seiner Beherrschung vorbei und ein breites Grinsen zog sich über sein Gesicht. Nach dem Bericht, den sie gerade lasen, schien es unter den ach so kompetenten Wissenschaftlern in der Hohlwelt zu schlimmen Zerwürfnissen gekommen zu sein, die die eigentliche Arbeit an der Erforschung des defekten Transmitters ernsthaft gefährdete.
    Doch dann riss er sich wieder zusammen.
    »Captain«, sagte er, »darf ich Sie kurz etwas fragen?«
    »Nur zu, I.O. – was gibt es?«
    »Hatten Sie seit Ihrer Rückkehr schon Gelegenheit mit Bruder William zu sprechen?«
    »Äh – natürlich, wieso?«
    »Hat er Ihnen von dem Crewman erzählt?«
    »Welchem Crewman, I.O.?«
    »Sie sollten ihn bei passender Gelegenheit darauf ansprechen, Captain …«, antwortete van Deyk ausweichend.
     
    *
     
    Obwohl alle Delinquenten sorgfältig geknebelt worden waren, übertönte ihr jammervolles Ächzen und hilfloses, unartikuliertes Geschrei beinahe die Konversation, die die elegant gekleideten Herren des Hofstaats mit den nicht minder hübsch herausgeputzten Damen führten. Vorerst konnte noch niemand die armen Teufel sehen, doch dafür waren sie umso besser zu hören. Nicht nur ihr von den Knebeln gedämpftes Wehklagen, sondern auch das haltlose Rutschen und Poltern ihrer gefesselten Körper, die in dem riesigen Rad des Schicksals durcheinanderfielen und stolperten, ging nicht lautlos vonstatten, als sich das Rad in Bewegung setzte.
    »Dem Vernehmen nach wurden diesmal sieben Todeskandidaten aus dem Kerker ausgewählt«, sagte Graf Molatt zu Baroness Agrena, der blutjungen Frau seines unmittelbaren Vorgesetzten, des Schriftkammermeisters Baron Chogren. Sie hatte schon einige Gläser des stark vergorenen Nurranto-Suds getrunken, der von den Dienern zur Erfrischung der Gäste gereicht wurde. Vielleicht kicherte sie deshalb so hemmungslos über jeden Satz, den der Graf äußerte, als entspringe alles aus seinem Mund dem Quell höchster Weisheit.
    Molatt ließ seinen Blick hastig herumschweifen, aber das alberne Getue der schönen, schon reichlich betrunkenen Baroness fiel nicht weiter auf. Noch nicht. Ihr Mann stand weit abseits der
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