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Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)

Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 056 - Die Verschwörung (2 of 2)
Autoren: Luc Bahl
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Malachenkos verjagt, dann wurde das Auge Rrres, des Alleserleuchters, zum letzten Mal vom Anblick der ihm geweihten Tiere erfreut. Je weiter sie sich vom Tempelbezirk entfernen, desto gefährdeter sind sie … und desto sinnloser wird sein Feldzug …«
    »Ich weiß, Herr«, erwiderte Kanturiol. Rigbalton von Rauni hatte ihm vom Schicksal der Affen erzählt, die auf Befehl des Kazan gelegentlich eingefangen und in die ferne Hauptstadt verbracht worden waren. Sie alle waren innerhalb kürzester Zeit in den kazanischen Zwingern verendet.
    Kanturiol hatte seit der unerlaubten Entfernung von seiner ehemaligen Jägereinheit bei Malachenkos Truppen mehr Zweifel schürende Erschütterungen seiner Überzeugungen, seines Glaubens und Denkens hinnehmen müssen, als während seines gesamten Lebens zuvor.
    Der Tempel gehörte dem Kazan, mochte es sich bei diesem Herrscher auch um eine schwache, ignorante Persönlichkeit handeln, die das Schicksal des entlegenen Heiligtums kaum interessierte. Der Palast des Kazans und die Hauptstadt der Welt lagen weit entfernt von hier. Dennoch hielt ein regelmäßiger Austausch von Nachrichten, die von den halbzahmen Sturmseglern zwischen dem Zentrum des Reiches und seinen Außenposten wie diesem Tempel hin und her transportiert wurden, den Kazan über jede Entwicklung selbst in den entferntesten Teilen des Imperiums auf dem Laufenden. Längst trugen Sturmsegler die Nachricht vom bevorstehenden Angriff Fürst Malachenkos in Richtung Hauptstadt. Doch mittlerweile hegte Kanturiol heftige Zweifel daran, ob der Herrscher Truppen in Bewegung setzen würde, um ihnen zu helfen.
    Selbst wenn es ihnen gelingen sollte, den Angreifern eine Zeitlang standzuhalten, war die Gefahr ja nicht gebannt. Die Tatsache, dass er und Odira bevor sie in den Tempel gelangten, von Kriegern des benachbarten Fürsten Schaschellon gefangen genommen worden waren, bewies eines unmissverständlich:
    Malachenko war nicht der Einzige, der seine machtgierigen Klauen nach dem Heiligtum ausstreckte.
    Am Schlimmsten war jedoch die Erschütterung gewesen, die der Mord an Prinz Lamfar bei ihm ausgelöst hatte. Nicht dass er den arroganten Geck besonders sympathisch gefunden hätte, im Gegenteil. Die Beweise, dass es Odira gewesen war, die den Prinzen umgebracht hatte, waren erdrückend. Lamfar hatte weniger Glück gehabt als Kanturiol, der sich aus ihrer tückischen Schlinge hatte befreien können. Der Tod des Prinzen war ein unnötiger und auch unnötig grausamer Mord. Seit er die Leiche gesehen und zugleich erfahren hatte, dass Odira mit einigen Meuterern der Tempelwache zu ihrem Vater, Fürst Malachenko, geflohen war, wusste er, dass er von ihr keine Gnade erhoffen konnte.
    Sein Schicksal war ebenso besiegelt wie das des Herzogs und der übrigen Bewaffneten innerhalb der Befestigung der Tempelanlage. Kein allzu großer Blutzoll, da der ohnehin überschaubare Trupp an. Tempelwachen inzwischen auf ein kleines Häufchen ebenso verzweifelter, wie tapferer Kämpfer zusammengeschmolzen war. Kanturiol glaubte nicht, dass die Angreifer so weit gehen würden, auch die Priester und Mönche umzubringen, aber wer konnte das schon mit Gewissheit sagen.
    Vielleicht war die von Odira ausgelöste Enttäuschung und Erschütterung für Kanturiol deshalb so hart, weil er trotz allen Sticheleien und Feindseligkeiten zwischen ihnen eine unerwartete Nähe zur jüngsten Tochter des Fürsten gespürt hatte. Ein Gefühl, von dem er überzeugt gewesen war, dass es auch in Odira eine ähnliche Empfindung ausgelöst hatte. Obwohl jede nüchterne Überlegung diese Überzeugung mit wenigen Argumenten zur Seite gefegt hätte, mochte er insgeheim nicht davon lassen. Mit dem Ergebnis, dass er die Fürstentochter selbst jetzt nicht aus seinem Kopf vertreiben konnte.
    Der Gedanke verursachte ihm Übelkeit. Aber es gab nichts daran zu rütteln, er hatte sich über alle Vernunfts- und Standesgrenzen hinweg in sie verliebt. Sie, die nicht zögern würde, ihm mit ihrer Armbrust einen Bolzen mitten in die Stirn zu schießen oder den Krummdolch in seinen Bauch zu stoßen und darin herumzuwühlen, bis alle Innereien aus ihm hervorquollen. Wie sollte er in einer derartigen Verfassung kämpfen … nicht zuletzt gegen sie …
    Außer den wenigen Überlebenden der Tempelwächter-Patrouillen, die den anrückenden Truppen Malachenkos entkommen waren, hatte noch niemand die Angreifer gesehen. Die Angaben über ihre Stärke und ihre Bewaffnung blieb ebenso Spekulation, wie das
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