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Stern der Göttin

Stern der Göttin

Titel: Stern der Göttin
Autoren: Sandra Melli
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diese zu öffnen und die Leute zu sehen, die Tharon ihnen mitgegeben hatte. Er hatte sie ihr Geschenk genannt, doch sie wusste nichts damit anzufangen. Weder besaß sie selbst die Möglichkeit, die Versteinerung aufzuheben, noch konnte sie für diese Wesen Geld verlangen. In ihren Augen hatte Tharon sich einen Scherz mit ihr erlaubt, und sie fauchte wütend in Richtung Osten, obwohl sie wusste, dass der schwarze Evari es nicht sehen konnte.
    Als sie den Mittellauf des Bärenflusses erreichten, bereitete es ihnen dank Meanil keine Mühe, eine Fahrgelegenheit nach Thelan zu finden. Dort, so hatte Khaton ihnen erklärt, würde er auf sie warten. Borlon kannte die Gelehrtenstadt, denn diese grenzte zu einem kleinen Teil an sein Heimatland, und er erklärte Laisa, dass deren Bewohner dankbare Abnehmer für die Waren der Bor’een seien, die auf dieser Seite des Stromes als die besten Imker und Waldwirte galten.
    »Schade, dass wir nicht anhalten und meine Leute besuchen können«, erklärte Borlon, als ihr Boot mehrere Tage später an den hellen Wäldern seiner Heimat vorbeizog. Auf der Seite von Borain gab es nur wenige Raststationen am Ufer, da die meisten Menschen das Land der behaarten Riesen mieden. Es ließ sich auch kein Bor’een am Fluss blicken. Die Wirte und ihre Knechte, die die Herbergen auf ihrer Seite führten, stammten alle aus anderen Ländern.
    »Euer Wald ist schön!« Laisa blickte mit sehnsüchtigen Augen hinüber. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und etliche Tage durch dieses Land gestreift, doch sie fühlte die Verantwortung für den Stern der Göttin und die Versteinerten, die Tharon ihr mitgegeben hatte, schwer auf ihren Schultern lasten. Daher hielt sie ihre Gefühle in Zaum und atmete erst auf, als die Stadt Thelan auf einem Höhenzug über dem Fluss vor ihnen auftauchte. Als das Schiff an dem etwas außerhalb liegenden Hafen anlegte und sie das Ausladen der Pferde und der neun langen Kisten überwachte, stellte Laisa sich unwillkürlich vor, welches Gesicht Khaton machen würde, wenn er sie in weniger als einer Stunde vor sich sah.
    ☀ ☀ ☀
    Khaton war nach Thelan zurückgekehrt, weil es immer noch der Ort war, an dem die Nachrichten und Botschaften zusammenliefen, die für ihn bestimmt waren. Seine Hauswirtin Ketah hatte ihn freudig willkommen geheißen, sich aber auch über ihn gewundert, denn Khaton trug nun nicht mehr das Gewand des Gelehrten, sondern einen strahlend weißen Magiertalar ohne jedes Abzeichen, und auf dem Kopf ein verwegen aussehendes Barett mit drei Schmuckspangen in Weiß, Gelb und Grün. Solange die beiden Evari Rhondh und Tardelon verschollen blieben, betrachtete er sich als deren Vertreter und hatte auch in diesem Sinne an alle drei Tempel der goldenen Seite in Edessin Dareh geschrieben. Eine Antwort darauf hatte er noch nicht erhalten, doch er war nicht mehr bereit, sich kleinlichen Bedenken und Einwänden aus der Heiligen Stadt zu beugen.
    Während Khaton in der Zeit des Wartens Nachrichten empfing und selbst welche verschickte, dachte er immer wieder an Laisa und ihren Auftrag, der in seinen Augen einfach zu schwer für sie war. Immer mehr kam er zu der Überzeugung, dass er die Katze und ihre Freunde in den sicheren Tod geschickt hatte, und schalt sich selbst einen Narren. Er hätte sie einige Jahre bei sich behalten und ausbilden müssen. Die goldene Eirun, auf deren Hinweis er Laisa ausgesandt hatte, hatte jedoch so drängend geklungen, als käme es sogar auf Tage an.
    Umso überraschter war er daher, als er eines Tages eine starke, weißmagische Präsenz bemerkte, die sich Thelan näherte. Die Neugier trieb den Evari aus dem Haus. Ohne auf die Grüße der Bürger und Schüler um ihn herum zu achten, eilte er die Straße entlang zum Tor und weiter zum Hafen. Eben legte ein Schiff an, das von einem so strahlenden Glanz umgeben war, dass er sein Gesicht abwenden musste, um nicht geblendet zu werden. Erst als er seine magischen Sinne etwas abschirmte, vermochte er die Eirun-Frau zu erkennen, die am Bug des Flussprahms stand und im hellsten Weiß leuchtete. Neben der Eirun entdeckte er eine zweite Gestalt in einem schwächeren Weiß, und für einen Augenblick glaubte er, eine zweite Eirun wahrzunehmen. Dann begriff er, dass es sich um seine Botin handelte, die er nach Osten geschickt hatte.
    Laisa war zurückgekehrt! Bei dieser Erkenntnis fielen Khaton wahre Berge vom Herzen. Er eilte auf sie zu, ergriff ihre Hände und kämpfte mit den Freudentränen. »Bei
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