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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde
Autoren: Michael Hübner
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»Hallo, Herr Becker. Sie habe ich ja schon lange nicht mehr hier gesehen.« Sie schob die Unterlagen, die sie studiert hatte, beiseite. »Ich hoffe, Sie wollen nicht zu Ihrer Frau. Die hat sich heute frei genommen, wegen einem Termin. Aber was rede ich denn da?« Sie wischte mit der Hand durch die Luft, als wollte sie den Satz wieder ausradieren. »Das wissen Sie ja sicher.«
    »Äh, ja, natürlich«, beteuerte Sven und versuchte seine Verlegenheit zu überspielen. Anscheinend hatte sich noch nicht herumgesprochen, wie es um seine Ehe stand. Was Sven ziemlich überraschte, da Koschny bereits davon wusste. »Nein, wir sind dienstlich hier. Das hier ist mein Kollege, Kommissar Bergmann. Wir würden gerne mit dem Heimleiter sprechen.«
    »Ach, Sie meinen Herrn Hofer.« Schwester Kathrins Stimme klang freundlich und sanft, es schien sie nicht im Geringsten zu interessieren, um was es ging. »Die Verwaltung ist im Hauptgebäude, in der obersten Etage«, sagte sie. »Gehen Sie einfach weiter den Gang entlang, da finden Sie die Aufzüge.«
    Auf dem Korridor, der an den Flur eines Luxushotels erinnerte, kamen ihnen einige ältere Leute entgegen, manche im Rollstuhl, andere mit Krücken oder Gehhilfen. Während die beiden auf einen der Fahrstühle warteten, studierte Dennis fasziniert den Grundriss des Gebäudes, der gegenüber auf einer zwei mal drei Meter großen Bildwand zu bestaunen war. Den Erläuterungen zufolge war das Heim vor vier Jahren eröffnet worden und bot Platz für 194 Bewohner, die in den Seitenflügeln untergebracht waren. Etwa ein Viertel der Heimbewohner waren Pflegefälle. Dem Grundriss nach waren die Räume für die medizinische und physiotherapeutische Betreuung der Patienten im Mittelteil des Gebäudes zu finden.
    »Ganz nett hier, was?«, stellte Dennis nüchtern fest.
    »Kann man so sagen«, brummte Sven.
    »Kostet bestimmt ein Vermögen.«
    »Nein. Sandra hat gesagt, die Unterbringungskosten unterscheiden sich kaum von denen anderer Heime.«
    »Schwer vorstellbar«, meinte Dennis.
    Ein leises elektronisches Klingeln kündigte die Ankunft des Fahrstuhls an. Wenige Augenblicke später standen beide im Vorzimmer von Hofers Büro. Seine Sekretärin, die sich als Sonja Winter vorstellte, kündigte sie an.
    Dennis fiel es schwer, den Blick vom wohlgeformten Körper der jungen Frau abzuwenden, der von einer weißen Bluse und einem engen, knielangen Rock reizvoll zur Schau gestellt wurde.
    »Sie müssen sich noch einen Augenblick gedulden«, sagte die Sekretärin höflich. »Bitte nehmen Sie doch einen Moment Platz.« Sie deutete auf eine kleine Sitzgruppe vor einer Wand aus farbigen Glasbausteinen in der linken Ecke des Raumes. »Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«, erkundigte sie sich, während die beiden sich setzten.
    Dennis bejahte die Frage.
    »Wie hätten Sie Ihren Kaffee denn gern?«
    »Am liebsten heiß«, scherzte Dennis. »Und in einer Tasse, das wäre nicht schlecht.«
    Sie schenkte ihm ein atemberaubendes Lächeln und verschwand in einem kleinen Nebenraum. Gleich darauf kam sie zurück.
    »Bitte sehr«, sagte sie lächelnd und reichte Dennis eine Tasse mit dampfendem Kaffee, während er den Blick im Ausschnitt ihrer Bluse umherwandern ließ.
    Sven dachte über das bevorstehende Gespräch mit Hofer nach. Jensens polizeiliche Akte hatte nur weitere Fragen aufgeworfen, und Sven war gespannt auf die möglichen Antworten.
    Kurz darauf ertönte undeutlich eine kratzige Stimme aus der Sprechkonsole neben dem Telefon.
    »Sie können jetzt hineingehen«, sagte die Sekretärin.
    »Allmählich komme ich mir vor, als hätten wir einen Termin beim Schah von Persien«, raunte Dennis seinem Kollegen zu, als sie sich erhoben.
    Peter Hofer kam strahlend auf sie zu und gab ihnen die Hand. »Becker?«, wiederholte er, nachdem sie sich vorgestellt hatten. »Woher kenne ich den Namen?«
    »Ich nehme an, von meiner Frau, Sandra Becker«, antwortete Sven und wunderte sich, dass ihm der Name so leicht über die Lippen ging. »Sie arbeitet bei Ihnen, als Ernährungsberaterin.«
    »Ja, richtig«, fiel es Hofer wieder ein. »Schön, Sie endlich einmal persönlich kennenzulernen. Tut mir leid, dass Sie warten mussten, ich hoffe, meine Sekretärin hat sich um Sie gekümmert.«
    »Sie macht ausgezeichneten Kaffee«, bemerkte Dennis.
    Sven wunderte sich über Hofers dürftige Erscheinung. Er hatte einen hochgewachsenen, selbstsicheren Geschäftsführer erwartet. Stattdessen stand ihm ein nervöser, hektischer Mann mit
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