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Steirerblut

Steirerblut

Titel: Steirerblut
Autoren: Claudia Rossbacher
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Morgenspaziergang quasi über die Leiche gestolpert sind, zwei weitere gefunden: die Fußabdrücke des Opfers und das Schuhprofil des mutmaßlichen Täters. Er trug Laufschuhe der Marke Nike. Vorjahresmodell, US-Größe 9,5 – das entspricht in etwa einer 43 – ein bisschen größer.«
    »Die werden wohl einige Male über den Ladentisch gegangen sein.« Bergmann rollte mit dem klapprigen Bürostuhl zurück und hievte seine Füße, die in Nikes steckten, auf die Tischplatte. »Größe neuneinhalb, bitte sehr.«
    »Und? Soll ich dich jetzt gleich festnehmen?«, meinte Sandra trocken.
    Bergmann lachte. »Hey, du kannst ja richtig witzig sein.«
    »Und du kannst deine Treter runternehmen«, sagte sie und widmete sich wieder dem Bericht. Bergmann machte keinerlei Anstalten, ihrer Aufforderung zu folgen, was Sandra auch gar nicht erwartet hatte. »Er muss mehrmals Geschlechtsverkehr mit ihr gehabt haben. Die Spermamenge, die sichergestellt wurde, spricht dafür«, fuhr sie fort.
    Bergmann räusperte sich und nahm nun doch die Füße vom Tisch. »Alles von einem Täter?«, fragte er sichtlich interessiert und rollte wieder nach vorn.
    »Ja. Alles von einem einzigen Mann.«
    »Nicht schlecht.«
    »Wie bitte?«, fuhr Sandra ihn an.
    »Nicht wichtig.«
    Doch wichtig. Himmelherrgott! Was ging nur im kranken Gehirn ihres Partners vor, fragte sie sich ärgerlich.
    Diesmal war es an ihm fortzufahren. »Mehrere Ejakulationen also …«
    Sandra nickte mit schmalen Lippen. Bergmann war der Letzte, mit dem sie über multiple Orgasmen sprechen wollte.
    »Bevor oder nachdem er ihr den Schädel eingeschlagen hat?«, murmelte er.
    »Bitte?«
    »Ich habe mich gerade gefragt, ob er sie in lebendigem und danach vielleicht noch einmal in totem Zustand gefickt hat«, wurde Bergmann deutlich. Für Sandras Geschmack viel zu deutlich.
    »Penetriert hat, wollte ich sagen«, korrigierte er sich übertrieben artig. Sein verbaler Ausrutscher schien ihm keineswegs leidzutun, urteilte Sandra, während sie beobachtete, wie er einen Schluck von seinem Kaffee nahm, der längst kalt sein musste. Wollte er sie mit dieser geschmacklosen Formulierung provozieren? Sie dachte gar nicht daran, darauf einzusteigen. »Das werden wir wohl nur vom Täter selbst erfahren. Der Gerichtsmediziner hat lediglich festgestellt, dass sie noch gelebt haben muss, als sie Geschlechtsverkehr hatte«, beantwortete sie seine Frage, um einen ruhigen Tonfall bemüht.
    »Irgendwelche Spuren im Zimmer des Opfers?«, fragte er weiter.
    »Jede Menge Fingerabdrücke und Haare.«
    »Nicht weiter überraschend in einem Hotelzimmer«, ätzte Bergmann. »Ich meinte Blut oder Sperma.«
    »Blut- und Spermaspuren sind in einem Hotelzimmer aber auch nicht sonderlich überraschend«, konterte Sandra.
    Bergmann verzog die Mundwinkel zu einem säuerlichen Grinsen und schwieg.
    Sandra fuhr fort: »Die Bettwäsche war unbenutzt und sauber, bis auf ein blondes Haar am Kopfpolster. Möglicherweise von der Toten. Kein frisches Sperma weit und breit, auch kein frisches Blut. Jedenfalls nichts, was die Spurensicherung vor Ort ausmachen konnte. Nur da und dort vereinzelt alte Spuren auf der Matratze, wie sie eben in fast jedem Hotelzimmer zu finden sind. Aber vielleicht kann uns das DNA-Gutachten mehr verraten.«
    »Bei so einem Spurenchaos würde ich mit keinem aussagekräftigen Ergebnis rechnen.«
    Mit dieser Annahme lag Bergmann wahrscheinlich richtig, musste Sandra ihm insgeheim zustimmen. »Besonders ärgerlich ist die Tatsache, dass die Böden im Erdgeschoss des Gasthofs zwischen sechs und sechs Uhr dreißig am Tatmorgen aufgewaschen wurden, damit sie bis zum Frühstück trocknen konnten«, berichtete Sandra weiter. »Das war eine knappe Dreiviertelstunde vorm Eintreffen der Spurensicherung. Noch dazu wird in der ›Goldenen Gans‹ ein Spezialmittel zur Reinigung der Steinböden verwendet, wie man es auch in Krankenhäusern einsetzt. Die Wirtin hat zu Protokoll gegeben, sie habe ja nicht ahnen können, dass sie mit ihrer frühmorgendlichen Putzaktion die Spuren eines Kapitalverbrechens zuverlässig entfernt.«
    »Na, sauber.« Bergmann wirkte ein wenig enttäuscht, dass Sandra auf sein Wortspiel nicht reagierte. Mit ernster Miene fuhr er fort: »Wir gehen also davon aus, dass der Täter sein Opfer durch den Wald gehetzt und dort vergewaltigt hat – möglicherweise noch mal post mortem«, fasste er zusammen.
    »So sieht es aus. Aber warum ist das Opfer mitten in der Nacht nackt oder zumindest
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