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Stefan Bonner und Anne Weiss

Stefan Bonner und Anne Weiss

Titel: Stefan Bonner und Anne Weiss
Autoren: Generation Doof
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Armin uns entdeckt, kann er vor Freude kaum an sich halten: »AnneunStefan! Schzönssihr dah said!« Er drückt uns zwei Bierpullen in die Hand. Der Zug fährt ab. Wir mischen uns un ter die Gäste und plaudern schon Minuten später mit einer jungen Dame, die gerade eine Ausbildung zur Steuerfachgehilfin absolviert und bei uns als Michelle Schmitz vorstellig wird. Michelle ist ge-schätzte fünfundzwanzig und trägt bauchfrei. Ein Umstand, der uns – als sie sich nach einer weiteren Flasche bückt – den Blick auf das rückwärtige Dekolletee ihrer Jeans gewährt, über dem ein Tribal-Tattoo prangt. Über den Bund der viel zu engen Hose quel-len bei dieser Bewegung etliche überschüssige Pfunde.
    Als wir Michelle erzählen, dass wir gerade an einem Buch mit dem Titel Generation Doof schreiben, tritt ein Leuchten in ihre gla sigen Augen.
    »Weissich«, meint sie und stößt kurz auf. »Hat mir Aamin schon erzählt. Musstich gleich lachen.«
Das freut uns natürlich, aber wir wollen nun doch wissen, war um sie das so lustig findet.
»Na, ich fandn Titel so komisch«, erklärt sie. »Wie schreibtn ihr das? Doof wie blöd, oder so wie die Seife?«
    »Schlechtgelaunte Zeitgenossen könnten uns an dieser Stelle Vorhaltungen machen wegen fehlendem Niveau.« Die Ärzte
    Es scheint, als hätten viele Menschen unserer Generation Seife im Kopf. Anders wären die zahlreichen Ausfälle in puncto Bildung, Anstand, Niveau und Auftreten an diesem Abend nicht erklärbar gewesen. Die Idee, ein Buch über die Verfehlungen unserer Genera tion zu schreiben, ist uns zwar nicht an diesem Abend in der Bahn gekommen, aber Armins kleine Party war ein Zeichen dafür, dass die Zeit reif für unser Buch war.
    Wir hatten uns zuvor lange genug darüber gewundert, dass uns jeden Tag Leute in unserem Alter begegnen, die in der Öffentlich keit hemmungslos feiern, TShirts tragen, deren Aufschrift sie nicht übersetzen können, die eintönige Bässe brauchen, um den Rhyth mus der Musik zu erkennen oder die wie Michelle so modebewusst durchs Leben gehen, dass ein Jutesack eine echte Verbesserung dar stellen würde.
    Mangelnde Manieren, ungepflegtes Äußeres, Scheißegal-Haltung oder Turbo-Spaß, all das gehörte schon in früheren Zeiten für eine aufmüpfige Jugend zum guten Ton dazu. »Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität«, beschwerte sich immerhin schon Sokrates. Viel scheint sich seit der Antike nicht geändert zu haben. Der Unterschied ist jedoch: Heute sind viele Mittdreißiger stolz, wenn man sie für sechzehn hält. Die lässig-naive Lebenseinstellung hört für uns nicht mit dem Ende der Pubertät auf, sondern ist das Lebensgefühl einer gesamten Generation.
    Warum sollte man es verschweigen? Unserer Generation man gelt es massiv und dauerhaft an Charme und Grazie. Wir sind froh darüber, kulturell nicht verbogen zu sein: Luke Skywalker und Darth Vader waren uns schon immer näher als Faust und Mephis to. Wir finden, dass zu viel Wissen das Leben nur unnötig verkom-pliziert, und leben lieber ohne Hürden und ohne Niveau, denn das verspricht mehr Spaß. Das Leben sollte unserer Meinung nach eher der Juniortüte eines bekannten Fastfood-Dealers gleichen: bunt und poppig, prall gefüllt mit Annehmlichkeiten ohne Nährwerte und immer mit einem kleinen Extra.
    Neu ist nicht nur, dass sich gleich eine ganze Generation dumm stellt, sondern auch, dass wir unsere Blödheit so offen und schamlos zur Schau stellen wie noch keine Generation vor uns. Die verschie denen Erscheinungsformen, Dosierungen und Aggregatzustände der Dummheit begleiten uns im täglichen Leben auf Schritt und Tritt.
    Der Alltag, das Gewöhnliche und Allgegenwärtige, eignet sich deshalb hervorragend dazu, um auszuloten, wer wir eigentlich sind. Denn wie jemand seinen Alltag – also die Zeit zwischen Feiertagen und besonderen Ereignissen – gestaltet, sagt viel über seine Werte, seine Lebenseinstellung und seinen Geisteszustand aus. Und so ist es auch bei der Generation Doof: Wie wir uns geben, wie wir uns klei den oder womit wir unsere Zeit verbringen, verrät, was uns antreibt, was wir von unserem Leben erwarten und wer wir eigentlich sind.
    »Irgendwann war mir klar, dass ich nicht zur Müllabfuhr möchte, dass ich Geld verdienen möchte, dass ich kein Loser sein möchte.«
    Dieter Bohlen Begleiten Sie uns also durch das alltägliche Einerlei einer dummen Generation, auf einen Streifzug, der auf Erlebnissen beruht, die
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