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Stefan Bonner und Anne Weiss

Stefan Bonner und Anne Weiss

Titel: Stefan Bonner und Anne Weiss
Autoren: Generation Doof
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gestellt werden.
    In Deutschland gibt es derzeit die besten Voraussetzungen fürs Gedeihen der Schädelpest. Wir leben in einer absurden Welt. Beweis Nummer eins: In unserem schönen Land gibt es mehr Handys als Menschen. Fast jeder zweite Mensch auf der Welt hat eines. So viel Geschwalle erträgt kein Außerirdischer, weswegen die sich vermutlich schön fernhalten. Beweis Nummer zwei: Ein ganzes Land gerät in helle Aufruhr über Eisbären, Braunbären und Daniel Küblböck. Wenn hingegen der Liter Super drei Euro kos-tet, rührt sich niemand in seinem bequemen Relaxsessel. Beweis Nummer drei: Die Deutschen geben ihren Kindern Namen, die gleich den Filmfreak verraten: Nemo, Galadriel, Anakin und Ar-wen. Wen interessiert es schon, dass Nemo später am Freischwim-mer-Abzeichen scheitert und Arwens Pfunde wenig Elfenhaftes an sich haben?
    »Meine Lieblingsweisheit: Auch wenn ich etwas überhaupt nicht kann, versuch ich’s erst
einmal.« Hugo Egon Balder Aber was wäre die Menschheit ohne Dummheit? Man hätte weni ger zu lachen. Und schließlich benehmen sich auch schlaue Leute mal dumm: Man kann nicht alles wissen und kennen. Außerdem wird es immer Situationen geben, in denen man wie die Kuh vorm Fladen steht, anstatt einfach das Naheliegende zu tun. Das ist nor-mal.
    Deswegen sollte man sich nicht lustig machen, sondern die Doofen an die Hand nehmen – auch wenn die sich manchmal ein bisschen wehren. Dies gilt für uns alle: Lassen wir uns bei akuter Unwissenheit lieber helfen, anstatt auf Nimmerwiedersehen in der eigenen Bildungslücke zu verschwinden.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Lösung: Die Probleme der Generation Doof ernst nehmen, erkennen, was schief läuft, und nach sinnvollen Auswegen suchen.
Wo die zentralen Brennpunkte sind, haben wir gezeigt:
    Eltern, die nicht mit ihren Kindern zurechtkommen, sind nicht doof – sie wissen es nur oft nicht besser. Sie brauchen keine Super-Nanny, die sie zum Gespött der Nation macht, sondern jemanden, der ihnen sagt, wie es richtig geht. Das Problem lässt sich besser in der Kinderstube lösen statt auf dem Bildschirm.
    Schüler, die ein Brett vor dem Kopf haben, sind nicht zwangs läufig mit der Holzverschalung zur Welt gekommen. Sie brauchen nur besseren Unterricht. Was sie nicht brauchen, ist eine teure Stu-die, deren Methoden oft fragwürdig sind und die sie alle paar Jahre vor der Welt als doof brandmarkt.
    Auszubildende oder Studenten, die nach dem Abschluss auf der Straße stehen oder in der Praktikumsschleife geparkt werden, sind nicht zu blöd fürs Bezahltwerden und auch nicht zu dumm für einen eigenen Bürostuhl. Sie brauchen ein Bildungssystem, das sie gezielt auf die Anforderungen des Berufs vorbereitet, und eine faire Chance.
    Junge Paare, die sich auch mit Mitte dreißig noch nicht trauen, ein Kind in die Welt zu setzen, warten nicht auf Almosen vom Staat, sondern auf ein Land, das sich über Kinder freut und diese nicht als notwendiges Übel abtut.
    Wer das wahre Leben nur noch aus dem Reality-TV kennt und die aufregendsten Abende seines Daseins vor dem Fernseher erlebt, der hat ein Problem. Wer seine freie Zeit überwiegend mit dem Computer oder der Spielkonsole verbringt und die Belegschaft ei-nes Online-Wunderlandes besser kennt als die seiner Eckkneipe, der hat ein ernstes Problem. Glauben Sie das auch? Dann sollten Sie umdenken. Was wir nicht brauchen, ist ein geistiges Abstellgleis für Medienjunkies, bekennende Ballerspieler und Marathon-Fern sehgucker. Gefragt sind Lehrer und Eltern, die Medienkompetenz vermitteln und zur multimedialen Selbstständigkeit erziehen: Stecker raus, Leben rein.
    Es gibt also viel zu tun, und eine Patentlösung gibt es dabei nicht. Wir alle sind gefragt, etwas zu ändern, auch wenn wir doof sind. Schauen Sie also genau hin, lieber Personalchef, lieber Kollege, lie-ber Lehrer, liebe Friseurin, lieber Automechaniker, lieber Punk, lie ber Sozialarbeiter. Dummheit ist zwar universell, aber kein Grund zum Aufgeben.
    Danke, dass Sie dieses Buch gelesen und uns damit ein Stück über die Straße begleitet haben. Thank you for travelling with Generation Doof. Good bye!
    Möchten Sie noch weiterreisen?
Besuchen Sie die Kolumne der beiden Autoren unter www.luebbe.de
    LITERATUR
    Bueb, Bernhard: Lob der Disziplin. Eine Streitschrift. Berlin: List Verlag 2006 Czisch, Fee: Kinder können mehr. Anders lernen in der Grundschule. München: Kunst-mann 2005
Dinklake, Maike: Der Zeugungsstreik. Warum die Kinderfrage
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