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Stefan Bonner und Anne Weiss

Stefan Bonner und Anne Weiss

Titel: Stefan Bonner und Anne Weiss
Autoren: Generation Doof
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Erinnerungsfähigkeit – denn Dopamin sorgt unter anderem dafür, das Wissen vom Kurzzeit-ins Langzeitgedächtnis zu übertragen.
    Die Gehirnareale, in denen Gelerntes gespeichert wird, wer-den beim Computerspielen und Fernsehen von dem Botenstoff überschwemmt. Gelerntes konkurriert so mit einem Brei aus tausend anderen Reizen. Je mehr Medienkonsum und somit schnelle Reize vorhanden sind, desto eher zieht das Wissen den Kürzeren. Und so trennt Kinder eben immer nur ein Mausklick von der Dummheit.
    Ihre Eltern trennt nur die Lustlosigkeit von der Einflussnahme. Die Generation Doof hat keinen Sinn für die Kontrolle, die wir als Kinder selbst erfahren haben.
    »Ich habe es früher gehasst, wenn meine Mutter mich nach draußen geschickt hat«, gesteht Alissa Wohlfahrt, fünfundzwanzig. »Mindestens eine Stunde an der frischen Luft, hieß es dann immer.« Vielleicht kauft Adriana später ihrem Nachwuchs so ein praktisches Gerät wie das »Trimmrad mit Videospiel«, das ein Discounter im August 2007 für knapp 100 Euro anpries. »Verkehrs-erziehung und Rennspiele im Wohnzimmer« – damit hob der Prospekt die Vorzüge des Geräts hervor, das bereits für Vierjährige geeignet sei. Sohnemann oder Töchterlein müssen dann gar nicht mehr nach draußen und können weitere Stunden vor einer Flim merkiste verbringen, während ihnen auf dem Kindertrimmrad die Füße einschlafen.
    Solche Problemlösungsansätze und eine solche Einstellung zu Fitness gehen auf Kosten der fetten Kinder. Die Gründe für die Bewegungslegasthenie der heutigen Kids sind somit bei ihren El tern zu finden. Wenn man beispielsweise auf einer Party das Thema Bundesjugendspiele anspricht, gibt das in den meisten Fällen ein großes Juchhe: »Ich hab den Ball beim Werfen immer hinter mich geschmissen«, gesteht der eine oder andere unter Lachen. »Sieger-Urkunde – so ein Quatsch! Es hätte Verlierer-Urkunde heißen müs sen«, kichert man fröhlich.
    Dennoch liegen hier die Wurzeln einer weit verbreiteten Sport-phobie unter jungen Erwachsenen. Viele von uns wünschen sich zur Aufarbeitung dieses Traumas eine erneute Chance, die sport-liche Demütigung wettzumachen. Und weil ProSieben das auch schon mitbekommen hat, haben sie 2006 gleich eine Show daraus gemacht: Moderiert wurden Die großen ProSieben Bundesjugend spiele von Oliver Pocher.
    All das hat uns Doofe gelehrt: Sport ist keine Lösung. Aber kein Sport ist auch keine Lösung. Kinder müssen sich bewegen – und auch wenn die Eltern Bewegung in ihrer eigenen Jugend nur wider willig ertragen haben, ist das kein Grund, die Kids vor dem Fernseher versauern zu lassen. Wir tun ihnen keinen Gefallen, wenn wir ihnen die Muskelmühe ersparen. Sich zu bewegen, kann Freude machen. Und das eigene Blag fällt auch nicht so unangenehm auf, wenn der Sportwissenschaftler mit dem Fernsehteam eines Privatsenders in die Sportstunde kommt und feststellt, dass die Kleinen schon an der Sprossenwand versagen.
    Unsere Kinder müssen endlich wieder das Toben lernen. Schon zu Hause, und nicht erst mit Notfallprogrammen wie der Aktion »Bewegte Schule«, wie es sie zum Beispiel in Niedersachsen oder Bayern gibt. Hier werden Coachs für Ernährung und Bewegung an Schulen eingesetzt.
Aber vor allem muss die Generation Doof die Bewegung und den gesunden Lebensstil vorleben, denn Kinder brauchen Vorbilder. Und wenn Mama und Papa zu doof sind, die richtige Vorbildfunk tion zu übernehmen, dann leisten sie sich damit den größten Patzer in der Erziehung.
    Neue Kinder braucht das Land, oder: Gut erzogen ist halb gewonnen Dass es immer weniger Kinder in Deutschland gibt, ist eine Tatsa che. Das wird sich in absehbarer Zeit auch durch die neuen Gesetze der Bundesregierung nicht wesentlich ändern. Damit Doof nicht doof bleibt, müssen wir daher etwas für die Erhaltung der Art tun. Oder vielmehr für deren geistige und körperliche Fitness. Oft sind wir allerdings zu doof oder zu selbstverliebt dazu.
    »In einer Familie, die nicht nur aus Mumien besteht, gehören Konflikte dazu.« Reinhard Mey Damit Kinder zu starken Persönlichkeiten werden, müssen sie erzo gen werden. Aus falsch verstandener Fürsorge, aus Gleichgültigkeit oder Bequemlichkeit versuchen wir jedoch, diesen wichtigen Perso nen das Leben so leicht wie möglich zu machen. Dabei müssen wir uns alle darüber im Klaren sein, dass wir hier entweder die künftige Generation Doof 2.0 oder das bessere, bildungsfreundliche Nach folgermodell von morgen aufziehen. Und wir
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