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Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Duell: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Iain Gale
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nicht verwunden hatte und innerlich kochte, ließ seine Wut jetzt an den Grenadieren aus. »Ihr habt den Offizier gehört, Männer. In Dreierreihen zum Abmarsch antreten! Und konzentriert euch, verdammt! Du da, Sullivan, pass auf deine Schritte auf, verflucht noch mal! Ich sagte, Bewegung!« Um zu unterstreichen, dass Eile geboten war, trieb er einen besonders langsamen Grenadier mit dem Spieß an. Ein Mann wie ein Baum, aber ohne viel Verstand. »Komm schon, Milligan, du Nichtsnutz. Wir wollen doch nicht, dass du zu spät zum nächsten Tanz kommst, oder? Geben wir den Franzmännern ihr Dorf zurück. Los, Beeilung jetzt, Jungs. Wir wollen sie nicht warten lassen.«
    Sie marschierten linker Hand davon, folgten dem Verlauf einer schmalen Straße und verließen das Dorf in südwestlicher Richtung. Doch auch wenn sie nicht den Weg nahmen, den sie gekommen waren, so sahen sie dennoch die toten Kameraden am Boden liegen. Slaughter entging nicht, dass die jungen Männer nervöse Blicke auf die Leichen warfen. »Augen geradeaus. Ein bisschen schneller da, Tarling! Die Franzies werden nicht den ganzen Tag auf uns warten. Und du willst doch kein Bajonett im Arsch haben, oder?«
    Während sie die leichte Böschung hinunterstapften und auf das Zentrum der alliierten Linien zuhielten, merkte Steel, dass sie in einer kleinen Senke liefen und daher für den Feind nicht sichtbar waren, obwohl das Gelände insgesamt recht exponiert lag. Es war unwahrscheinlich, dass die Franzosen ahnten, was Marlborough vorhatte; von einem Schwenk des rechten Flügels ins Zentrum konnten sie nichts wissen. Ein Blick nach links verriet ihm, dass die Regimentsstandarten jedes Bataillons von Lord Orkneys Brigade nach wie vor an Ort und Stelle wehten.
    Auf Geheiß des Herzogs war eine Einheit bewusst im Dorf geblieben, sodass die Franzosen in einiger Entfernung davon ausgehen mussten, dass mehrere Bataillone die leichte Anhöhe bei der Siedlung in dichter Formation hielten. Und Steel machte sich bewusst, wie brillant der Plan war. In diesem Moment erkannte er, dass er zu Recht Vertrauen in den Herzog gesetzt hatte. Selbst Orkney würde sich bald wieder beruhigen. In Kürze hätte der Herzog das zahlenmäßige Übergewicht im Zentrum des Schlachtfelds: ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Und dann würden sie ja sehen, was passierte.
    Weiter vorn konnte Steel jetzt die Flanke des niederländischen Bataillons ausmachen. Die blau gewandeten Soldaten standen kerzengerade da, obwohl sie sich dem unablässigen Feuer der französischen Kanonen ausgesetzt sahen. Steel entdeckte den Offizier und bedeutete seinen Männern, weiter zu marschieren.
    Major Henk van Cutzem war ungefähr genauso groß wie Steel und hatte sein langes blondes Haar, wie Steel, im Nacken zusammengebunden. Allerdings war seine Haarpracht so üppig, dass man auf die Entfernung meinte, der Major trage eine Perücke. Seine Oberlippe zierte ein dünner Schnurrbart, und Steel glaubte, ein flüchtiges Lächeln auf den Lippen des Majors gesehen zu haben. Er nickte zum Gruß. »Captain Steel?«, fragte der Niederländer in tadellosem Englisch.
    »Major.«
    »Willkommen. Ihr könnt Euch mit Euren Männern rechts von uns eingliedern.«
    Steel verbeugte sich. »Es ist mir eine Ehre, Major. Habt Dank. Aber ich nehme Euren Grenadieren nur ungern den Platz weg.«
    »Im Gegenteil, Captain Steel. Die Ehre ist ganz auf meiner Seite. Euer Ruf eilt Euch voraus. Ihr seid ein Held, ein wahrer Achilles. Es heißt, in Blenheim hättet Ihr Eure Kompanie geführt, um Eure Regimentsstandarte zu retten – aus den Händen der französischen Kavallerie. Meinen Respekt, Sir. Und es war wirklich die Leibgarde von König Ludwig?«
    Steel nickte.
    »Ihr seid mit Infanterie gegen Kavallerie losgezogen, um die Fahne zu retten?«
    »Ich führte einen Zug Grenadiere an, Major.«
    »Verstehe, Captain. Aber das entspricht nicht den Regeln des Krieges. Es widerspricht jeglicher Logik. Warum habt Ihr das getan?«
    »Eine Frage der Ehre. Ich wollte es nicht hinnehmen, dass die Franzosen sich mit unserer Standarte davonmachten.«
    »Verstehe. Die Ehre.« Der Major hielt inne. »Glaubt Ihr an Ehre, Mr. Steel?«
    Steel durchzuckte es, als er mit »Mister« angesprochen wurde, da man so nur einen Lieutenant anreden durfte. Er war jedoch davon überzeugt, dass der Niederländer dies nicht verletzend gemeint hatte. Gleichwohl rief es ihm schmerzlich in Erinnerung, dass die bei Blenheim hart erkämpfte Beförderung nach wie vor nur ein
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