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Starker als dein Tod

Starker als dein Tod

Titel: Starker als dein Tod
Autoren: Castillo Linda
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vergessen, was ihn Tag und Nacht verfolgte.
    Nachdem der Mann hinausgegangen war, rollte der Arzt die Trage mit dem Häftling in den Testraum und versuchte nicht darüber nachzudenken, was er getan hatte. Und er wollte erst recht nicht darüber nachdenken, was er als Nächstes tun musste.

1. KAPITEL
    Das Klappern von Stahl an Stahl riss Zack Devlin aus dem Schlaf. Augenblicklich sprang er auf die Füße und richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf die zwei Vollzugsbeamten, die vor seiner Zelle standen.
    „Zurücktreten, Gefangener.“
    Zurücktreten
war der Ausdruck, den die Wärter benutzten, wenn sie eine Gefängniszelle betreten wollten. Es handelte sich um eine Sicherheitsanweisung, die den Häftling aufforderte, die Hände hinter den Kopf zu legen und die Finger zu verschränken. Was wollten die beiden Beamten zu dieser frühen Morgenstunde in seiner Zelle?
    Zack nahm die geforderte Position ein, sein Herz raste. „Ist es nicht ein bisschen früh für Tee und Gebäck?“, scherzte er.
    Der eine Officer hieß Mitchell. Er war zwar streng zu den Gefangenen, aber niemals unfair. Der andere Wärter war in etwa so beliebt wie eine schlimme Grippe. Mills erniedrigte die Männer gern, genoss es, ihnen die Würde zu nehmen. Wenn er die Gelegenheit dazu hatte, misshandelte er sie vermutlich auch.
    Mills’ Schlüssel klirrten, als er die Zellentür aufschloss. „Zurücktreten“, wiederholte er.
    Zack befolgte die Anweisung, doch seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Beide Männer betraten den Raum. „Wenn ich gewusst hätte, dass ihr kommt, hätte ich aufgeräumt.“
    „Halt deinen vorlauten Mund und zeig mir deine Handgelenke“, sagte Mills scharf.
    Das
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-Gefängnis war ein Ort, in dem die Routine regierte. Tag für Tag vollzogen sich hier die immer gleichen Rituale und Abläufe. Dass zwei Wärter morgens um vier in seine Zelle kamen und ihm Plastikhandfesseln verpassten, gehörte definitiv nicht zu dieser Routine.
    „Was soll das alles?“, fragte Zack und versuchte beiläufig zu klingen.
    „Dreh dich um“, befahl Mills. „Sofort.“
    Zack wusste, dass er keine Wahl hatte. Also drehte er sich um und bot Mills seine Handgelenke dar, damit dieser die Fesseln anlegen konnte. Kurz kam ihm der Gedanke, dass seine Tarnung aufgeflogen sein könnte. Aber er war sich sicher, dass das unmöglich war. Die Agency hatte seine falsche Identität peinlich genau aufgebaut. Es war völlig unmöglich, dass jemand etwas ahnte.
    „Spreiz die Beine.“
    Zack trug kein Hemd. Nur eine verknitterte Baumwollhose mit Kordel, wie sie alle Insassen für die Nacht bekamen. „Nicht viel Platz, um eine Waffe zu verstecken“, sagte er.
    „Folge nur den Anweisungen. Tu es einfach.“
    Ohne den Blick von Mills abzuwenden, kam Zack dem Befehl nach. Er knirschte mit den Zähnen, während Mills mit den Händen rasch und ruppig über seinen Körper fuhr.
    „Er ist sauber.“ Mills griff die Handfesseln und zog sie fester. „Du kommst auf die Krankenstation.“
    Zacks Herzschlag beschleunigte sich zu einem wilden Stakkato. Er wusste nur zu gut, was auf der Krankenstation des Gefängnisses geschah. Was zum Teufel war los? „Ich bin nicht krank.“
    „Der Doktor sagt, du brauchst einen Bluttest.“
    „Ich brauche keinen Bluttest.“
    Mitchell tippte auf das Klemmbrett, das er in der Hand hielt. „Ich habe den Auftrag hier schriftlich, Partner. Lass uns gehen.“
    „Wofür soll der Bluttest gut sein?“, hakte Zack nach, der in Gedanken sämtliche Szenarien durchging, die ihn auf der Krankenstation erwarten mochten. Keines davon erschien ihm angenehm.
    „Du kannst den Doc fragen, wenn du dort bist. Und jetzt beweg dich.“
    Der Impuls zu kämpfen war stark, doch jeder Versuch, sich zu wehren oder zu flüchten, wäre vergebens. Seit seiner Ankunft im Gefängnis vor vier Monaten hatte Zack gelernt, seine Kämpfe auszuwählen. Die Erfahrung sagte ihm, dass er diesen nicht gewinnen würde. Unwillkürlich drängt sich ihm die Erinnerung an all die anderen Insassen auf, die man auf die Krankenstation gebracht hatte und die mit heftigen Blutungen oder Brandwunden zurückgekehrt waren – oder aber gar nicht mehr.
    Er sah auf die Uhr an der Wand. In einer Stunde sollte er seinen Kontakt von MIDNIGHT treffen. Zack war nicht sehr zuversichtlich, dass er das schaffen würde. Wenn es um die Krankenstation des Gefängnisses ging, konnte eine einzige Stunde den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
    Während die beiden
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