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Starke Kinder

Starke Kinder

Titel: Starke Kinder
Autoren: Anne Dyer , Regina Steil
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Allerdings werden die im Rahmen eines Missbrauchs erworbenen Begriffe eher abfällig sein (z. B. „Fotze“).
Ein Kind im frühen Grundschulalter greift wiederholt an die Genitalien Erwachsener, klettert auf den Schoß ihnen unbekannter Männer und kuschelt sich eng an diese.
Ein Kind in der Pubertät könnte beispielsweise den Gedanken äußern, dass es Freundschaften nur über das Anbieten von Sex erhalten kann.
    16.3  Wie und wem gegenüber sollte ein Verdacht geäußert werden?
    Der Gedanke, dass ein Kind womöglich missbraucht wird, weckt in uns den Wunsch, es aus der Missbrauchssituation herauszuholen – und zwar sofort.
    Sie haben Recht. Je früher der Missbrauch endet, umso besser. Sofortiges, gegebenenfalls kopfloses Vorgehen kann jedoch einen sehr großen Schaden für das Kind anrichten. Würden Sie beispielsweise den Täter schnell und offen mit Ihrem Verdacht konfrontieren, so wird dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit das Kind unter Druck setzen, um sich dessen Verschwiegenheit zu sichern. Bedenken Sie, dass Kinder, die von einer nahen Bezugsperson missbraucht werden, häufig auch eine ambivalente Beziehung zu dieser haben. Womöglich liebt es diesen Täter, auch wenn er die Grenzen des Kindes überschreitet. Wird das Kind gezwungen gegen den Täter auszusagen, so kann es sein, dass es den Missbrauch abstreitet.
    Nachdem Sie den ersten Teil des Kapitels gelesen haben, sind Sie vielleicht zu dem Schluss gekommen, dass es einen Hinweis auf einen sexuellen Missbrauch gibt. Sie möchten tätig werden. Was können Sie nun im nächsten Schritt tun?
    Tragen Sie Ihre Beobachtungen zusammen. Machen Sie sich ausführliche Notizen.
    Sie werden, um den Missbrauch beenden zu können, mit hoher Wahrscheinlichkeit Unterstützung anderer Menschen (z. B. Partner, Mutter des Kindes) oder auch öffentlicher Stellen (z. B. Schule, Kindergarten, Jugendamt, Polizei) benötigen. Möchten Sie die Hilfe eines anderen Menschen, so wird dieser vermutlich als erstes fragen, „Wie kommst du drauf?“. Auch das Jugendamt oder eine andere öffentliche Stelle wird nach Hinweisen für sexuellen Missbrauch fragen. Für den Fall, dass es zu einer Gerichtsverhandlung mit dem Ziel der Verurteilung des Täters kommt, können diese Beobachtungen von großer Bedeutung sein.
    Wenn Sie etwas auffällig finden, aber Ihnen der Verdacht noch recht vage erscheint, nehmen Sie sich Zeit. Beobachten Sie.
    Suchen Sie sich jemandem aus dem weiteren Lebensumfeld des Kindes, dem Sie vertrauen und teilen Sie Ihre Sorgen.
    Diese Maßnahme hat zwei Gründe: Sie werden jemanden benötigen, dem Sie Ihre Sorgen mitteilen können. Die Sorge um ein Kind kann schwer auf der Seele liegen. Sich mit einer guten Freundin oder dem Partner auszutauschen, wird Sie erleichtern und Ihnen helfen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Zum anderen kann eine weitere Person ihre eigenen Beobachtungen mit Ihnen teilen. Hinweise können gemeinsam abgewogen werden. Stellen Sie beispielsweise einen sozialen Rückzug und eine deutliche Leistungsverschlechterung Ihres Kindes fest, so ist es äußerst vernünftig, Rücksprache mit der Klassenlehrerin/dem Klassenlehrer zu halten. Die Einschätzung der Lehrerin/des Lehrers kann von großer Bedeutung sein.
    Ãœberlegen Sie gut, wen Sie einbeziehen. Den Verdacht eines Missbrauchs an zu vielen Stellen zu streuen, ist nicht hilfreich. Wählen Sie Ihre Vertrauensperson gezielt aus. Die Eltern sind, in dem Fall, dass sie nicht missbrauchen, die zentralen Ansprechpartner. Sie können wesentliche Schritte (medizinische Abklärung, Gespräch des Kindes mit einem Experten) einleiten und sind üblicherweise die wichtigsten Bezugspersonen des Kindes.
    Kontakt zu einer offiziellen Stelle
    Der Kindergarten oder die Schule sind offizielle Stellen und doch recht nah am familiären Umfeld. Kontakt zur Lehrerin oder der Erzieherin aufzunehmen, fällt dem besorgten Erwachsenen noch recht leicht. Diese kennen das Kind und haben vermutlich auch eigene Beobachtungen gesammelt.
    Bei einem fortgeschrittenen Verdacht kann es sinnvoll sein, fachspezifische Einrichtungen wie den Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) oder die Kriminalpolizei zu informieren. Weitere Stellen, die ebenfalls Hilfen anbieten können sind z. B. der Deutsche Kinderschutzbund oder der „Weiße Ring“.
    Gut zu wissen
    Was Sie vor dem Kontakt mit
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