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Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half

Titel: Stark (Dark Half) - King, S: Stark (Dark Half) - The Dark Half
Autoren: Stephen King
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ist es nichts. Außer einem Problem. Und zwar einem Problem, mit dem wir fertig werden.«
    Dr. Loring, der Anästhesist, sagte: »Darf ich auch einen Blick darauf werfen, Dr. Pritchard?«
    »Ist er immer noch stabil?«
    »Ja.«
    »Dann kommen Sie. Das ist etwas, was Sie ihren Enkelkindern erzählen können. Aber machen Sie schnell.«
    Während Loring seinen Blick darauf warf, wendete sich Pritchard an Albertson. »Ich brauche die Negli«, sagte er. »Ich muß ihn noch etwas weiter aufmachen. Dann sondieren
wir. Ich weiß nicht, ob ich alles herausholen kann, aber ich will so viel wie möglich herausholen.«
    Albertson, der jetzt die assistierende Schwester vertrat, gab Pritchard die frisch sterilisierte Sonde in die Hand, als dieser danach verlangte. Pritchard, der nun leise die Titelmelodie von Bonanza vor sich hinsummte, untersuchte schnell und fast mühelos die Wunde und warf nur hin und wieder einen Blick auf den am Ende der Sonde sitzenden Spiegel. Die meiste Zeit verließ er sich auf seinen Tastsinn. Später erklärte Albertson, er hätte in seinem ganzen Leben noch keine derart faszinierende und souveräne Operation gesehen.
    Außer dem Auge fanden sie noch einen Teil eines Nasenflügels, drei Fingernägel und zwei Zähne. In einem der Zähne war ein kleines Loch. Das Auge pulsierte weiter und versuchte weiter zu blinzeln, bis Dr. Pritchard das Nadelskalpell ansetzte und es erst durchstach und dann herausschnitt. Die gesamte Operation, vom ersten Sondieren bis zur endgültigen Exzision, dauerte nur siebenundzwanzig Minuten. Fünf Fleischbröckchen landeten in der Edelstahlschale hinter Thads kahlrasiertem Kopf.
    »Ich glaube, wir haben alles«, sagte Pritchard schließlich. »Das ganze Fremdgewebe war offenbar durch rudimentäre Ganglien miteinander verbunden. Selbst wenn tatsächlich noch etwas da sein sollte, sind die Aussichten, daß wir es abgetötet haben, recht gut.«
    »Aber - wie ist das möglich, daß das Kind trotzdem noch am Leben ist? Ich meine, das sind doch Teile von ihm?« fragte Loring verblüfft.
    Pritchard deutete auf die Schale. »Wir finden im Kopf dieses Jungen ein Auge, Zähne und ein paar Fingernägel, und Sie glauben, es wären Teile von ihm gewesen? Haben Sie festgestellt, daß ihm Fingernägel fehlen? Wollen Sie nachsehen?«
    »Aber selbst Krebs ist nichts anderes als ein Teil eines Patienten...«
    »Dies war kein Krebs«, erklärte Pritchard ihm geduldig. Seine Hände setzten ihre Arbeit fort, während er redete. »Bei vielen Entbindungen, bei denen die Mutter ein Kind zur Welt bringt, hat das Kind seine Existenz als Zwilling begonnen - möglicherweise sogar in zwei von zehn Fällen. Was
passiert mit dem anderen Fetus? Der stärkere absorbiert den schwächeren.«
    »Er absorbiert ihn? Sie meinen, er verzehrt ihn?« fragte Loring. Er sah ein wenig grünlich aus. »Reden wir hier von Kannibalismus in utero?«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen; es kommt ziemlich oft vor. Wenn es eines Tages so weit ist, daß wir tatsächlich über dieses Sonargrammgerät verfügen, von dem bei Tagungen immer die Rede ist, werden wir vielleicht sogar herausfinden, wie oft es vorkommt. Aber so oft es auch vorkommen mag - das, was wir heute gesehen haben, ist viel seltener. Ein Teil des Zwillings dieses Jungen ist nicht absorbiert worden und zufällig in seinen Stirnlappen gewandert. Es hätte ebensogut in seine Därme, seine Milz oder sein Rückgrat wandern können. Normalerweise sind die einzigen Ärzte, die so etwas zu sehen bekommen, die Pathologen - es stellt sich bei Autopsien heraus, und ich habe nie von einem Fall gehört, in dem das fremde Gewebe die Todesursache gewesen ist.«
    »Und was ist hier passiert?« fragte Albertson. »Irgend etwas hat diese Gewebsmasse, die vermutlich vor einem Jahr nur unter dem Mikroskop zu erkennen gewesen wäre, wieder in Bewegung versetzt. Die Wachstumsuhr des absorbierten Zwillings, die zumindest einen Monat vor Mrs. Beaumonts Entbindung ein für allemal hätte stehenbleiben müssen, wurde irgendwie von neuem aufgezogen - und das verdammte Ding begann tatsächlich zu laufen. An dem, was dann passierte, ist nichts absonderlich. Schon der Schädelinnendruck reichte aus, die Kopfschmerzen und den Anfall auszulösen, der ihn hergebracht hat.«
    »Ja«, sagte Loring leise, »aber warum ist das passiert?«
    Pritchard schüttelte den Kopf. »Wenn ich in dreißig Jahren noch mit anspruchsvolleren Dingen beschäftigt bin als mit meinen Golfschlägern, können Sie mir diese
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