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S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 02 - Inferno
Autoren: Bernd Frenz
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der dem von Kim zum Verwechseln ähnlich sah.
    Ein Feuerkäfer.
    David zögerte, in den trichterförmig absackenden Kreis zu treten, aus Furcht, in Treibsand zu geraten. Er brauchte auch gar nicht weiterzugehen. Der Stein kam zu ihm - wie von Kim prophezeit.
    Zuerst kaum merklich, dann immer schneller, überwand der Feuerkäfer die Schwerkraft. Auf Augenhöhe angekommen, begann er von innen heraus zu leuchten und schwebte langsam näher.
    David hielt die Spannung nicht länger aus. Blitzschnell griff er zu und verbarg den Feuerkäfer in seiner Faust.
    Kontakt!
    Da war es wieder, dieses Kribbeln, das die Nervenbahnen entlang brannte. Diesmal ignorierte er es. Diesmal ließ er nicht wieder los.
    Öffne deinen Geist, damit wir sehen, was in dir steckt.
    David spürte ein Schwindelgefühl in sich aufsteigen. Er taumelte einige Schritte zurück, bevor seine Beine nachgaben. Mit den Knien voran sank er ins Gras.
    Wir sehen nun, was in dir steckt. Du bist ein Auserwählter.
    Der heftige Ansturm verschwand so schnell, wie er gekommen war. Den Feuerkäfer fest an die Brust gedrückt, schüttelte David den Kopf, um seinen Blick zu klären.
    Vielleicht hätte er das besser bleiben lassen. Denn als er aufsah, starrte er geradewegs in die kalte Mündung eines gewehres.
    Je näher sie der Halle kamen, desto unwohler fühlte Kim sich. Sie konnte sich das überhaupt nicht erklären. Sooft sie auch nach dem Feuerkäfer griff, das Ergebnis war immer dasselbe. Sie spürte die vertraute Präsenz ihrer Kameraden, aber keine Anzeichen für eine fremde Aura. Wahrscheinlich hatte sie ihre Kräfte in den letzten achtundvierzig Stunden einfach überstrapaziert. Ihr Kopf begann bereits zu schmerzen, wenn sie mit der Hand in die Tasche glitt.
    „Stimmt was nicht?", fragte Igel neben ihr.
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, alles in Ordnung." Entschlossen forcierte sie das Tempo, bis sie in einem der offenen Rolltore stand. Von Tunduk und den anderen war nichts zu sehen, aber das hatte nichts zu bedeuten. Die waren es gewohnt, sich zu verbergen.
    „Komm rein", forderte eine Stimme, während sie noch unentschlossen dastand. „Wir warten schon auf dich."
    Der britische Akzent war unüberhörbar. Gleich darauf tauchte Ross hinter einem Stapel Autoreifen auf, die er als Versteck gewählt hatte. Der Lauf seiner IL86 wies zu Boden, zuckte aber sofort empor, als Igel um die Ecke bog.
    Kim riss beide Hände in die Höhe, um eine Überreaktion zu verhindern. „Lass ihn! Der ist in Ordnung."
    Ross senkte die Waffe, aber nicht ganz so weit wie zuvor. Dann deutete er mit dem Kopf ins Innere der Halle. „Tunduk will mit dir sprechen. Es gibt ein Problem."
    Daher also ihr Unwohlsein. Selten hatte sie eine schlechte Nachricht so erleichtert.
    Gemeinsam gingen sie zu ihrer alten Lagerstätte. Die meisten Plätze waren verwaist, nur zwei Schlafsäcke lagen aufgeschlagen am Boden. Außer Tunduk war niemand zu sehen. Mit gebeugtem Kopf saß er auf einer zerbeulten Motorhaube, unablässig damit beschäftig, seine Hände zu kneten.
    „Wo ist Radek?", fragte sie verwundert.
    Statt zu antworten, begutachtete Tunduk jeden einzelnen seiner hageren Finger und fuhr mit dem Kneten fort. Als er sich endlich bequemte, den Kopf zu heben, glaubte sie in das Gesicht eines Fremden zu schauen. Die rotgeäderten Augen lagen tief in seinen Höhlen, die Haut war aschgrau und von tiefen, wie mit dem Messer gezogenen Falten durchzogen. Sicher, er war ohnehin nicht mehr der Jüngste gewesen, aber nun schien er über Nacht zu einem Greis gealtert zu sein.
    „Seid ihr beiden allein?", fragte er.
    Kein Wort über seinen Sohn, keine Frage danach, wie Kim die letzten Tage überstanden hatte. Das gefiel ihr nicht.
    „Igel hat mir geholfen, den Tätowierten vom Todestruck zu entkommen", erklärte sie vorsichtig. „Danach hat er mir angeboten, mich zu begleiten."
    Ihre Hand glitt Richtung Jackentasche, kam aber nie dort an. Ein dumpfer Laut, typisch für einen Gewehrkolben, der in eine Magengrube stieß, ließ sie herumwirbeln. Igel sackte keuchend zu Boden und krümmte sich zusammen.
    Im nächsten Moment war Ross bei ihr, umfasste mit seinen riesigen Pranken ihr Handgelenk und drehte ihr den Arm auf den Rücken. Kim schrie vor Schmerz, aber das konnte einen Mann wie ihn nicht beeindrucken. Mitleidlos brachte er sie völlig in seine Gewalt, bis der Feuerkäfer aus ihrer Tasche in seine Hand gewandert war. Danach stieß er sie zu Boden - wie einen gebrauchten Gegenstand, der seinen
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