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Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen
Autoren: David Ambrose
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»Wir-Männer-unter-uns-Grinsen«. »Den Rest können Sie getrost mir überlassen.«
    Sie konnte nicht sehen, wie sie hinausgingen, denn sie hielt den Kopf gebeugt und die Augen fest geschlossen. Dabei war ihr nicht ganz klar, ob sie etwas in sich zurück- oder von sich abhalten wollte. Sie hörte sie immer noch miteinander redend fortgehen, allerdings verstand sie nicht, was sie sagten.
    Eine Zeit lang verhielt sie sich ganz still und dachte über die Unterhaltung nach, die sie mitgehört hatte. Schließlich war es ihre unglaublich unbequeme Körperhaltung, die sie veranlasste, sich zu bewegen. Sie stieß die Klappe auf, kroch halb aus ihrem Versteck, hielt inne und lauschte angestrengt.
    Als sie sich aufrichtete, fiel ihr Blick auf ihr Spiegelbild in einem Wandspiegel. Sie sah aus, als hätte man sie durch die Gosse gezerrt – und so ganz abwegig war dieser Eindruck schließlich nicht. Aber daran konnte sie jetzt nichts ändern. Sie musste unbedingt ihren Agenten erreichen, ihren Anwalt oder möglicherweise auch ihren Analytiker – egal wen oder was, Hauptsache, sie kam hier endlich raus.
    Sie ging an den großen Schreibtisch und griff nach einem Telefon. Erst beim Wählen fiel ihr auf, dass die Leitung tot war. Sie nahm den anderen Hörer ab. Das gleiche Spiel. Sie tippte mehrfach auf die Gabel. Nichts.
    »Das hilft dir auch nicht weiter.«
    Die Stimme kam von hinten. Erschrocken drehte sie sich um. Al stand in der Tür und beobachtete sie im Schutz seiner merkwürdigen dunklen Brille.
    »Diese Telefone sind lediglich Museumsstücke, Kleines«, sagte er, kam ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich. »Wie alles hier. Ein Tribut an die Vergangenheit. An die Zeit, als man Filme noch so drehte, wie du sie kennst. Aber das ist lange her.«
    Sie wich zurück. Dabei hielt sie das Telefon wie eine Verteidigungswaffe.
    »Ich dachte mir schon, dass du irgendwo in diesem Haus sein müsstest«, erklärte er. »Es war die einzige Möglichkeit, nachdem wir sonst alles abgesucht haben.«
    »Kommen Sie mir nicht zu nah«, warnte sie ihn und kam sich dabei ganz komisch vor; das passierte ihr immer, wenn sie jemandem zu drohen versuchte. Es kam allerdings auch nicht sehr häufig vor.
    »Schon gut«, sagte er und hob leicht die Hände, sodass sie die Innenflächen sehen konnte. »Wie ich schon sagte: Niemand will dir etwas tun.«
    »Was ist eigentlich hier los?«, fragte sie. Ihre Stimme zitterte vor Wut ebenso sehr wie vor Angst. »Was zum Teufel geht hier vor? Reden Sie schon!«
    Er seufzte, ging zu einem der Sofas, setzte sich und schlug die Beine übereinander. Er wirkte jetzt viel gelöster als zuvor. Fast schien es, als sei die Welt wieder völlig in Ordnung, seit er sie gefunden hatte. Zum ersten Mal fiel ihr auf, wie gut seine Kleider saßen. Es lag nicht nur am lockeren und dennoch figurnahen Schnitt, sondern hatte auch mit dem Stoff zu tun, der zwar natürlich, aber offenbar unempfindlich gegen Dehnung und Knitterfalten war.
    »Du würdest sowieso nicht verstehen, was hier passiert, also brauchst du gar nicht erst zu fragen. Bald wirst du es auch nicht mehr wissen wollen. Vertrau mir einfach.«
    »Leck mich!«
    Mit einer Art winzigem Schulterzucken stellte er klar, dass er sich in keiner Weise angegriffen fühlte. Die Geste wirkte merkwürdig herablassend, und das verblüffte sie mindestens ebenso sehr, wie es sie ärgerte. Wie konnte dieser Kerl, den sie noch nie zuvor gesehen hatte, sie derart behandeln? Niemand hatte sich ihr gegenüber so zu benehmen. Niemand! Schon lange nicht mehr.
    »Beantworten Sie meine Frage!«
    Er blickte mit leicht zur Seite geneigtem Kopf zu ihr auf, als ob sie ihn neugierig machte.
    »Es spielt sowieso keine Rolle«, sagte er schließlich, als ob er das gerade erst entschieden hätte. »Ich gebe dir deine Antwort.«
    Er legte die Hände auf die Knie und richtete sich auf. Immer noch sah er sie an – und sie ihn. Sie war es nicht gewohnt, von jemandem hinter einer dunklen Sonnenbrille gemustert zu werden. Normalerweise verhielt es sich umgekehrt, und wenn die Diva keine Sonnenbrille trug, dann trug niemand eine. Doch sie sagte nichts. Sie spürte, dass das, was jetzt kam, viel wichtiger war. Wenn es sein musste, konnte sie durchaus zuhören.
    »Weißt du, Kleine, du bist eine lebende Legende. Die bedeutendste überhaupt. Andere kommen und gehen, aber du wirst immer wichtiger. Du bist ein Phänomen. Und du bist die Einzige, die sie wollen.«
    Sie hatte ihn unverwandt angestarrt und tat
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