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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
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Allernötigste zusammenpackte, und statt meines normalen Wagens musste ich Karmelion nehmen. Karmelion war ein verbeulter, rostiger, gallegrüner Pick-up, dem der linke Scheinwerfer fehlte und der nur einen einzigen Vorteil hatte: Er ließ sich auch mit Wasser betreiben, dem ein wenig Magie zugesetzt war, und daher konnte man auch während einer Magie-Flut damit fahren. Anders als normale Autos rumpelte oder schnurrte der Wagen nicht und machte auch sonst keine Geräusche, die man von einem Motor erwarten würde. Stattdessen heulte er und knurrte und gab mit deprimierender Regelmäßigkeit ohrenbetäubende Donnerschläge von sich. Wer ihn auf den Namen Karmelion getauft hatte und warum, wusste ich nicht. Ich hatte ihn auf einem Schrottplatz gekauft, und der Name hatte in krakeliger Schrift auf der Windschutzscheibe gestanden.
    An normalen Tagen musste Karmelion zum Glück nur die dreißig Meilen nach Savannah zurücklegen. Heute jedoch zwang ich den Wagen auf die Erdstrahlenader, was ihm erst einmal nicht schadete, da ihn die Ader fast bis nach Atlanta zog, doch die anschließende Fahrt quer durch die Stadt tat dem Wagen nicht gut. Jetzt kühlte er dort auf einem Parkplatz ab. Wasser tropfte heraus, und er schwitzte Magie. Ich würde eine gute Viertelstunde dafür brauchen, die Lichtmaschine wieder auf Betriebstemperatur zu bringen, aber das war okay. Ich hatte vor, eine Weile hierzubleiben.
    Ich hasste Atlanta. Ich hasste alle Städte. Ende der Debatte.
    Ich stand auf dem Gehsteig und betrachtete das kleine Bürogebäude, das angeblich die hiesige Sektion des Ordens der Ritter der mildtätigen Hilfe beherbergte. Der Orden gab sich Mühe, seine wahre Größe und Macht zu verbergen, doch in diesem Fall hatten sie es damit übertrieben. Das Gebäude, ein dreigeschossiger Betonkasten, hob sich dank seiner Schäbigkeit deutlich von den stattlichen Backsteinbauten links und rechts ab. Die Mauern waren von Roststreifen überzogen, die das Regenwasser aus der lecken Dachrinne hinterließ. Schwere Gitter sicherten die kleinen Fenster, und Jalousien hinter staubigen Scheiben versperrten den Blick hinein.
    Es musste in der Stadt noch eine andere Einrichtung des Ordens geben, in der die Arbeit im Hintergrund geleistet wurde, während man hier der Öffentlichkeit eine nette, bescheidene Fassade bot. Dort gab es dann sicherlich ein großes, hochmodernes Waffenarsenal und dazu ein Computernetzwerk und eine Datenbank, die alles über die Mächtigen enthielt – die magischen wie die weltlichen. Irgendwo im hintersten Winkel dieser Datenbank stand auch mein Name – der Name einer Verstoßenen, einer Undisziplinierten und Wertlosen. Und genauso gefiel es mir.
    Ich versuchte, die Gebäudemauer zu berühren. Einige Millimeter vor dem Beton stieß mein Finger auf einen elastischen Widerstand, so als hätte ich versucht, einen Tennisball zusammenzudrücken. Ein schwaches silbernes Schimmern flimmerte über meine Haut, und ich zog die Hand zurück. Das Gebäude war mit einer massiven Abwehr gegen feindliche Magie ausgestattet. Wenn jemand einen Feuerball darauf geschleudert hätte, wäre er wahrscheinlich abgeprallt, ohne auf den grauen Mauern auch nur eine Brandspur zu hinterlassen.
    Ich öffnete die stählerne Haustür und ging hinein. Rechts führte ein schmaler Korridor zu einer Tür. Auf einem großen Schild daran stand mit roten Lettern auf weißem Grund: ZUTRITT NUR FÜR BEFUGTE . Meine zweite Option war eine Treppe, die aufwärtsführte.
    Ich entschied mich für die Treppe, und mir fiel auf, dass sie erstaunlich sauber war. Niemand versuchte mich aufzuhalten. Niemand fragte mich, was ich hier wollte. Schaut her. Wir sind hilfsbereit und ganz und gar nicht bedrohlich. Unser einziges Ziel ist es, der Gemeinschaft zu dienen, und wir lassen sogar jedermann einfach so in unsere Geschäftsräume hereinspazieren .
    Das Bedürfnis nach einem bescheiden wirkenden Gebäude konnte ich noch nachvollziehen, aber den öffentlich zugänglichen Angaben zufolge bestand die gesamte Sektion aus neun Rittern: einem Protektor, einem Wahrsager, einem Ermittler, drei Verteidigern und drei Wächtern. Neun Leute kümmerten sich um eine Stadt von der Größe Atlantas. Aber klar doch.
    Am oberen Treppenabsatz kam ich an eine mattgrün lackierte Stahltür. Ein kleiner Dolch schimmerte darauf, knapp über Augenhöhe. Anzuklopfen erschien mir keine gute Idee, daher öffnete ich die Tür und trat ein.
    Vor mir erstreckte sich ein langer Korridor, der meinen
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