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St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau

Titel: St. Leger 03 - Die Nacht der Feuerfrau
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Braun.
    Als ihrer beider Handflächen sich berührten, geschah etwas Seltsames. Zuerst spürte die werdende Mutter nur ein Prickeln, aus dem sich dann eine Wärme entwickelte, die sich wie eine goldene Flüssigkeit von ihrem Handgelenk aus im ganzen Körper zu verbreiten begann. Tatsächlich ließen die schrecklichen Schmerzen nun nach. Die werdende Mutter sah, wie der Arzt die Lippen immer mehr zusammenpresste, so als gingen ihre Schmerzen auf ihn über. So jedenfalls tuschelte man im Dorf. Zu so etwas sollte Valentine mit seiner unerklärlichen Magie im
    Stande sein. Bislang hatte Carrie das immer als Unfug abgetan. Aber jetzt...
    Sie spürte, dass die nächste Wehe sich ankündigte, aber wunderbarerweise kamen keine Schmerzen. Die Lider fielen ihr zu, und eine angenehme Müdigkeit überkam sie. Carrie verlor jegliches Zeitgefühl und hörte damit auf, die Minuten zu zählen, wie sie das bisher so gewissenhaft getan hatte.
    Wie aus großer Entfernung hörte sie den Arzt sprechen - oder glaubte das zumindest, denn genauso gut konnten sich ihre Sinne täuschen. Er schien Sarah etwas aufzutragen ... und dann Carrie zu befehlen, fest zu pressen ... Schon spürte sie etwas Warmes über ihre Beine laufen, und Momente später ertönte ein Schrei. »Gepriesen sei Gott!«, rief die Amme mit einer Stimme, als sei sie hundert Meilen weit entfernt. Carrie konnte nur lächeln wie jemand, der noch gar nicht richtig wach ist. Als sie endlich die Augen wieder öffnete, lag etwas in ihrer Armbeuge - etwas Weiches und Unruhiges.
    Immer noch benommen, schlug sie das Tuch ein Stück zurück und stellte dann fest, dass sie eine Tochter geboren hatte.
    Wie bei einem Schlafwandler, den man abrupt aus dem Schlaf reißt, wurde Carrie bewusst, was geschehen war. Sie hatte gerade einem kleinen Mädchen das Leben geschenkt! Sie war am Ende ihrer Kräfte, hatte bereits vier Kinder und sah sich kaum in der Lage, diese durchzubringen. Aber dieses fünfte Kind hier erschien ihr wie ein Wunder. So gesund und so perfekt sah das kleine Mädchen aus. Und Carrie hatte die Geburt überlebt, um ihre Tochter jetzt im Arm halten zu können. Freudentränen rannen ihr über die Wangen.
    Endlich fiel ihr ein, sich bei dem Engel zu bedanken, der sie durch diese Mühsal geführt hatte. Doch als sie sich umdrehte, war der Arzt, ganz ein Mitglied der geheimnisumwitterten St. Legers, bereits verschwunden.
    Die Straße, welche nach Castle Leger führte, wand sich die Anhöhe hinauf und verlor sich im Dunst der Dämmerung. Doch der rotgraue Wallach fand auch allein seinen Weg. Sehr zum Glück für seinen Reiter, den man kaum als wach genug bezeichnen konnte, um ein Ross zu lenken.
    Val St. Leger saß vornübergebeugt im Sattel und hatte genug damit zu tun, seinen Blick auf die Straße vor ihm zu konzentrieren. Er spürte seine Erschöpfung bis ins Mark und fühlte sich ausgelaugt, als ... als habe er gerade drei Stunden Wehen durchlitten, um endlich ein Kind zur Welt zu bringen.
    Er verzog den Mund zu einem leichte Grinsen. Jede Wette, nicht viele Männer konnten von sich behaupten, so etwas schon einmal mitgemacht zu haben. Valentine wusste genau, dass er es im Leben nie zu einem großen Feldherrn, begnadeten Künstler oder begabten Staatsmann bringen würde. Aber seine eigentümliche St.-Leger-Gabe machte aus ihm dennoch etwas Besonderes. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie viel Schmerzen man durchleiden musste, um ein Kind zu gebären. Valentine konnte nur die Stärke der Frauen bewundern, dass sie es immer noch nicht aufgegeben hatten, die Welt weiterhin zu bevölkern. Ganz gewiss traf das auf Carrie Trewithan zu.
    Wenn man ihre Fehlgeburten mitrechnete, war die arme Frau während der vergangenen sieben Jahre eigentlich ständig schwanger gewesen. Valentine hatte ihren Mann mehrfach gewarnt, dass Carries eher zierlicher Körper Erholungsphasen brauche. Aber der saß lieber, wie jetzt auch, im Wirtshaus und kehrte nur zu seiner Familie zurück, wenn es ihn wieder danach gelüstete, mit seiner Frau ins Bett zu steigen.
    Dabei war es schon ein Wunder, dass Carrie die letzte Schwangerschaft überlebt hatte. Morgen würde der Arzt noch einmal ein ernstes Wort mit Reeve reden. Er spürte, wie sich seine Hände um die Zügel verkrampften. Am liebsten hätte er dem Mann eine Tracht Prügel verabreicht. Sein Bruder Lance hätte bestimmt nicht gezögert. Aber so etwas schickte sich nicht für den Arzt des Dorfes ... der zudem noch ein verkrüppeltes Bein hatte. Eine
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