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Spuk im Hotel

Spuk im Hotel

Titel: Spuk im Hotel
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Abendessen, müssen Sie wissen!«, rief er. Vor dem feurigen Hintergrund leuchtete der Kranz seiner weißen Haarpracht noch eindrucksvoller als sonst. »Und wie ich gerade hier unter den Bäumen bin, höre ich so ein komisches Knistern.«
    Mittlerweile war der Zug am Ort des Brands angekommen. Näher als zehn Meter konnte man nicht herangehen, so stark war die Hitze, die sich wie ein Ring um den brennenden Schuppen gelegt hatte. Der Dachstuhl war nur noch ein glühendes Skelett und drohte demnächst einzustürzen. Knisternd und prasselnd schlugen gelbe und rote Flammen in wildem Spiel durchs Dach, immer neue Figuren an den Himmel zeichnend.
    Unter den Zuschauern breitete sich staunende Andacht aus. Zumal in diesem Augenblick Amanda mit starker Stimme rief: »Keine Sorge, meine Damen und Herren! In dem Schuppen sind keinerlei Wertsachen mehr. Es handelt sich lediglich um alte Möbel. Er hätte schon vor Jahren abgerissen werden sollen.«
    Die Geräusche des Feuers übertönten das erleichterte Getuschel unter den Zuschauern. Nur Mrs. Hartford wollte sich offenbar davon nicht anstecken lassen. Sie stand direkt neben Justus und rief, trotzdem müsse man augenblicklich Feuerwehr und Polizei holen.
    »Ich habe Henry bereits geschickt«, entgegnete Amanda. »Die Feuerwehr wird bald da sein.«
    Länger als eine Minute, schätzte Justus, würde sich der Dachstuhl nicht mehr halten können. Er machte ein paar Schritte zu Mrs. Silverstone hinüber. »Vielleicht ist das ein günstiger Augenblick«, sagte er in ihr Ohr.
    »Das habe ich auch schon gedacht«, antwortete sie. »Ich passe den Moment ab, in dem der Dachstuhl zusammenbricht.« Sie nickte ihm zu, dann schlängelte sie sich nach vorn, wo Amanda, Simpson und Garfield standen.

Diebin in Aktion
    Mrs. Silverstone war kaum eine Minute fort, als die Dachbalken mit ohrenbetäubendem Krachen zur Erde stürzten. Mittlerweile glichen auch die Wände des Schuppens nur noch einem halb durchsichtigen Pergament, so dass man den einzelnen Balken zusehen konnte, wie sie funkenstiebend aufschlugen. Unwillkürlich wichen die Zuschauer zurück. Ein neuer, noch stärkerer Schwall von Hitze schlug ihnen in die Gesichter.
    Wenig später kam Mrs. Silverstone zu Justus zurück. Er spürte, wie sie ihm etwas Weiches in die Hand drückte.
    »Danke. Ich verschwinde.« Mit eiligen Schritten trat Justus den Rückzug Richtung Hotel an. Als er an einer Platane vorüberkam, hörte er eine Stimme.
    »Das hat sie prima gemacht«, lobte Peter.
    »Allerdings. Komm mit.«
    »Ich auch«, sagte Bob, der unter der übernächsten Platane auftauchte. Ohne seinen Schritt zu verlangsamen, meinte Justus, er solle kurz warten, damit es nicht so auffiele.
    Ein paar Minuten später beugten sie sich auf Peters Zimmer über Mr. Edward Simpsons Taschenkalender. Mr. Simpson hatte eine winzige, aber gestochen scharfe Handschrift.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass er es uns so leicht macht«, murmelte Justus. »Das kommt davon, wenn man glaubt, man ist unfehlbar.« Er tippte mit dem Zeigefinger auf eine Eintragung am 5. Juli.
    Peter las laut vor. »Garf. = Trottel. Merkt nichts. Will Kriminalschriftsteller sein!!«
    Justus blätterte um. Unter dem Datum des 7. Juli stand etwas, was die drei Detektive zu einem gedämpften Freudenschrei veranlasste. Es war ein unverhülltes Geständnis. »Amanda bald weich. Wem die Stund’ im Schwimmbad schlägt.«
    »Er hat eine literarische Ader«, murmelte Justus. »Vielleicht sollte er Kriminalromane schreiben, statt Garfield.« Simpsons Ausspruch im Speisesaal fiel ihm ein: Dass man einen guten Kriminalroman schreiben könne über die merkwürdigen Vorgänge in diesem Haus. Kein Wunder, dachte Justus, wenn einer den Täter und seine Motive so gut kennt.
    »Jetzt brauchen wir nur noch etwas über seine Auftraggeber zu finden«, sagte Bob und langte an Justus’ Schulter vorbei zu dem Kalender, um die nächste Seite aufzuschlagen. Wieder hatten sie Glück. Am 9. Juli hatte Simpson notiert: »P. B. sehr zufrieden. Honorar x 2?« Die letzte Eintragung stammte vom Vortag, dem 11. Juli. Sie lautete: »Mit P. B. Finale beschlossen. Feuerwerk.«
    Justus klappte den Kalender zu. »Das reicht«, sagte er triumphierend. »Es ist so, wie ich vermutet hatte. Die Betreiber vom ›Pacific Beach‹ wollen Amanda zum Aufgeben zwingen. Alles nur, damit sie den ›Old Star‹ selber übernehmen können. So schafft man sich eine lästige Konkurrenz vom Hals. In Simpson haben sie jemanden gefunden, der
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