Spielregeln für Gewinner

aber positiv klingende Worte.
    Ich beobachtete das Geschehen über eine halbe Stunde lang und ging nach Unterrichtsende zu einem der beiden Sportlehrer, um ihm eine Frage zu stellen, die sich mir die ganze Zeit über schon aufdrängte: »Es ist ja toll, mit welchem Eifer die Kinder bei der Sache sind. Doch sagen Sie mir eins: Wie messen Sie, wer bei den Rennen der Sieger ist?« Der Mann sah mich irritiert an und stellte eine Gegenfrage: »Wozu?« Seine Gegenfrage ließ meine eigene Verwunderung nicht gerade kleiner werden, und ich fuhr fort: »Nun, die Kinder laufen um die Wette. Sie müssen doch irgendwie feststellen, wer bei diesem Wettlauf der Sieger ist.« Darauf huschte ein Schmunzeln über sein Gesicht. Er antwortete: »Natürlich laufen die Kinder um die Wette. Aber doch nicht gegeneinander. Sondern gegen sich selbst. Jeder für sich. Wie einer gegen den anderen abschneidet, das messen wir nicht.« Diese Antwort saß, und ich bedankte mich bei dem Mann, der mir eine lehrreiche Lektion erteilt hatte.

Gewinnen statt siegen
    Ich begriff, dass in diesem Land eine ganz andere Auffassung von Leistung und Erfolg herrschte, als ich es von meinem Denken gewohnt war. Ich hatte es bis dato immer so
erfahren, dass es das primäre Ziel war, schneller zu sein als die anderen. Der Fokus richtete sich darauf, wer als Erster durchs Ziel läuft. Im Sport wie auch sonst im Leben. Es ging stets um die Frage: Wer ist der Sieger und wer sind die Verlierer? Der Sieger war immer glücklich, und die Verlierer waren immer enttäuscht. Der Sportunterricht in dieser Schule hatte mir die Augen für das Wesentliche geöffnet. Die Erkenntnis daraus bildete die Grundlage für mein weiteres Leben.
    Damit komme ich auf den Beginn dieses Kapitels zurück. Ich möchte Ihnen nicht zeigen, wie Sie siegen können. Es ist nicht wichtig, wer der Sieger ist oder ob Sie es sind, der siegt. Entscheidend ist vielmehr, ob Sie gewinnen! Das war es auch, was die Sportlehrer den Kindern vermittelten. Es war nicht entscheidend, ob sie schneller durchs Ziel liefen als ihr Nebenmann, sondern es ging darum, sich an sich selbst zu orientieren und zu versuchen, sich selbst zu verbessern. Diese Kinder stellten sich mit niemand anderem in Konkurrenz als mit sich selbst. Sie konnten ruhig der Verlierer sein, weil zwei andere schneller waren. Aber dennoch war es möglich, als Gewinner aus diesem Rennen herauszugehen, da sie einen persönlichen Fortschritt erzielt hatten.
    Hören Sie also auf, siegen zu wollen. Beginnen Sie zu gewinnen! Man kann nicht immer siegen. Es gibt immer Bessere oder Gegebenheiten, die wir nicht beeinflussen können. Was wir aber sehr wohl beeinflussen können, ist unsere eigene Leistung. Es geht darum, heute ein bisschen besser zu sein als gestern und morgen ein bisschen besser
als heute. Es geht um tägliche kleine Fortschritte. Das ist es, was einen Gewinner ausmacht. Wenn es Ihnen dennoch so wichtig ist, zu siegen, weil unsere Gesellschaft nun mal auf Konkurrenzdenken aufgebaut ist, dann kann ich Ihnen eine freudige Mitteilung machen: Wenn Sie lernen, sich auf sich selbst zu konzentrieren und jeden Tag für sich persönlich zu gewinnen, wird auch automatisch die Anzahl Ihrer Siege zunehmen.

Gegen Naturgesetze kommt man nicht an
    Ein weiterer Punkt, der mir wichtig erscheint, ist, Ihnen die Bedeutung des Begriffes »Gewinner-Gesetze« zu verdeutlichen. Wir alle leben in einem Universum, unter den Gegebenheiten von Naturgesetzen. Es gibt gewisse Spielregeln, die für jedes Wesen gleichermaßen gelten. Viele dieser Regeln sind uns seit langer Zeit bewusst, da wir sie tagtäglich erfahren oder in der Schule einiges darüber gelernt haben. Es gibt klare und für jeden nachvollziehbare Gesetzmäßigkeiten, wie z. B. das der Schwerkraft. Es gibt diese Regeln in allen möglichen Bereichen, wie z. B. der Physik, der Mathematik, der Elektrizität oder der Mechanik.
    Überall gelten gewisse Gesetzmäßigkeiten, die wir in unserem Leben beachten müssen, da wir andernfalls in Konflikt damit geraten. Die Missachtung dieser Gesetze funktioniert zwar manchmal von Zeit zu Zeit, allerdings nur für einen kurzen Zeitraum. Im Endeffekt gleichen die Naturgesetze unseres Universums früher oder später alles aus. Wir erfahren ihre Existenz durch die Wirkungen, die wir erleben.
Bei offensichtlichen Gesetzen, wie dem der Schwerkraft, ist uns Menschen diese Wirkung bewusst.
    Es gibt allerdings auch »geistige Naturgesetze«, nach denen das Leben an sich