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SOS Kinderseele: Was die emotionale und soziale Entwicklung unserer Kinder gefährdet - - und was wir dagegen tun können (German Edition)

SOS Kinderseele: Was die emotionale und soziale Entwicklung unserer Kinder gefährdet - - und was wir dagegen tun können (German Edition)

Titel: SOS Kinderseele: Was die emotionale und soziale Entwicklung unserer Kinder gefährdet - - und was wir dagegen tun können (German Edition)
Autoren: Michael Winterhoff
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Beschreibungen der psychischen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen nehmen, weil viele – auch provokant klingende – Aussagen vor diesem Hintergrund verständlicher werden.
    Ich kann es nicht oft genug betonen, dass die fortschreitende Entwicklung im emotionalen und sozialen Bereich bei Kindergarten- und Schulkindern nur aus der Beziehung zu den entscheidenden Personen heraus entsteht. Eltern, Großeltern sowie Lehrer und Erzieher in den jeweiligen Bildungseinrichtungen tragen die Verantwortung dafür, dass das Kind sich an ihnen orientieren und entwickeln kann. Die emotionale und soziale Psyche als Voraussetzung, dass aus dem Kind als erwachsener Mensch ein selbstständig denkendes und frei agierendes soziales Wesen wird, kann sich nur am Gegenüber bilden, und zwar auf der Grundlage einer Beziehung. Der Erwachsene bezieht das Kind in annehmender und positiver Weise auf sich, diese Haltung fördert die emotionale Entwicklung des Kindes.

Denkverbote. Warum so oft um den heißen Brei herumgeredet wird
    »So was sagt man aber nicht!« Wir alle kennen diese Formulierung aus unserer eigenen Kindheit und haben sie gehasst.
    Wenn ich heute über Kinder spreche, über Erziehung, Entwicklung, Schulen und Kindergärten oder auch über Eltern, stelle ich häufig fest, dass es gerade auf diesem Gebiet eine ganze Menge Dinge gibt, die man »nicht sagt«, genauer: nicht sagen darf, weil sie scheinbar nicht fortschrittlich genug sind.
    Vor allem im Bereich der Bildungspolitik und der Erziehungswissenschaften scheint sich eine Lobby gebildet zu haben, die unausgesprochene Denkverbote verhängt, um bestimmte, einmal für richtig erachtete Denkweisen ungehindert in Konzepte und Handlungsanweisungen gießen zu können. Diese Vorgehensweise scheint mir deshalb beliebt, weil es beim Thema Bildung für Politiker und Wissenschaftler besonders viele Punkte zu machen gibt.
    Einige dieser Denkverbote will ich hier kurz zusammenfassen:
    –In der Pädagogik darf man niemals zurückschauen. Konzepte, Methoden, Ansichten, die vor zehn, zwanzig oder dreißig Jahren galten, müssen wir heute schon allein deshalb überwinden, weil sie vor zehn, zwanzig oder dreißig Jahren galten, also alt und somit rückständig sind.
    –Dass Freiheit sich innerhalb sinnvoller Grenzen am besten entfalten kann, darf niemand sagen. Heute gilt: Freiheit ist immer grenzenlos, und somit sind auch die Methoden, um Kindern Freiheit zu gewähren, von Grenzenlosigkeit geprägt. Wer das differenzierter betrachtet, gilt als Feind der Freiheit.
    –Niemand darf sagen, dass es im Verhältnis von Kindern und Erwachsenen eine natürliche Hierarchie gibt. Denn Hierarchie klingt nach Machtspielchen, Einschränkung von Freiheit [sic!] und einem längst überwundenen autoritären Erziehungsgedanken. Wer trotzdem die positive Auswirkung dieser natürlichen Hierarchie erläutert, disqualifiziert sich als Anhänger autoritärer Erziehungskonzepte.
    –Man darf nicht davon sprechen, dass gute Bildungspolitik Geld kostet, auch wenn das jedem klar ist. Sonst könnte deutlich werden, dass verschiedene bildungspolitische Entscheidungen sich nur ein pädagogisches Mäntelchen umhängen, in Wahrheit jedoch aus rein ökonomischen Erwägungen heraus getroffen werden: um Geld zu sparen.
    –Schließlich: Niemand darf darauf hinweisen, dass Kinder sich nicht quasi von ganz allein entwickeln. Wer dagegen die Bedeutung von Eltern, Großeltern, Lehrern, Erzieherinnen – oder allgemeiner gesprochen: erwachsenen Bezugspersonen – besonders betont und den Hintergrund dieser Bedeutung erläutert, engt bereits wieder die Freiheit ein und spricht autoritären Erziehungskonzepten das Wort.
    Ich könnte noch viele weitere Denkverbote auflisten, will es jedoch bei diesen Beispielen belassen, da deutlich geworden sein dürfte, worum es geht. Wirtschaftlichkeitsdenken und Weltanschauung sind die zwei Fallstricke, die Kinder in ihrer emotionalen und sozialen Entwicklung stolpern lassen. Auf dem Altar der Ökonomie und der Ideologie wird der intuitive Umgang mit Kindern und damit die Möglichkeit einer altersgemäßen Entwicklung geopfert.
    Die Ausführungen in diesem Buch werden immer wieder die genannten (und viele andere) Denkverbote berühren und aushebeln. Das ist notwendig, um zu einer vorurteilsfreien Sichtweise auf die kindliche Entwicklung zu kommen. Sie soll helfen, Kinder emotional zu stärken, statt sie zu schwächen, und ihnen die Aneignung sozialer Kompetenz zu ermöglichen, statt sie
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