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Sommerkuesse

Titel: Sommerkuesse
Autoren: Sara Ryan
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dafür interessiert.« Isaac zieht den ganzen Käsebelag seiner Pizza in einem Stück ab und stopft ihn sich in den Mund. Igitt.
    »Aha, du bist also noch nicht bekehrt worden«, stellt Katrina fest, klingt aber gar nicht mehr sauer. Während sie
anfängt, ihm auseinander zu setzen, warum auch er sich für Computer interessieren sollte, frage ich Battle: »Und deine Dozentin?«
    »Ganz gut«, antwortet sie nur, als hätte ich sie gefragt, wie es ihr geht.
    »Ganz gut? Was heißt das? Das klingt nicht sonderlich begeistert. Macht sie wenigstens interessante Sachen mit euch?«
    »Ich finde Geschichte sowieso interessant«, sagt sie. Was eigentlich keine Antwort ist, aber irgendwie stelle ich anscheinend die falschen Fragen.
    In diesem Moment kommt eines der Goth-Mädchen an unserem Tisch vorbei. Sie trägt ein total schönes schwarzes Satinkleid mit einer blutroten Samtweste und dazu schwarze Stiefel mit unglaublich hohen Absätzen. Ich lächle anerkennend.
    »Was grinst du so bescheuert?«, zischelt sie und stelzt davon, ohne auf eine Antwort zu warten.
    »Ignorier sie am besten«, sagt Battle. »Die Gruftikrähen sind alle so.«
    »Gruftikrähen?«
    »So hab ich sie letztes Jahr immer genannt. Sie waren auch in meinem Archäologiekurs. Aber das Einzige, was die interessiert hat, waren Bestattungsrituale.«
    »So eine ist diesmal auch dabei. Gibt’s auch Leute, zu denen sie nett sind?«
    »Ja«, sagt Battle. »Zueinander.«
    »Dabei hab ich sie doch bloß angelächelt.«
    Battle zuckt mit den Schultern. »Es gibt eben Leute, die sich von jedem gleich angegriffen fühlen.«

19. Juni, 8:30 Uhr, Prucher Hall, Foyer
    Heute steht eine Wanderung auf dem Programm. Wahrscheinlich haben sie Angst, dass wir sonst vom vielen Lernen einschrumpeln und sterben. Ich gehe eigentlich gern wandern, aber solche organisierten Wanderungen hasse ich.
    Katrina sieht aus, als sei sie auf dem Weg zum elektrischen Stuhl. Sie trägt ein T-Shirt mit einem Smiley drauf, der allerdings nicht lächelt, sondern total böse schaut. Dazu schwarze Leggings mit einem feinen weißen Muster, das sich bei näherem Hinsehen aus winzigen Wörtern zusammensetzt, die ich als »Fuck« entziffere.
    »Es hätte schlimmer kommen können, Leute«, tröstet uns Battle. »Stellt euch mal vor, sie würden diese komischen Vertrauens-Spiele mit uns machen, wo man sich mit geschlossenen Augen fallen und von der Gruppe auffangen lassen muss.« Sie legt den Handrücken an die Stirn und tut, als würde sie ohnmächtig umkippen, fängt sich aber im letzten Moment noch.
    »Wieso? Ich vertraue euch doch. Solche Spiele würde ich liebend gern den ganzen Tag lang machen. Dabei muss man wenigstens keine langen Strecken zurücklegen«, mault Katrina.
    Vor dem Eingang treffen wir auf Isaac und Kevin. Isaac sieht genauso verzweifelt aus wie Katrina und reibt panisch mit dem Zipfel seines T-Shirts an seinen Brillengläsern rum. Vielleicht hofft er ja, wenn er lang genug daran reibt und sie wieder aufsetzt, wird er an einen Ort gebeamt, wo man keine Wanderungen machen muss. Kevin sieht aus, als sei er gerade
dem Prospekt irgendeines hippen Sportswear-Labels entsprungen. »Ich kann’s gar nicht erwarten, mal wieder ein paar Bäume zu sehen«, sagt er mit seiner verschlafenen Stimme. »Der ganze Beton um uns herum zieht mich echt runter.«
    Ich werfe einen verwirrten Blick auf die freundliche Backsteinfassade von Prucher Hall, des einzigen sichtbaren Gebäudes in der Nähe. Der Hof steht voller Bäume. Kevin und ich leben eindeutig nicht auf demselben Planeten. Katrina zündet sich inzwischen missmutig eine Zigarette an.
    »Es liegt in deiner Hand, Waldbrände zu verhindern «, sagt Isaac im Waldhüter-Tonfall und wedelt streng mit dem Zeigefinger.
    »Oder zu legen… Mensch, das ist überhaupt die Idee! Durch einen brennenden Wald würden sie uns nicht wandern lassen, oder was meint ihr?«, fragt Katrina, ein dämonisches Glitzern in den Augen.
    »Das halte ich für keine gute Idee«, sagt Battle, die sich wieder die Nase zuhält. »Erstens würdest du das natürliche Gleichgewicht zerstören und zweitens würden sie dich erwischen und aus dem Ferienkurs schmeißen. Und du müsstest eine verdammt hohe Strafe zahlen.«
    »Erzähl du mir nichts vom natürlichen Gleichgewicht. Die amerikanischen Ureinwohner haben die ganze Zeit Teile der Wälder abgefackelt und das hat ihnen nur gut getan«, sagt Katrina.
    »Den Wäldern oder den Ureinwohnern?«, frage ich.
    »Beiden«, behauptet
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