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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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nur Deine
Schwäche, sondern es war für Deine 18 Jahre sehr gut zu verstehen!
    Für Deine Eltern war alles dies natürlich eine Sorge und große Unruhe, und als sie nun mit Rudi nachgaben, wünschten sie,
Dich auf dem von Dir eingeschlagenen Wege weitergehen zu sehen. Dein Vater
erkundigte sich in Dresden an zwei Stellen nach Rudi, und er erhielt die
glänzendste Auskunft. Er las mir selbst die Stelle aus dem Brief des Geheimrat
v. S. vor, der ihm schrieb, daß der König von Sachsen bestimmte Zukunftspläne
für Rudi hätte, die er aus Diskretion noch nicht verraten dürfe. Nun war das
alles glatt, und dann warst Du plötzlich ohne einen ihnen bekannten Grund
verändert, so daß sie in Deiner Haltung eine Laune — eine Schrulle sahen. Du
bist von Gott und vom Schicksal geführt und wärest jetzt in der Schweizer
Verbannung nicht glücklicher!
    Ich habe große Angst, daß wir zu Deiner
Hochzeit nicht kommen können, es wäre für mich ganz schrecklich. Aber John
versprach mir heute früh, falls es wirklich nicht sein könnte meines
Fiebers wegen, daß er Ende Mai mit mir zu Euch nach Dresden will. Wolfgang
bekommt schon andere Milch, da ich fast nichts habe. So kann ich dann gewiß
einige Tage fort von ihm.
    Dieser Brief fing Freitag an, und nun
ist es Montag, ehe er wegkommt, weil ich immer nur kurz schreiben kann. Gott
sei mit Dir, meine Herzens-Matti!
    Wie immer
    Deine Bertha
     
     
    Bremen, 5. März 1896
    Liebste — Einzige!
    Heute war Deine Mutter für einen Tag
hier, und sie nimmt Dir diesen Brief und die Bettjacke mit zurück. Ich war eine
Stunde bei ihr. Ich bin so erschüttert von Deinem Bleistiftbrief. Ach, mein
lieber Engel, sorge Dich doch nicht um mich! Das Schreiben greift Dich ja an,
und wir sollen doch alles tun, damit Du bald besser wirst. Deshalb komme ich
auch jetzt nicht zu Dir! Meine Sehnsucht nach Dir und Baby ist groß, aber wir
müssen vernünftig sein.
    Gott segne Euch!
    In Liebe ist jede Stunde bei Dir
    Deine Matti
     
     
    Meine liebe Einzige!
    Heute morgen war ich bei Pastor Portig,
der mich bestellt hatte. Ich bat ihn, meinen Konfirmationsspruch in die
Traurede aufzunehmen: «Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn — Er wird
es wohl machen.» Auch der Choral «Befiehl du deine Wege —» soll gesungen
werden, ehe Helene Berard singt. Dann sagte ich ihm, daß keine Blumen in der
Kirche gestreut werden sollen — Du und ich, wir möchten nicht auf Blumen
treten. Da sagte er: «Ihr beide seid selbst Blumen, und die Blumen sind auch
Gottes Kinder.»
    Ich bat ihn, ob ich noch einmal unseren
Lehrsaal sehen dürfte, wo wir zwei Jahre die Stunden bei ihm hatten, und er
nahm mich hinunter. Ja, da war unsere Bank: Du und ich und Elschen und Anna
Grüner nebeneinander. Erst fünf Jahre sind es her— — —
    Er nahm mich dann unter den Arm und
ging mit mir herüber in die Kirche, weil er mir zeigen wollte, wo diesmal die
Gäste vorfahren sollen, wegen einer Reparatur an einer anderen Seite — Rudi und
ich und die Brautführerpaare an derselben Stelle wie letztes Jahr bei Dir!! Da
stand ich mit ihm und sagte: «Letztes Jahr stand hier Bertha mit ihrem Mann,
und ein Jahr später gehe ich denselben Weg.» Er merkte, daß ich sehr bewegt
war, und sagte dann sehr schöne und ergreifende Worte.
    Er schickt Dir so viele innige Grüße
und Wünsche.
    In großer Liebe
    Deine Matti
     
     
    Bremen, den 7. März 96
    Mein lieber Engel!
    Bitte schreibe mir keine
Bleistiftzettel — ich kann ja sehen, daß Dich das Schreiben angreift. Und bitte rege Dich nicht auf, wenn Ihr nicht zu meiner Hochzeit kommen könnt. Was
ist ein Tag im Leben eines Menschen!!! Ich verspreche Dir, tapfer und
lieb zu sein, und später sollst Du mich dafür loben. Ich will nicht weinen, glaube
es mir. «Gott ist bei uns alle Tage bis an der Welt Ende.»
    Sicher wird es bald besser mit Dir,
aber Du mußt Geduld haben.
    Mein lieber Engel, Du schreibst, ich
sollte kommen, aber John schreibt, daß Dein Arzt es nicht will, und dann müssen
wir uns fügen.
    Nun sei geküßt mit Wolfgang
    von Deiner Matti
     
     
     
    Hier fehlen Briefe
     
     
     
    Brief von Dr. John Deneken
    an Marga Berck
     
     
    Hannover, den 12. März 9 6
    Meine liebe Marga!
    Diese Nacht habe ich mich zu dem
Entschluß durchgerungen, Dir zu schreiben, wie es mit Bertha steht. Und jetzt
wollen die Worte mir so schwer aus der Feder. Sie hatte gestern einen
Gehirnkrampf, und die Ärzte sagten mir, daß es sehr ernst sei. Dr. Pletzer will
es Dir selbst sagen,
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