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Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Titel: Solom: Der Wanderprediger (German Edition)
Autoren: Scott Nicholson
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dann auf kürzestem Weg zurück ins Tal zu kommen. Doch als Odus Hampton und die gruselige Frau wie wahnsinnig aufeinander zurasten, musste Sue einfach hinschauen. Die Ziegen glotzten auch. Voller Schrecken merkte Sue, dass die Frau tot war, kreidebleich und verwest. Ihre Haut spannte sich wie ein Strumpf um ihren Schädel. Sue kletterte auf die Motorhaube, das Beil fest umklammert. Als die Ziegen den Klang des Metalls hörten, drehten sie die Köpfe und sprangen auf den Jeep. Sie versuchten, auf der vom Tau rutschigen Stoßstange Halt zu finden.
    »Wurde auch Zeit, dass Sie mir zu Hilfe eilen«, sagte Sarah. »Ich dachte schon, dass ich mir die falsche Kumpeline für dieses Abenteuer ausgesucht habe!«
    »Noch ist keiner von uns gerettet«, erwiderte Sue und stieß die Spitze der Axt in das Stoffdach des Jeeps. Noch ein Hieb, und der Schlitz wurde breiter. Ein neues Verdeck würde sie 500 Dollar kosten, doch ihr würde bestimmt etwas einfallen, wie sie die Kosten von der Steuer absetzen konnte. Es gab sicherlich eine Abschreibungsmöglichkeit für höhere Gewalt.
    Eine der Ziegen hatte genügend Halt gefunden und wagte den Sprung nach vorn. Sie knabberte an ihrem Schuh. Sue versetzte dem Tier einen Tritt gegen den Kopf. Dieser prallte zurück wie eine Kokosnuss, die Wirkung war gleich null. Sue zog das Verdeck zurück. »Steigen Sie ein«, rief sie und half Sarah dabei, mit ihren alten Gliedern über die Windschutzscheibe in den Jeep zu klettern. Da zerschnitt ein zweifaches Wiehern wie ein Sirenenschrei die Nacht.
     

 
     
     
    54. KAPITEL
     
    Odus hatte sich von Anfang an darauf verlassen, dass er im richtigen Moment die passende Waffe in der Hand halten würde. Im Augenblick der Wahrheit würde das Schwert in seiner Hand liegen. Die große Philosophie war noch nie seine Stärke gewesen. Das leere Gefasel, das sich auf dem Boden einer Whiskeyflasche offenbarte, lag ihm da schon eher. Seine Wahrheiten fand er in der Natur: Vor einem Sturm bissen die Forellen besser. Truthähne waren schlau genug, die Spuren ihres Jägers zu verwischen. Ringelblumen und Zwiebeln hielten Ungeziefer aus dem Garten fern.
    Auch jetzt stand er vor einer Wahrheit der Natur. Wild wie die Nacht, mit zitternden Beinen, zuckendem Schwanz und geducktem Kopf. Bereit zum Angriff. Odus wusste nicht, ob er oder ein innerer Impuls Sister Mary dazu getrieben hatte. Doch wie auch immer, die Schecke war so in Rage, dass es sie beide den Kopf kosten konnte. Als sie aufeinander zurasten, erhaschte er einen Blick auf das Wesen, das Old Saint ritt. Vor Rebeccas Tod hatte er für die Smiths gearbeitet, und für ihn war sie immer der Liebreiz in Person gewesen. Und ihr Süßkartoffelauflauf war einfach unwiderstehlich.
    Doch jetzt sah sie aus, als diente sie einem anderen Meister. Dem Meister des Bösen, der dem Zorn des Grabes entsprungen war.
    Odus hatte keine Ahnung, was nun passieren würde, doch das Finale erschien irgendwie passend. Vielleicht sollte er Harmon Smith gar nicht zur Strecke bringen. Vielleicht war es seine Aufgabe, das Pferd zu töten, um dem Alten den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
    Doch Old Saint sah ziemlich robust aus, nicht wie ein Pferd, das seit zweihundert Jahren tot war. Er war doppelt so schwer wie Sister Mary und konnte Odus wahrscheinlich direkt in die nächste Woche katapultieren. Odus war jetzt so nah dran, dass er sehen konnte, wie der feuchte Atem aus Old Saints Nüstern dampfte. Und er blickte in die grausamen Höhlen in Rebeccas Schädel, wo einst ihre Augen gesessen hatten.
    Dann prallten siebenhundert Kilo Pferdefleisch aufeinander. Der Wald erzitterte.

 
     
     
    55. KAPITEL
     
    Alex hatte alle Kugeln seiner Colt Python verbraucht, aber die Ziegen umzingelten ihn noch immer. Zwei waren umgefallen, nachdem ihre Gliedmaßen von den Kugeln abgetrennt worden waren. Doch keine von ihnen war tot. Auch nicht die, die direkt zwischen die Augen oder mitten ins Herz getroffen worden waren. Durch die Wunden wurden sie zwar etwas langsamer, aber auch wütender. Wie Bienen in einem ausgeräucherten Bienenstock. Das Marihuana hatte sie wohl eher störrisch als gelassen gemacht.
    Alex setzte sich in den Ästen zurecht und legte die Kalaschnikow in seinen Schoß. Er legte den Hebel um und überblickte die Lichtung. Der Alte Zausel und der Vogelscheuchen-Typ legten sich dermaßen ins Zeug, wie wenn sich ein Republikaner und ein Demokrat über den Verteidigungsetat stritten. Die kleine Nachbarsgöre mit gruftschwarzem
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