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Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?
Autoren: Hellmuth Karasek
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zusammenfügt und Stress abbaut. Was will man mehr? Jede Frau sucht einen Mann mit Humor. Und umgekehrt. Konkret will die Frau einen, der witzig ist, der Mann eine, die ihn witzig findet. Und Hellmuth ist wirklich witzig! Doch urteilen Sie selbst.
    Goethe hat schon erkannt, dass nichts den Menschen so treffend charakterisiert wie das, worüber er lacht. Jeder Witz, den ein Mensch erzählt, ist also auch eine Art Persönlichkeitstest für sein Gegenüber, ebenso wie für den Erzähler selbst. Von peinlich berührt, im Tiefsten bewegt bis lustvoll gekitzelt ist alles drin. In diesem Sinne, viel Freude, erkenne dich selbst
     
    – und lache auf!
     

WARUM IM HIMMEL NICHT GELACHT WIRD – ABER AUF ERDEN SCHON
    Es gibt eine auf den ersten Blick höchst befremdliche Einsicht des großen amerikanischen Erzählers, Humoristen und Satirikers Mark Twain. Sie lautet: »Im Himmel wird nicht gelacht.«
    Wie bitte? Ist das nicht eine extrem abtörnende Vorstellung, dass an dem Ort, den wir uns als den schönsten vorstellen, als den absoluten Gegenpol zur Erde, dem irdischen Jammertal und dem Anti-Ort zur Hölle, wo nach allen Vorstellungen permanente Folterqualen herrschen, Sünder die furchtbarsten, vor allem nie endenden Strafen erleiden, dass also in der hellsten, heilsten, friedvollsten, heitersten aller möglichen Welten, eben im Himmel, nicht gelacht wird. Ausgerechnet dort, wo wir die größte Heiterkeit erwarten!
    Nun könnten Agnostiker die Achseln zucken und sagen: So what! Was soll’s! Da es den Himmel ohnehin nicht gibt und wir infolgedessen auch nicht dorthin kommen können, ist es uns egal, ob dort gelacht wird oder nicht. Wir werden uns höchstens darüber streiten, wenn wir uns darüber keine Gedanken mehr machen können.
    Denn wir leben ja auf der Erde, die das Gegenteil zum Himmel ist, und kommen aus dem Paradies, aus dem wir vertrieben wurden, dank Eva und dank dem verbotenen Apfel, und über diese Vertreibung gibt es eine Schilderung, abseits und jenseits der Bibel, aber auf dieser fußend. Mark Twain schildert in den Tagebüchern von Adam und Eva und in Evas Tagebuch aus zwei Perspektiven, wie wir aus dem Himmel (respektive dem Paradies) auf der Erde gelandet sind.
    Adam, inzwischen Vater von zwei Jungen, hat die Einsicht: »Es lebt sich besser außerhalb des Gartens (gemeint ist der Garten Eden) mit ihr als drinnen ohne sie.« Über diesen Ehewitz lässt sich lachen. Und am Ende von Evas Tagebuch, vierzig Jahre später, sitzt Adam an Evas Grab und sagt: »Wo immer sie war, da war das Paradies.« Auch hier gibt es wieder Grund zum Lachen. Dabei hatte Adam, in der Friedfertigkeit des Paradieses, also im Himmel auf Erden, auf einer Reise, erfahren, wann seine lebendige Rippe von der verbotenen Frucht der Erkenntnis gegessen hatte – als nämlich die wilden Tiere, die in totaler Harmonie nebeneinander grasten und ästen, übereinander herfielen, sich zerfleischten, ihm sein Pferd töteten, sodass er nur mit Mühe und Not mit dem Leben davonkam.
     
    Jonathan Swift, wie Mark Twain als Kinderbuchklassiker ausgewiesen, ein Humorist von misanthropischen Gnaden, hat eine Kannibalengeschichte geschrieben, die während des ewigen Kolonialkriegs zwischen England und Irland im 17 . Jahrhundert spielt. Darin macht er einen bescheidenen Vorschlag: »a modest proposal«. Die Briten, die reichen Gutsbesitzer, mögen doch als kulinarische Abwechslung die von Hungertod bedrohten irischen Babys der Tagelöhner verspeisen, sie würden sicher köstlich schmecken.
    Mit diesem extremen Beispiel will ich deutlich machen, warum auf Erden (im Unterschied zum Himmel oder zu jedem vorstellbaren Paradies) gelacht wird, ja gelacht werden muss – weil nämlich das Elend dieser Welt ohne Lachen nicht auszuhalten wäre.
    Im Himmel braucht man kein Lachen. Auf der Erde aber haben wir es bitter nötig. Wie das Sprichwort weiß: Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Trotzdem. Auf das Trotzdem kommt es an. Wir brauchen das Lachen, um die Welt aushalten zu können. Das klingt zwar pathetisch, ist aber zweifellos wahr.
    Man kann es auch mit einem Witz verdeutlichen, der davon handelt, wie man – wäre man im Paradies oder im Himmel, also wunschlos glücklich, ruhig, zufrieden in sich selbst ruhend, ohne Hunger und Durst – eigentlich nicht nur auf das Lachen verzichten könnte, sondern sogar auf das Sprechen.
     
    Eltern machen sich um ihren kleinen Sohn Sorgen. Zwar isst er brav, schläft gut, wächst und gedeiht, aber er bleibt stumm.
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