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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition)
Autoren: Niklas Frost
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schmutzigen Trieben freien Lauf gelassen.«
    »Sind Sie sicher, dass die Frau Angela war?«, fragte Stamm.
    »Sie war ja nicht vermummt. Lebzien hat sie erkannt.«
    Stamm hatte sich angespannt auf den Tisch gestützt. »Ja, aber, Herr
Bach, warum sind Sie denn damit nicht zur Polizei gegangen?«
    »Wie gesagt, ich fand es seinerzeit nicht hilfreich für Angela, wenn
in dieser Geschichte zu sehr herumgerührt worden wäre. Zumal mit so ungewissem
Ausgang. Was hatte ich denn in der Hand? Lebzien hat die Männer nicht erkannt,
er wusste nicht einmal, was sich in der Hütte abgespielt hat. Glauben Sie mir,
da wäre nichts herausgekommen. Ich persönlich war überzeugt davon, dass Dembski
seine Finger im Spiel hatte. Ich habe ihn zur Rede gestellt, aber er hat
natürlich alles abgestritten. Interessanterweise war er kurz darauf
verschwunden. Für mich ein klares Schuldeingeständnis. Und ganz offensichtlich
hat er sich kurz danach auch in Österreich nicht mehr sicher gefühlt und hat
seinen Tod fingiert.«
    »Sie meinen, er hatte Angst vor Ihnen?«
    »Vor mir oder vor der Justiz, wer weiß das schon.«
    Stamm dachte nach. »Das passt schon«, sagte er schließlich. »Ich
habe mich die ganze Zeit gefragt, was seine doppelte Flucht ausgelöst hat. Die
Ermittlungen wegen der Rindermast konnten es eigentlich nicht gewesen sein. Und
die Anzeige von Dr. Terlinden war ja wohl auch im Sande verlaufen.«
    »Genau, das hat mich ja in der Annahme bestärkt, dass es wenig Sinn
hatte, zur Polizei zu gehen. Die hatten sich schon einmal die Zähne an Dembski
ausgebissen. Die hätten erst wieder etwas unternommen, wenn man ihnen einen
absolut wasserdichten Fall serviert hätte.«
    Stamm brauchte erneut eine Pause, um seine Gedanken zu ordnen. »Und
Sie meinen tatsächlich, dass Dembski einer der drei Männer war?«, fragte er
schließlich. Bach nickte, aber Stamm war nicht überzeugt. »So ganz will mir das
nicht in den Kopf. Also Dembski war ja sicherlich ein skrupelloses Schwein.
Aber seine eigene Tochter … Und dann auch noch in einer Phase, in der sie
sowieso schon schwer angeschlagen ist. Ich hatte Sie doch richtig verstanden,
dass die Besuche in der Hütte nach der Vergewaltigung waren?«
    »Ja.«
    »Also das ist ja … mir fehlen da echt die Worte. Das wäre an
Grausamkeit nicht mehr zu überbieten. Warum sollte Dembski so etwas tun? Das
Bild, das ich von ihm gewonnen habe, ist das eines eiskalten und skrupellosen,
aber sehr berechnenden Mannes. Kein Triebtäter. Und dabei fällt mir noch etwas
ein. Als ich mit Cori… also mit Birgit die Tage noch einmal die letzten
Ereignisse in Düsseldorf durchgegangen bin, habe ich sie gefragt, ob sie
eigentlich keine Angst vor ihrem Vater hatte. Sie hat klar verneint, sagte, sie
wäre immer sicher gewesen, dass ihr Vater ihr nichts antun würde. Ich weiß
nicht, warum, aber das klang für mich sehr glaubwürdig.«
    »Für mich auch«, sagte Bach einsilbig.
    »Ja, aber dann passt das ganze Szenario doch nicht«, rief Stamm.
    Bach ließ sich nicht irritieren. »Ich glaube auch nicht, dass er
Birgit so etwas angetan hätte, und vor der Vergewaltigung hätte er sicherlich
auch Angela nichts getan.«
    »Tut mir leid, ich verstehe Sie nicht«, sagte Stamm. »Wieso sollte
denn ausgerechnet die Vergewaltigung eine so dramatische Veränderung ausgelöst
haben? Ich meine, selbst bei jemandem wie Dembski hätte sie doch eher so etwas
wie einen Schutzinstinkt …«
    »Vielleicht sollte ich mich präziser ausdrücken«, unterbrach ihn
Bach. Seine Stimme klang jetzt bemüht sachlich, als wolle er aufwallende
Gefühle unterdrücken. »Nicht die Vergewaltigung selbst war der Auslöser,
sondern die daraus folgende Abtreibung. Vor dem Eingriff wurde bei Angela ein
Bluttest durchgeführt.«
    Stamm brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, dann sprang er
auf und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Du lieber Himmel!«, rief er.
»Wieso bin ich nicht vorher drauf gekommen? Dembski ist gar nicht Angelas
Vater!«
    Bach sagte nichts. Stamm starrte ihn an.
    »Sie ist Ihre Tochter, stimmt’s? Logisch! Deshalb kümmern Sie sich
so aufopferungsvoll um sie. Und jetzt fällt’s mir ein, Frau Müller hat mir doch
gesagt, dass Sie eine Affäre mit Erika Dembski hatten. Na klar, so passt das.
Dembski ist in seinem Stolz tief verletzt …«
    Stamm wandte sich Bach zu und stellte fest, dass dieser ihn
merkwürdig ansah.
    »Frau Müller?«, fragte Bach.
    »Die Frau von Josef Müller, den kennen Sie doch sicher
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