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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel
Autoren: Mischa Martini
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geblieben?
    »Dann fahren wir ins Präsidium, ich war schon lange nicht mehr da«, sagte Walde.
    »Aber vorher geht’s zum Arzt«, wandte Doris ein. Marie, die hinter ihr stand, nickte zustimmend.
    Walde widersprach nicht. Er war froh und dankbar, aus dem Kellerloch befreit worden zu sein. Obendrein hatte er wegen der Geschichte mit Karen ein schlechtes Gewissen Doris gegenüber und versuchte alles zu vermeiden, was zu Verstimmungen führen konnte.

    Die Jugendlichen saßen immer noch im Bushäuschen auf dem Dorfplatz. Gegenüber war ein öffentlicher Fernsprecher. Marie hielt daneben.
    »Kacke, da hat jemand den Hörer mitgenommen«, Jo starrte auf die vom Apparat herabbaumelnde Schnur.
    Ein paar Häuser weiter brannte im Schaufenster eines kleinen Ladens hinter heruntergelassenen Sonnenblenden Licht.
    »Halt mal da vorn«, bat Walde. »Vielleicht kann ich da telefonieren.«
    Jo half ihm aus dem Wagen und stützte ihn die wenigen Schritte zum Haus.
    Die Tür zum Laden war unverschlossen. Sie traten in einen von überquellenden Regalen zugestellten kleinen Raum. Das Brummen von Neonröhren und Kühlanlagen ergab einen lauten Dauerton. Eine ältere Frau in weißer Kittelschürze tauchte wie aus dem Nichts hinter der Theke auf. Zwei neugierige Augen über rotgeäderten Wangen musterten die beiden Männer.
    »Polizei, ich hätte gerne etwas von Ihnen gewußt.«
    Die Wangen der Frau spannten sich: »Oh, die Tür war noch auf, ich hab wohl nicht richtig abgeschlossen.«
    »Wie bitte?«, fragte Walde.
    »Ich hab schon seit acht Uhr zu, das können Sie mir glauben. Ich halt mich an den Ladenschluss!«
    »Ich wollte nichts kaufen, nur mal telefonieren, bitte.«
    Die Frau blieb misstrauisch. Sie schaute durch die Scheibe nach dem Wagen.
    »Haben Sie keinen Funk?«
    »Nein, das ist kein Dienstfahrzeug, wie Sie sehen. Jo, zeig der Dame bitte deinen Ausweis. Mein Name ist Polizeihauptkommissar Bock, und das ist Herr Dr. Ganz.«
    Jo zeigte der Frau seinen Ausweis. Der Doktortitel zerstreute die Bedenken der Geschäftsinhaberin: »Kommen Sie mit nach hinten.«
    Sie folgten der weißen Kittelschürze zwischen Regalen hindurch und standen unvermittelt in einem kleinen Wohnzimmer. Das Telefon stand auf einem Beistelltisch neben dem Sofa. Die Frau stellte den Ton des Fernsehers leiser.
    »Was ist los?«, war Waldes Frage an seinen Assistenten.
    »Walde?«
    »Wer sonst, es gibt ja noch Freunde, die …«
    »Wo bist du? He, das ist nicht so, wie du denkst«, protestierte Harry.
    »Ach ja, der Stress …«
    »Lösegeld weg, keine Spur und keine Leute mehr, Wieckmann tot, und ich darf hier nicht weg, aber du bist wieder da, und das zählt.«
    »Wieckmann?«
    »Vergiftet, eine FARMERS, ich habe ihn vor zwei Stunden im Altenheim gefunden.«
    »Ich komme, sobald es geht.«
    Walde legte auf: »Was bin ich Ihnen schuldig?«
    »Ist in Ordnung«, die Frau winkte ab. »Was ist mit Dr. Wieckmann?«
    »Er ist tot.«
    Die Frau schlug die Hand vor den Mund.
    »Haben Sie ihn gekannt?« Walde humpelte, sich auf die Rückenlehne eines Sessels stützend, zur Tür zurück.
    »Dr. Wieckmann?« sie betonte die Frage, als hätte Walde gefragt, ob sie den Namen des Papstes kannte.
    »Wissen Sie auch, wer seinen Garten gepflegt hat, als er krank war.«
    »Der Herr Lorenz.«
    »Der mit dem Bart …«
    »Der war immer picobello, bis das mit seiner Frau …«, sie brach ab.
    »Was ist passiert?«
    »Das war ganz schrecklich, Lungenkrebs, so eine stolze Frau!«
    »Lorenz, sagten Sie, wissen Sie auch seinen Vornamen?«, hakte Walde nach.
    »Mmh, es ist was Norddeutsches wie Jens oder so.«
    »Darf ich noch mal telefonieren?« Walde hatte bereits den Hörer in der Hand. »Harry, unser Mann heißt Lorenz, Vorname Jens oder so. Er hat meine Brieftasche, die Dienstmarke …«
    »Und dein Handy, mit dem hat er die Geldübergabe gesteuert.«
    »Dann benutzt er womöglich auch meine Kreditkarte, überprüfe das.«
    Das Zahlentraining im Keller kam ihm jetzt zugute. Walde hatte die Nummer gleich parat.

    Auf der Fahrt über die B51 hinunter in die City hielten Doris und Walde im Fond des Citroëns Händchen. Im Radio lief Do it again von STEELY DAN. Marie drehte die Musik lauter. In der scharfen Kurve an der Villa Kestenberg geriet der Citroën in Schieflage. Walde legte den Arm um Doris, die sich zu ihm hinüber beugte. Walde wäre noch stundenlang so weitergefahren.

    Die Ärztin in der Notaufnahme des Mutterhauses grinste unablässig. Sie besah sich Waldes
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