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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel
Autoren: Mischa Martini
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über den Bildschirm flimmern würde, lenkte er ein.
    In Begleitung der drei neben ihm her laufenden Fernsehleute rollte er durch die menschenleere Bahnhofshalle. Nur in der Nähe der Schließfächer drückten sich ein paar Typen rum. Die LKA-Leute guckten ziemlich verdutzt, als die vier an ihnen vorbeikamen.
    »Schön langsam«, gab die Frau Anweisung, als Bob das Schließfach öffnete. Er musste Platz machen für den Kameramann, der in das schwarze Loch zwischen den Metallwänden zoomte.
    »Was ist es denn?«, fragte die Reporterin halb aufgeregt, halb schlecht geschauspielert.
    Bob griff hinein und zog das in braunes Packpapier verpackte Paket mit dem FARMERS-Stempel neben der Nr. 1 heraus. Die Typen von eben kamen näher, trauten sich aber nicht so recht.
    Bob blinzelte ins Licht der Kameralampe: »Soll ich?«
    »Klar.«
    Er riss das Papier auf. Darunter erschien eine weitere Lage. Mit dem langen Daumennagel der rechten Hand ritzte er das Papier auf.
    Bob schaute auf die Männer, die nur noch wenige Schritte entfernt waren.
    In dem Moment, als sie die RTL-Leute erreichten, stieß Bob auf die Scheine. Er zerrte ein Bündel heraus und blätterte es vor der Kamera durch – Einhunderttausend Schweizer Franken stand auf der Banderole.
    *
    »Für Sie, Herr Präsident«, von Manstein gab den Telefonhörer an Stiermann weiter.
    »Ja, Stiermann«, der Polizeichef hörte eine Weile zu. Dann ruderte er mit den Armen und deutete auf den Fernseher.
    »RTL«, flüsterte er, wobei er die Buchstaben deutlich mit den Lippen formte.
    Bob grinste verlegen in die Kamera und hielt einen Bündel Geldscheine hoch. Es folgte ein Schwenk auf zwei LKA-Beamte, die ihre Gesichter wegdrehten. An ihnen vorbei preschte Harry – sein Gesicht war unkenntlich gemacht – in die Szenerie. Eine Hand vor dem Objektiv verdeckte das weitere Geschehen.
    »Ja wollen uns denn alle zu Deppen machen?«, Stiermann hatte vergessen, dass er noch den Hörer in der Hand hielt.
    Monika erinnerte ihn mit einem Wink auf das Telefon daran.
    »Ja, Herr van Bodesandt, ich rufe zurück«, Stiermann legte auf, ohne eine Reaktion abzuwarten.
    »Mosel 14 und 15 rufen über Funk«, von Manstein presste eine Hand auf den Ohrhörer.
    »Ja, ja, sagen Sie ihnen, wir haben es bereits im Fernsehen bestaunt. Den Rest können Sie uns vielleicht per Radio mitteilen.« Stiermann schnaufte.
    *
    Als Walde, auf Doris gestützt, in der oberen Etage ankam, hatte Jo bereits alle Zimmer inspiziert.
    »Nur leere Schlafzimmer, da ist das Bad«, er wies auf eine offene Tür. »Ich geh jetzt Marie holen.«
    »Ruft im Präsidium an!« Walde ließ den Türgriff los und hielt sich am Waschbecken fest. Er schaute in den Spiegel und stöhnte auf. Was ihm entgegenstarrte, waren ein von Blut und Schmutz verkrusteter Schädel mit zwei tief in den Höhlen liegenden Augen.
    »Brauchst du Hilfe«, kam Doris’ Stimme von draußen.
    »Nein, ich war nur nicht auf diesen Kerl im Spiegel vorbereitet.«
    Walde entkleidete sich vorsichtig. Vor dem Waschbecken und neben der Toilette lagen Haarbüschel. Als sämtliche Kleidungsstücke auf dem Boden lagen, rief er zur Tür: »Kannst du mir was zum Anziehen besorgen?«
    »Was?«
    »Alles.«
    Er drehte den Wasserhahn in der Dusche auf und streckte die Hand in den Strahl. Er wurde warm. Walde ließ das Wasser über seinen Kopf laufen. Erst als er Shampoo in die Haare rieb, schmerzte die Stelle, an der er getroffen worden war. Seine Beine wurden schwach. Er lehnte sich gegen die kalten Fliesen und ließ das heiße Wasser weiter über sich strömen. Durch die beschlagenen Scheiben der Dusche sah er Doris, die mit einem Bündel Kleider über dem Arm ins Bad kam. Vorsichtig half sie ihm beim Abtrocknen.
    »Das Telefon funktioniert nicht!«
    »Dann müssen wir so schnell wie möglich ins Dorf«, Walde mühte sich mit den Kleidern ab. »Durchsucht bitte das Haus, der Inhaber heißt Wieckmann, ich muss wissen, wie der andere heißt.«
    *
    Bob blickte ungläubig auf die Geldbündel.
    »Polizei, Kamera aus!«, schrie Harry. Seine Stimme hallte zwischen den Schränken mit den Schließfächern wider. Jetzt kamen auch die beiden LKA-Leute hinzu.
    Die Reporterin stellte sich schützend vor ihre Kollegen und hielt ihren Presseausweis wie eine Waffe am ausgestreckten Arm in Richtung der drei Polizisten.
    »Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass keine Bilder von mir gesendet werden dürfen«, Harry deutete mit erhobenem Zeigefinger auf die Kamera. Die beiden LKA-Leute wies er an:
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