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Soko Mosel

Soko Mosel

Titel: Soko Mosel
Autoren: Mischa Martini
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dem Leeren von Mixery-Dosen.
    Als Marie mit dem Citroën-Kastenwagen auf den Platz einbog, stieg Doris hinten zu.
    »Hallo, Doris. Hat die Polizei heute Betriebsausflug?«, fragte Jo vom Beifahrersitz.
    »Es läuft irgendeine größere Sache, Harry konnte nicht weg.«
    »Hat das was mit den vergifteten Zigaretten zu tun?«
    »Ist gut möglich. Walde soll hier nach einem vermissten Mann gesucht haben, der zur Wachmannschaft von FAR-MERS gehörte.«
    Trotz eines kurzzeitig zwischen den Wolken aufscheinenden Mondes hatten sie Schwierigkeiten, das Haus zu finden.
    »Da vorn muss es irgendwo sein«, sagte Doris, als sie an den letzten Häusern einer am Hang gelegenen Straße vorbei fuhren.
    Marie schaltete in den ersten Gang. Der Motor heulte auf, als sie den steilen Weg hochfuhren. Eine Garage kam ins Blickfeld. Sie hielten davor an. Oberhalb zeichneten sich die Umrisse eines Hauses ab. Hinter den Fenstern brannte kein Licht.
    Jo pellte sich aus dem Auto. Er öffnete die Heckklappe und zog einen kurzen Spieß hervor. »Marie, du bleibst am besten hier im Auto.«
    »Was ist denn das für ein Knüppel?«, fragte Doris.
    »Das eine verkürzte Nachbildung eines Nachtwächterspießes aus dem Mittelalter.«
    »Damit kannst du jemanden umbringen.«
    »Man kann den Spieß auch umdrehen.«
    Doris knipste die Taschenlampe an und ging auf die Treppe zur Haustür zu. Jo trottete hinterher. Die Klingel funktionierte nicht. Sie klopften gegen die Haustür. Nichts regte sich. Durch die Scheibe neben der Tür war niemand zu sehen. Alles blieb dunkel.
    Sie gingen zurück zur Garage. Jo rüttelte am Tor. Es war fest verschlossen.
    »Was nun?« fragte er.
    »Wir müssen irgendwie ins Haus kommen.«
    *
    Von nebenan hörte er Stimmen und Gelächter. Sektkorken knallten. Ob die Kollegen den ohne Zwischenfälle verlaufenen Einsatz beim Treffen der Finanzminister feierten?
    Von Manstein war es egal. Er saß mit Grabbe und seinen beiden LKA-Assistenten in einem Zimmer, in dem an den Wänden ringsum viele Stühle standen. Es herrschte Wartezimmeratmosphäre. Es fehlte nur ein Tisch mit Zeitschriften. Er vermutete, dass hier sonst Vorgeladene auf ihre Vernehmung warten mussten. Die Tür war nicht abgesperrt. Das hätte noch gefehlt! Aber der Soko-Chef traute sich auch nicht, nochmals hinauszugehen und nach einem Verantwortlichen der Luxemburgischen Gendarmerie zu verlangen. Zu eisig war die Stimmung nach der Aktion auf dem Place St.-Esprit. Das lag nun schon fast eine Stunde zurück. Nachdem sie auf Drängen der Luxemburger Kollegen Bob die Handschellen abnehmen mussten, hatten sie nichts mehr von ihm gesehen.
    Wertvolle Zeit verstrich, ohne dass sie etwas tun konnten.
    Die vier sprachen kein Wort. Sie hatten sich mit der Festnahme des Kuriers, wie es so treffend hieß, in die Scheiße geritten.
    Es gab zwar ein deutsch-luxemburgisches Abkommen, dass Straftäter über die Grenze verfolgt werden durften, aber ihre Aktion war in keiner Weise von diesem Abkommen gedeckt gewesen.

    Die Tür wurde geöffnet. Polizeipräsident Stiermann, grau im Gesicht, trat ohne Begleitung ein. Er flüsterte. Grabbe wusste, was das bedeutete. Er hatte ihn bisher zweimal flüstern hören, beide Male waren Köpfe gerollt. Grabbe zog den seinigen noch etwas tiefer zwischen die Schultern.
    »Sie werden sich jetzt im Beisein meines luxemburgischen Kollegen Jean-Marie Theis bei diesem Kurier, wie heißt er noch mal …?«
    Grabbe verkniff es sich.
    »Bob«, ergänzte von Manstein.
    »Genau, Bob, bei dem werden Sie sich entschuldigen.« Stiermanns Augen funkelten ihn wütend an: »Nur die guten Beziehungen, die wir jahrzehntelang mühsam aufgebaut haben, konnten verhindern, dass der offizielle Weg mit Botschaftsprotest, Ausweisung etcetera eingeschlagen wurde. Im Anschluss an die Entschuldigung nehme ich Sie mit. Der Wagen und Ihre Waffen bleiben vorerst beschlagnahmt. Und nun folgen Sie mir.«
    Zum Schluss war seine Stimme so leise geworden, dass die vier auf ihren Sünderstühlen kaum mehr zu atmen wagten.
    Langsam erhoben sie sich und trabten hinter Stiermann her. Im Zimmer nebenan stand die Tür offen. Grabbe warf einen Blick hinein. Er sah Champagnerflaschen und große Silbertabletts mit Delikatessen.
    Durch ein Vorzimmer mit gepolsterten Türen gelangten sie ins Allerheiligste des Präsidiums. Der Luxemburger Polizeichef und Bob saßen, dicke Zigarren paffend, in tiefen Ledersesseln. Vor ihnen standen Cognacschwenker auf dem Tisch.
    Die drei LKA-Leute und Grabbe
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