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Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)

Titel: Söhne und Töchter des Feuers, Band Eins: Verbrannte Hoffnung (German Edition)
Autoren: Mike Bergemann
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übertrieben?“,
    „Vielleicht ein wenig“, antwortet Rakhan mit einem gequälten Lächeln, ohne seine Schwester anzusehen.
    Ladyria bleibt stehen, um ihr blaues Kleid, auf das um die Hüften herum kleine Stoffblüten genäht wurden, nicht zu beschmutzen. Sie stemmt aufgebracht ihre Hände in die schmalen Hüften. „Haben dir Vater und Mutter nicht aufgetragen, dich lieber mit den Vorbereitungen für die Prüfung zu befassen und nicht mit der Jagd?“
    Rakhan nickt. „Das haben sie.“
    „Und trotzdem sitzt du jetzt hier, wenige Augenblicke vor der mündlichen Prüfung, und ärgerst dich über deinen Leichtsinn“, nörgelt die junge Prinzessin.
    Rakhan tut unbeeindruckt. „Ein paar blaue Flecke und eine leichte Schulterzerrung. Es war eben ein widerspenstiges Biest.“
    „Du solltest die Schule ernster nehmen“, belehrt ihn seine Schwester.
    Doch Rakhan erkennt in der Stimme seiner Schwester, dass ihre Gedanken in die Ferne schweifen. „Wozu? Ich bin weder der Nächste in der Thronreihenfolge noch der Letzte. Wenn ich Mikios in ein paar Jahren im Krieg zur Seite stehe, wird sich keiner mehr an irgendeinen dummen Test erinnern, auf den ich nicht vorbereitet war.“
    Ladyria schaut ihren Zwillingsbruder überrascht an. „Und ich dachte, du willst mehr aus dir machen, als eine Marionette des Feuers.“
    „So hat jeder seine Rolle zu spielen“, erwidert Rakhan.
    Ladyria vergisst die Sorge um ihr Kleid, als sie die tiefe Traurigkeit in den Worten ihres Bruders erkennt. Sie setzt sich neben ihn und nimmt seine Hand. „Vater würde sich freuen, wenn einer seiner Söhne zu mehr imstande wäre, als sich einfach nur blind in das Feuer des Krieges zu stützen.“
    Rakhan zieht seine Hand unter der seiner Schwester hervor und schaut sie verärgert an. „Dafür hat er doch seine Töchter. Und vielleicht überrasche ich uns ja alle mit meinem Ergebnis bei dieser dummen Prüfung.“
    „Glaubst du das wirklich?“, fragt Ladyria, „Dann sag mir doch mal, welches Volk die Menschen zum Ende des zweiten Zeitalters vereinte und zum Sieg gegen die Mächte des Feuers führte.“
    „Die Valesii. Dieses rotzige, eingebildete Pack“, antwortet Rakhan, ohne überlegen zu müssen.
    „Na gut, die Frage war einfach“, stellt seine Schwester zu seiner Ernüchterung fest, „Was hat die Menschen der Alten Welt dazu veranlasst, die Inseln östlich des Pfortenmeeres zu verlassen und die Reise nach Vylithien anzutreten?“
    „Was soll das?“, faucht Rakhan seine Schwester an, „Das sind Fragen für einen Achtjährigen.“
    „Dann beantworte sie.“
    „Hunger, Krieg und immer weniger Raum zum Leben“, zählt Rakhan beleidigt auf.
    „Und von wo aus haben die Menschen mit der Besiedlung Vylithiens, der Neuen Welt, begonnen?“, möchte Ladyria wissen.
    „Die westlichen Küsten von Sagettar.“
    „Gut geantwortet“, meint Ladyria, „Doch das waren Fragen aus Natalians Test. Fragen an Zweitklässlern, die unserer kleiner Bruder allerdings alle richtig beantwortet hat.“
    „Ist doch egal“, meint Rakhan aufbrausend, „Was ich über unsere Feinde wissen muss, das weiß ich bereits.“
    Feinde. Er spricht von Feinden und weiß gar nicht, wer der wirkliche Feind ist. Er kann sich gar nicht vorstellen, was für die freien Völker heißt, sich in die Flammen eines Krieges zu stützen, den sie unmöglich gewinnen können.
    Rakhan kann die Gedanken seiner Schwester nicht hören, als er verlegen auf den Boden zwischen seinen Füßen schaut. Doch er hört sie in ihrer Stimme. „Und woher? Von dem, was die Mächte des Feuers unserem Volk und unseren Kriegern als sogenannte Wahrheit verkaufen möchten?“
    Rakhan schaut sich nervös um, bevor er seiner Schwester antwortet: „Pass‘ lieber auf, was du sagst.“
    „Wieso sollte ich?“, flüstert ihm Ladyria zu, „Du glaubst, als Sohn des kardischen Königs machen und sagen zu können, was du willst, dass dir das die Flammen der Schlachten nichts anhaben können. Warum sollte ich mir nicht das gleiche Recht herausnehmen?“
    Rakhan beugt sich zu seiner Schwester und flüstert, während er sich vorsichtig umschaut: „Das weißt du ganz genau. Auch wir sollten unsere Verbündeten nicht provozieren.“
    Ladyria lässt sich von Rakhans eindringlichen Worten nicht verunsichern. „Wer die Wahrheit kennt, sollte sie nicht fürchten, lieber Bruder.“
    Dieser schüttelt den Kopf. „Du bist naiver als ich dachte, wenn du glaubst, dass es nur die eine wahre Wahrheit gibt.“
    „Und
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