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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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entsetzlicher Gestank im Raum aus. Ich muss husten. »Weihrauch fördert die Energie«, erklärt die Spinnenwimper, während sie leichtfüßig weiter durch den Raum schwebt, um zwei eingerollte Turnmatten zu holen. Mir wird speiübel, und ich versuche, nur noch sehr flach zu atmen. Wie ich dabei allerdings noch Energiereserven locker machen soll, ist mir ein Rätsel. Shivamukta dagegen scheint abgehärtet zu sein. Oder aber ihre Nase ist bereits ähnlich verklebt wie ihre Wimpern, jedenfalls beginnt sie nun, immer noch tänzelnd, die beiden Matten auf dem Boden auszurollen. Eine davon betritt sie gleich darauf mit ausladendem Schritt, bleibt dann kerzengerade stehen und fordert mich auf, es ihr auf der anderen Unterlage gleichzutun. Vom Rauch bereits stark sichtbehindert, versuche ich meinen Platz korrekt einzunehmen. Ich will es mir ja nicht gleich zu Anfang schon mit meinem Todesopfer verderben. Sofort beginnt Shivamukta, ihr erlerntes Programm abzuspulen. Wie in Trance biegt sie ihren Oberkörper in Richtung Matte, berührt mit einer Hand die Zehen und reckt gekonnt den anderen Arm in die Höhe. Dazu reißt sie ihren Kopf nach oben und dreht das Gesicht in Richtung Decke. Und als wäre ihr das noch nicht anstrengend genug, schleudert sie nebenbei Anweisungen in meine Richtung. »Der Blick folgt dem rechten Arm«, befiehlt sie energisch, ohne dass ihre filigrane Turnfigur dabei ins Wanken gerät, »und dann gaaanz entspannt ein- und ausatmen.«
    Das soll wohl ein Witz sein. Erstens würde ich bei dem Feinstaubgehalt hier im Raum am liebsten überhaupt nicht mehr atmen, und zweitens ist es mir ein Rätsel, was dieses Programm mit Entspannung zu tun haben soll. Im Grunde genommen könnte ich den Kurs ohnehin auf der Stelle verlassen, denn ich weiß bereits, was ich wissen will: Diese Frau hat den Tod definitiv verdient!
    »Los jetzt!«, schreit Shivamukta, und vor Schreck lasse ich tatsächlich meinen Oberkörper gen Boden plumpsen.
    »Wenn Sie mit der Hand nicht ganz bis an die Zehen kommen, macht das nichts. Reine Übungssache. Umfassen Sie ersatzweise einfach Ihr Fußgelenk.« Als ich unbeholfen versuche, wenigstens meine Wade zu fassen zu bekommen, löst die Königin der Verrenkung ihre Verknotung und eilt mir zur Hilfe. Energisch reißt sie meine rechte Hand in Richtung Fußgelenk. Ich schreie auf. Kubikliter verseuchter Luft strömen in meine Lungen.
    »Ja, am Anfang tut es ein bisschen weh«, sagt die Spinnenwimper und klopft mir kumpelhaft auf den Rücken, »aber das gibt sich mit der Zeit.«
    Schon klar, denke ich. Viel Zeit wird mir bei dem verseuchten Nebel hier im Raum vermutlich aber gar nicht mehr bleiben. Am besten sollte ich Shivamukta auf der Stelle lynchen, aber das geht natürlich nicht. Denn dummerweise habe ich hier ja einen schriftlich fixierten Termin, und selbst wenn man nicht Deutschlands hellster Kommissar ist, würde man mir somit in Lichtgeschwindigkeit auf die Schliche kommen. Nein, ich muss Geduld haben und diese Stunde irgendwie hinter mich bringen. Auch wenn mir das von Minute zu Minute schwieriger erscheint. Der Anteil der Luft, der überhaupt noch Sauerstoff enthält, geht inzwischen gegen null, und zu allem Überfluss beginnt Shivamukta nun auch noch unsanft, meinen Oberkörper wie eine alte Rundfunkantenne hinund her zu biegen. Die Sehnen in meiner Körpermitte fangen an zu vibrieren.
    »Nicht vergessen, die Bauchmuskeln anzuspannen«, brüllt der Entspannungstyrann daraufhin ekstatisch, und zwar genau in mein rechtes Ohr. Die Lautstärke würde ausreichen, um sich von zwei gegenüberliegenden Alsterufern zu verständigen. »Schööön die Rippenbögen schließen!«
    Leider stehen wir aber nicht an unterschiedlichen Alsterufern, sondern direkt nebeneinander, weswegen ich jetzt auch noch einen nervigen Pfeifton im Ohr habe. Und als wäre das alles nicht schlimm genug, beginnt Shivamukta nun auch noch, an meinem Kopf herumzunesteln. Will sie mir das Genick brechen? Krampfhaft versuche ich, mich von meinem bevorstehenden Exitus abzulenken, indem ich überlege, was sie wohl mit
die Rippenbögen schließen
gemeint hat. Steht da bei mir etwa irgendwo was offen? Doch aus Angst, Shivamukta könnte mir nach meiner Frage auch noch in den Brustkorb pieksen, schweige ich. Diese Frau ist zu allem fähig und, so ungern ich es auch zugebe, mir möglicherweise körperlich doch ebenbürtig, wenn nicht gar überlegen. Für meine Zwecke also leider doch nicht zu gebrauchen, ich will mich ja nicht
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