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Smokeheads: Vier Freunde. Jede Menge Whisky. Ein höllisches Wochenende. Roman (German Edition)

Smokeheads: Vier Freunde. Jede Menge Whisky. Ein höllisches Wochenende. Roman (German Edition)

Titel: Smokeheads: Vier Freunde. Jede Menge Whisky. Ein höllisches Wochenende. Roman (German Edition)
Autoren: Doug Johnstone
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hatte und außer sich war, dass Adam ihn nach Stremnishmore geschleift und um Geld angebettelt hatte. Adam sah seinen Arm vor sich, der durch die Luft schwang und Roddy am Ohr erwischte. Roddy, der sich wütend umgedreht hatte. Dann war nur noch Dunkelheit, so viel Unheil in der Dunkelheit, so viel Furchterregendes, so vieles, vor dem man davonlaufen musste.
    Und nun lief er wieder davon. Er lief vor Islay und vor Molly davon, er überließ es ihr, allein mit allem fertigzuwerden. Zwar zweifelte er keinen Augenblick daran, dass sie es bewältigen könnte, aber er wollte dort sein, wollte an ihrem Leben teilhaben, wollte Zeit haben, sie kennenzulernen, sich in sie verlieben und bis an sein Lebensende mit ihr glücklich sein.
    Was für ein Witz. Es gab kein Glück bis ans Lebensende, nicht nach all dem, was geschehen war. Molly käme zurecht, sie würde auf der Insel vielleicht sogar viel besser leben, nachdem Joe nun von der Bildfläche verschwunden war. Sie würde ihr Leben weiterleben, würde tun, was zu tun war, um ihr Leben zu finanzieren; und ständig würde sie die düsteren Geheimnisse des Wochenendes wie einen Tumor in ihrer Brust bewahren, einen kleinen, bösartigen Knoten aus Wut und Kummer.
    Er würde sie nie mehr wiedersehen. Er versuchte sie sich aus dem Kopf zu schlagen. Er schloss die Augen und versuchte sie sich in der Destillerie von Laphroaig vorzustellen, mit dieser grünen Uniform, mit ihren blitzenden Augen und dem freundlichen Lächeln. Aber es gelang ihm nicht. Alles was er vor sich sah, war sie in der Schwarzbrennerei, über das Fass gebeugt, die blanke Angst in den Augen, oder sie in ihrer Wohnung, aus ihrem Wohnzimmerfenster starrend, ein Glas Whisky in der Hand, mit erschöpftem, leerem Blick.
    Dann erschien ein Bild von Joe: der Gestank seines brennenden Fleisches, sein Gesicht, das sich auflöste und Blasen warf, während er verzweifelt mit den Armen ruderte. Adam hoffte, deswegen keine schlaflosen Nächte zu haben, aber er befürchtete es.
    Das Gleiche galt für Ethan und Luke. So viele Geister, so viel verloren, so viel sinnloses Gemetzel, alles nur wegen eines dummen Autounfalls und des Unglücks, in einen Alptraum zu stolpern.
    Er dachte an Lukes Leiche, die, inzwischen blau und aufgedunsen, immer noch draußen in der eiskalten See trieb und von den Wellen und Gezeiten wie Treibgut herumgeworfen wurde. Er betrachtete Ethans Laphroaig-Flasche in seiner Hand. Zwei Schlucke waren noch drin. Er zog den Korken heraus, nippte, rammte den Korken dann wieder fest hinein und begutachtete den Inhalt nochmals. Es reichte knapp für einen anständigen Schluck. Er prüfte, ob der Korken sicher im Flaschenhals steckte, holte aus und schleuderte die Flasche so weit er konnte in die windige Nacht. Sie segelte hinaus, trudelte Hals über Kopf dahin und stürzte dann in die undurchdringliche Schwärze, bis sie schließlich auf dem Wasser aufschlug.
    Der Wind in seinen Ohren und das Stampfen der Maschinen erstickten das Geräusch des Aufschlags. Adam konnte die Flasche gerade noch erkennen, wie sie auf dem aufgewühlten Meer hüpfte, verschwand und wieder auftauchte, bevor sie endgültig von der Dunkelheit verschluckt wurde.
    »Sie soll dich begleiten, Luke«, rief er in den Wind. Seine Worte verhallten augenblicklich im Nichts.
    Er überlegte, wo die Flasche wohl angespült würde. Vielleicht trüge die Strömung sie um die ganze Welt. Vielleicht hatten die Wellen ja Gleiches mit Luke vor, nähmen ihn auf eine lebenslange Reise mit und ließen ihn Dinge sehen, die er sich niemals erträumt hätte. Er hoffte, Ethans Flasche fände ihn, verabschiedete ihn auf welches Abenteuer auch immer, das das Meer für ihn bereithielt.
    Dann fiel ihm etwas ein, und er kniete sich hin. Er öffnete seine Reisetasche und zog einen zusammengeklebten Packen Papier heraus. Es waren seine Pläne für die Destillerie, die aufgeweicht worden waren, als er ins Eis einbrach und die dann zusammen mit seinen Kleidungsstücken trockneten – ein nutzloser, unentwirrbarer Klumpen Papier. Er versuchte ein paar Blätter abzulösen, aber das Papier zerfledderte in seinen Händen, zerriss zu kleinen Fetzen, die der Wind fortwehte. Er beugte sich über die Reling, öffnete die Finger und ließ den Papierklumpen los, der in die Dunkelheit fiel. Er sah zu, wie er sich schnell auflöste und von den erbarmungslosen Wellen verstreut wurde.
    Er stellte sich vor, dass sein eigener Körper dem Papier folgte, über den Handlauf kippte und
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