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Sklavin des Wolfes (German Edition)

Sklavin des Wolfes (German Edition)

Titel: Sklavin des Wolfes (German Edition)
Autoren: Louise Laurent
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Zu einem anderen Zeitpunkt und unter anderen Umständen hätte sie seine Einladung vielleicht zu schätzen gewusst, aber nun war sie schon viel zu sehr in ihre ablehnende Haltung verstrickt, um nachzugeben.
    Sie wich zurück, bis sie mit dem Rücken an die Tür stieß. Er folgte ihr und stützte seine Hände links und rechts ihres Kopfes an der Tür ab. Noch nie war sein Gesicht dem ihren näher gewesen. Sie hatte den Eindruck, dass sie nichts vor ihm verbergen konnte. Er las in ihren Augen wie in einem Buch. Eine Träne kitzelte in ihrem Augenwinkel und sie hoffte, dass er sie nicht sah. Eine zeitlich begrenzte Affäre. Drei Wochenenden. Andererseits – was sprach schon gegen eine Affäre? Wenig. Bei so einem attraktiven Mann. Aber gegen Erpressung.
    »Ich habe doch schon angeboten, Ihnen das Geld zurückzuzahlen«, flüsterte Mia.
    »Ah, ich will aber kein Geld, verstehen Sie das nicht, Mia? Geld habe ich genug. Ihr Fehler ärgert mich, aber er macht mich nicht bankrott. Ich will Sie. Nur Sie. Sonst nichts. Also? Ich finde, Sie müssen mir schon entgegen kommen. Immerhin ist mein Kunde ein wenig sauer auf mich, weil ich den Termin nicht eingehalten habe.«
    Seine Stimme klang alles andere als streng oder verärgert, eher süßlich, verführerisch. Mia nahm kaum die Worte wahr, die dahinter steckten. Es war ihr, als würde er sie mit dem tiefen Timbre seiner Stimme einwickeln und das war nicht unangenehm. »Man könnte sagen, ich habe Ihre Dienste im Voraus bezahlt. Als hätte ich einen Gutschein erworben. Den möchte ich jetzt gerne einlösen.«
    Sie sah nur diese Augen, die sie unverwandt musterten und die weich geschwungenen Lippen. Die Situation lähmte ihren Verstand. Sie musste irgendwie aus dieser Sache herauskommen und dazu gehörte unter allen Umständen, dass ihr Missgeschick nicht die Runde machte.
    Tiete spitzte die Lippen und sog tief die Luft ein, als wolle er ihren Duft erschnuppern. Seine Augen wurden schmaler und noch dunkler. Falls er sie jetzt küsste, würde sie sich nicht wehren. Jegliche Kraft schien aus ihrem Körper verschwunden zu sein. Ihre Arme fühlten sich an wie Gummi. Sie wunderte sich, dass sie es überhaupt noch schaffte, aufrecht zu stehen. Was für ein herb-schönes Männergesicht, die schlanke Nase, das energische Kinn.
    »Ich, ja …«
    »Dann sind wir uns also einig. Freitagabend. Ich teile dir noch mit, wo und wann. Und vergiss nicht, dich hübsch zu machen.«
    Mia nickte. Tiete löste sich von der Tür, zupfte lässig das hoch gerutschte Sakko zurecht und wandte sich ab.
    Mia gab sich einen Ruck. Jetzt, wo seine Augen sie nicht mehr fixierten, setzte endlich wieder ihr Verstand ein. Hatte sie etwa gerade zugestimmt? Das durfte doch nicht wahr sein. Sie war von seiner Nähe erdrückt worden. »Ich kann das nicht«, flüsterte sie und verstummte, als Tiete das Telefon in die Hand nahm.
    »Ich rufe dich an, wann und wo wir uns treffen. Gute Nacht, Mia.« Seine Stimmlage duldete keinen Widerspruch.
    Ohne ein weiteres Wort verließ sie das Büro. Seine letzten Worte hallten in ihrem Kopf. Ich rufe dich an … dich. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich darauf einzulassen. Sie gab sich einen Ruck, drückte ihr Kreuz aufrecht durch. Vielleicht würde es weniger unangenehm werden, als sie befürchtete.

Das erste Mal
    Die Zeit schien nicht zu verrinnen. Noch nie in ihrem Leben hatte Mia ungeduldiger auf die Uhr gesehen. Dabei wollte sie gar nicht, dass die Zeit schneller verging. Denn damit rückte unausweichlich ihr Treffen mit Tiete näher. Heute. Freitagabend. Es war ihr nicht möglich, sich abzulenken, sich auf irgendetwas anderes als den einen Gedanken zu konzentrieren: Was erwartet mich? Es war völlig klar, dass es nicht bei einem Essen bleiben würde. Da wäre es ihr schon lieber gewesen, sie hätte es bereits hinter sich. Denn je mehr Zeit verging, desto unsicherer wurde sie, ob sie das durchstehen würde.
    Was wusste sie überhaupt über diesen Wolfram Tiete? Abgesehen vom Geschäftlichen? In ihren zwanglosen Unterhaltungen hatte sich herausgestellt, dass es fast nichts gab, was er nicht wusste. Er war belesen, war schon in vielen Ländern gewesen, kannte sich hervorragend in Geschichte und Politik aus – aber was war mit seinem Privatleben? Mia wurde erst jetzt klar, dass er viel über sie wusste, sie aber nichts über ihn. Was hatte sie ihm alles erzählt? Die Erinnerung an ihre letzte Begegnung löste ein nicht unangenehmes sinnliches Kribbeln in ihrem Körper
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