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Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat

Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat

Titel: Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
Autoren: Ava Gray
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vorstellten. In der Rolle einer neuen Mitarbeiterin konnte sie sich jedoch nicht frei in der Firma bewegen, und das schränkte ihre Möglichkeiten ein.
    So hatte sie heute einige Stunden dadurch verloren, dass sie von einer schwangeren Kollegin aus der Personalabteilung herumgeführt worden war. Sie hätte nicht einmal sagen können: Entschuldigen Sie, das ist gar nicht nötig, denn ich werde gar nicht so lange hier sein. Schließlich durfte sie ihre Tarnung nicht gefährden.
    Erschwerend kam noch hinzu, dass ihr Vorgesetzter in der IT offenbar annahm, sie habe es auf seinen Posten abgesehen. Die Firmenleitung hatte sich einen zu beeindruckenden Lebenslauf für sie ausgedacht, weshalb der Kollege nun glaubte, er werde entlassen, sobald sie eingearbeitet sei. Selbst wenn sie wirklich die wäre, für die man sie ausgab, bliebe seine Angst allerdings unbegründet: Das konnte sie angesichts seiner Arbeitsleistung schon nach dem ersten Tag sagen. Wie es aussah, war Greg Evans ein weiteres überflüssiges Ärgernis.
    Sie musste ihn irgendwie beruhigen, sonst würde er ihr nur das Leben schwermachen. Vielleicht sollte ich mich wie ein Nichtstuer geben, ihm zeigen, dass der Schein trügen kann. Wenn ein entspanntes Verhältnis zwischen uns herrscht, wird er auch eher bereit sein, meine Fragen zu beantworten. Mia wusste aus Erfahrung, wenn sie ihn nur richtig anpackte, würde er ihr alles erzählen, was sie wissen wollte, ohne überhaupt zu bemerken, dass sie ihn ausquetschte.
    Der Kater stupste ihre Hand an und sie begann unwillkürlich, ihn zu streicheln. »Wir sollten uns am besten aneinander gewöhnen, hm? Schnarchst du eigentlich?«
    Peaches blickte sie hochmütig an, als wollte er sagen: Na und, wenn schon.
    Mia musste lächeln. Sie legte den Block beiseite und begann mit ihrem Zubettgeh-Ritual, das mit Eincremen anfing und mit einer Tasse Apfel-Zimt-Tee aufhörte. Eigentlich sollte sie um diese Uhrzeit längst schlafen, aber Kyra hatte versprochen anzurufen, und sie wollte sie nicht enttäuschen. Niemals. In ihrer dunkelsten Stunde war Kyra aufgekreuzt und hatte ihr geholfen.
    Wie aufs Stichwort klingelte das Telefon. Auf dem Display wurde keine Nummer angezeigt, aber sie wusste, wer anrief. Als sie abnahm, hörte sie Partylärm im Hintergrund, laute Musik und Bongotrommeln.
    »Kyra?« Sie hob die Stimme in der stillen Wohnung.
    »Genau die. Wie geht’s dir?«
    »Gut. Hab gerade einen neuen Auftrag begonnen. Und wie geht’s dir?«
    »Großartig.« So, wie Kyra das Wort betonte, hatte Mia sofort Bilder im Kopf.
    Es versetzte ihr einen Stich, aber sie weigerte sich, das als Neid zu bezeichnen. Nach allem, was Kyra in den letzten Jahren durchgemacht hatte, verdiente sie es, glücklich zu sein. »Wo bist du?«
    »Bali, glaube ich.« Sie klang undeutlich, als hätte sie sich abgewandt, um zu fragen. Eine Brummstimme antwortete in unmittelbarer Nähe, aber zu leise für Mia, um die Wort zu verstehen.
    Sie stellte sich vor, wie der Mann an Kyras Hals flüsterte, sie solle auflegen, damit sie trinken oder tanzen könnten oder was sie sonst noch an dem Partystrand taten.
    »Ja«, sagte Kyra schließlich. »Auf Bali. Und du?«
    »Virginia. Ich kann nicht lange telefonieren. Es ist schon spät. Ich weiß gar nicht, welche Uhrzeit bei euch ist.«
    »Nachmittag. Es ist soooo toll hier. Du kannst dir nicht vorstellen, wie –« Kyra lachte laut auf.
    Nein, das konnte Mia nicht. Ihr Leben kam ihr plötzlich farblos vor. Aber sie wollte ihre Freundin nicht beneiden, schließlich führte sie selbst das Leben, das sie immer gewollt hatte, eines, in dem Ordnung herrschte und es Regeln gab und greifbare Zeichen des Erfolgs. Niemand würde sie je bitten, mit ihr in den Sonnenuntergang zu segeln.
    »Als Nächstes segeln wir nach Singapur. Ich ruf dich nächsten Monat von dort aus an. Hab dich lieb.«
    »Ich dich auch«, sagte Mia, aber Kyra hatte schon aufgelegt.
    Mia stand genau da, wo sie es wollte. Sie hatte Jahre gebraucht, um sich das zu erarbeiten. Warum war sie dann nicht glücklicher?
    Strongs Tag fing nicht gut an.
    Er hatte bis spät in die Nacht über das Problem Mia Sauter gegrübelt und am Morgen verschlafen. Nun musste er sich abhetzen, und er hasste es, wenn die Dinge nicht nach Plan liefen. Es gab einen Grund, warum ihm immer gelang, was er sich vornahm – und zwar seine Fähigkeit, sich permanent die Umstände zunutze zu machen. So hielt er es schon seit Jahren.
    Kalter Kaffee und verbrannter Toast machten ihn sauer.
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