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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin
Autoren: Claudia Kern
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Hochzeitskleid, während sie versuchte, auf dem Hocker, auf dem sie stehen musste, das Gleichgewicht zu bewahren.
    Es war ein gewaltiges Ungetüm von einem Kleid, das bei jeder Bewegung rauschte wie ein Herbstwald und so schwer war wie ein Elefant. Weiß leuchtete es im Tageslicht, das durch die hohen Fenster von Sissis Gemächern fiel.
    Prinzessin Ludovika stand in der Tür und sah unruhig auf die Wanduhr. »Wir haben keine Zeit mehr. Du willst doch nicht zu spät zu deiner eigenen Hochzeit kommen.«
    »Nein«, sagte Sissi, obwohl sie in Wahrheit froh gewesen wäre, wenn das alles ohne sie stattgefunden hätte. Hunderte Gäste, der Hochadel aus ganz Europa und sogar aus Indien und Afrika waren zu ihrer Vermählung eingeladen worden, nicht von Sissi natürlich, sondern von Sophie und ihrer Mutter, die ausnahmsweise einmal einer Meinung gewesen waren.
    So groß wie möglich, so prunkvoll wie möglich.
    Sissi sprang in ihrem mächtigem Kleid vom Hocker und ließ sich von den Zofen zur Kutsche führen. Ein Schreiner hatte die Tür der Staatskutsche verbreitern müssen, weil Sissi sonst in ihrem Kleid nicht hindurchgepasst hätte.
    Erst als sie in der Kutsche saß, ließen die Zofen Sissi los. Néné und ihr Vater erwarteten sie in der Augustinerkirche, nur Prinzessin Ludovika begleitete sie dorthin. Ihre Mutter war die Einzige, die außerhalb offizieller Anlässe mit ihr sprach. Es schmerzte Sissi, dass nicht nur ihr Vater, sondern auch Néné sich von ihr abgewandt hatte.
    »Kopf hoch«, sagte ihre Mutter, die ihren Blick wohl missverstanden hatte. »Es wird schon alles gut gehen.«
    Die Kutsche setzte sich in Bewegung, umgeben von einigen Dutzend Husaren in Paradeuniform. Sissi winkte den Menschen zu, die sie an der Straße stehen sah, aber sie glaubte nicht, dass die das bemerkten. Der Kreis, den die Husaren bildeten, war zu eng.
    Eine Ewigkeit schien zu vergehen, bis die Augustinerkirche endlich vor Sissi auftauchte. Alles war voller Kutschen und Menschen und Blumen. Der Geruch von Rosen hing schwer in der warmen Abendluft. Fast jeder Schaulustige hatte welche dabei. Einige warfen sie, als sie Sissi zwischen den Soldaten entdeckten.
    Die Kutsche hielt. Laute Orgelmusik hallte Sissi entgegen. Diener liefen herbei und halfen ihr die zwei Stufen hinunter. Den Gang durch die Kirche hatte sie über fünfzig Mal geprobt, aus Angst, zu fallen, wenn sie ihre Füße nicht sah.
    Herzog Max erwartete sie an der Kirchentür. Er lächelte und wirkte so stolz, wie es ein Vater sein sollte, der seine Tochter mit dem Kaiser von Österreich vermählte.
    Sie umarmten sich. »Du bist die Enttäuschung meines Lebens«, flüsterte er Sissi ins Ohr. Dann fasste er sie am Ellbogen und führte sie gemessenen Schrittes in die Kirche. Blumenmädchen hoben den mehr als fünf Meter langen Schleier des Kleides auf und trugen ihn hinter ihr her.
    Sissi lächelte stumm und kämpfte gegen ihre Tränen.
    Die Kirche war voller Menschen, sodass es Sissi schwerfiel, einzelne Gesichter in den Reihen der Zuschauer zu erkennen. Nach nur wenigen Schritten gab sie den Versuch auf und konzentrierte sich stattdessen auf Franz-Josef, der sie bereits vor dem Altar erwartete. Er trug eine weiße Paradeuniform und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Der Priester hinter ihm nickte Sissi bei jedem Schritt wohlwollend zu, als ahne er, was für eine Leistung sie vollbrachte.
    Das Glitzern der Diamanten, die von den meisten Gästen zur Schau gestellt wurden, die Blumen, die laute Orgelmusik und die Tausende von Kerzen, die das Kirchenschiff erhellten, überwältigten Sissi beinah. Sie war froh, dass Franz-Josef den Blick nicht von ihr abwandte, sie fast wie an einer Schnur zu sich zog. Wahrscheinlich wusste er auch nicht, wo er hinsehen sollte.
    Vor dem Altar blieb sie stehen. An den Wänden bemerkte sie Soldaten, die Haltung angenommen hatten und scheinbar teilnahmslos ins Nichts starrten. Sophie hatte sie eigens dazu abgestellt, die Gäste, die in Ferdinands Nähe kamen, zu betören.
    Warum lässt sie ihn nicht einfach in der Hofburg?, hatte Sissi gefragt, als Karl ihr das erklärte .
    Weil er die Liebe ihres Lebens war. Mehr hatte Karl dazu nicht gesagt. Nun stand er in dunkler Uniform als Trauzeuge neben Franz-Josef, während Ferdinand neben Sophie in der ersten Reihe saß und mit dem Kopf wackelte. Seit der Chinese verschwunden war, hatte sich sein Zustand weiter verschlechtert.
    Erschrocken bemerkte Sissi, dass der Priester bereits begonnen hatte zu
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