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Siras Toten-Zauber

Siras Toten-Zauber

Titel: Siras Toten-Zauber
Autoren: Jason Dark
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dabei waren, die Palmblätter zu holen. Eine ungewöhnliche Atmosphäre hielt mich umfangen. Hatte Suko sie ebenfalls so empfunden? Wenn er in der Bibliothek gewesen war, dann mußte er dort in die Falle gelaufen sein, und ich beschloß, sehr auf der Hut zu sein.
    Sira öffnete eine Flügeltür. Beide Hälften schwangen gemächlich nach außen und gaben den Blick in den Raum frei, auf den es mir einzig und allein ankam.
    Es war tatsächlich das Herz des Hauses, die Bibliothek, und ich bekam mit, wie Sira nach rechts ging, es plötzlich eine kleine Unterbrechung gab, bevor sie weiterschritt.
    Ich wollte ihr natürlich folgen, war von dieser gewaltigen Regalwand mit den zahlreichen Fächern abgelenkt und wäre beinahe gegen die Glasscheibe gelaufen, die eine Trennung bildete.
    Dahinter stand Sira. Sie hatte die Wand ohne Schwierigkeiten durchschreiten können.
    Lächelnd schaute sie mich nach dem Umdrehen an. Wahrscheinlich wunderte sie sich über meinen Gesichtsausdruck, und sie bewegte die Augen, als sie mir zunickte.
    »Hier ist das Herz des Hauses!« erklärte sie, wobei ich die Stimme ebenso deutlich vernahm, als würde sie direkt neben mir stehen. Der Klang floß durch die Glaswand.
    »Darf ich dort nicht hin?«
    »Nein, es ist mein Revier.«
    »Warum nicht die Ausnahme?«
    »Es ist die Regel.«
    »Die du durchbrochen hast«, sagte ich. »Du hast das Haus in deinen Besitz gebracht. Ich habe einen sehr weiten Weg auf mich genommen, um dich zu finden. Du hast gewonnen, das gebe ich zu, aber du solltest mir eine Chance geben und mir zeigen, wo sich mein Palmblatt befindet. Es muß vorhanden sein, sonst hätte mich das Schicksal nicht hergeführt. Spring über deinen eigenen Schatten. Oder bist du dir so unsicher?«
    »Nein, niemals.«
    Ich griff unter meine Jacke und holte die Beretta hervor. »Die werde ich hier zurücklassen, falls es dich beruhigt.«
    Sira schüttelte den Kopf. »Das ist nicht einmal nötig«, erklärte sie. »Ich fürchte mich vor keiner Kugel.«
    »Um so besser, dann…«
    »Ja, du kannst gehen!«
    Urplötzlich hörte ich den Befehl. Er war auch völlig normal, bis auf eine Tatsache.
    Diesmal war die Stimme hinter mir aufgeklungen. Für mich ein Rätsel, denn Sira stand nach wie vor hinter der Scheibe.
    Ich drehte mich trotzdem um — und sah sie wieder! Körper — Geist? Ich tippte auf letzteres, denn diese Umrisse waren durchscheinend. Es gab nur eine Erklärung. Sie hatte ihren Astralleib vom eigentlichen Körper lösen können und ihn in meinem Rücken als Schemen aufgebaut.
    Der zweite Leib kam näher. Ich blieb stehen, denn ich wußte, daß er etwas Bestimmtes vorhatte.
    Einen Augenblick später glitt der kalte Schauer über meine Hand und das Gelenk hinweg. Das war die Sekunde, die ich nutzte, einfach vorging und eigentlich hätte gegen die harte Wand stoßen müssen, aber für mich war sie ebensowenig vorhanden wie für den Astralleib, der mir diesen Durchschlupf ermöglicht hatte.
    Kaum hatte ich das Ziel erreicht, war er wieder verschwunden. Vor mir stand Sira. »Du bist der erste, dem ich diese Chance eingeräumt habe. Du wirst aber auch der letzte sein.«
    »Bist du davon überzeugt?«
    »Ja, John Sinclair«, flüsterte sie mir zu. »Dein Weg ist hier zu Ende. Das kannst du mir glauben.«
    »Wie kannst du so sicher sein? Hast du mein Palmenblatt bereits gelesen?«
    »Nein, aber es wird keine Fortsetzung für dich geben, denn ich habe hier zu bestimmen.«
    »Da widerspreche ich nicht einmal.« Ich stand jetzt dich vor den Regalen, die auf mich mehr den Eindruck von Schubfächern machten, in die Palmblätter hineingeschoben worden waren. Sie waren sehr dünn, zart, schon filigran, und ich spürte eine instinktive Abneigung davor, sie zu berühren. Wenn das geschah, wäre es leicht möglich gewesen, daß sie zwischen meinen Fingern zerrieben worden wären. Mein Gott, es war für mich unmöglich, die Blätter zu zählen. Sie standen dicht an dicht und füllten jedes Regalfach aus. Wer sich hier zurechtfinden wollte, der mußte einfach eine Ausbildung hinter sich haben, denn auf den Rändern der Fächer entdeckte ich Schriftzeichen, mit denen ich nichts anzufangen wußte.
    Es war sicherlich eine uralte und in der heutigen Zeit vergessene Schrift, die nur von Experten zu lesen war.
    Sira ließ mich in Ruhe schauen und staunen. Nach einigen Minuten — nichts war inzwischen geschehen — senkte sie den Kopf und deutete damit ein Nicken an.
    »Du kommst allein nicht zurecht?«
    »So ist
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