Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Sobo Swobodnik
Vom Netzwerk:
Glück. Beat hatte gewonnen, noch bevor einer der Elvis-Imitatoren zum Sieger gekürt wurde. Beat war der eigentliche Sieger des Wettbewerbs. Und das hatte er spätestens in dem Moment gewusst, als sich das Zelt für den Besucheransturm geöffnet hatte. Seitdem war sein Gesicht ein Glückskeks. Mit der imaginären Botschaft, die sich auf sein Gesicht schmiegte wie eine Geliebte um die nackten Hüften ein Mannes: Mit Kleinem fängt man an, mit Großem hört man auf. Oder: Wer den direkten Weg geht, scheitert nicht. Beat war eindeutig mit großen Schritten auf der Siegesstraße unterwegs. Und gleich mit erhobenen Armen im Ziel. Die Kasse klingelte, und seine Zukunft als Event-Manager war gesichert. Die einzigen Falten auf der Stirn entstanden, als er Vera Frischknecht und ihre Kollegen wie Fremdkörper im Zelt erblickte.
    »Was wollen die denn hier?« Beat ging in die Knie und fragte es Plotek von der Bühne herunter.
    »Weiß nicht. Vielleicht für Sicherheit und Ordnung sorgen.« Es klang wenig überzeugend.
    Folge: Beat lachte spöttisch. »Dafür sind die doch viel zu inkompetent.«
    Plotek hatte plötzlich den geparkten Jeep mit laufendem Motor und die Hauptkommissarin auf dem Schoß von Beat Zuberbühler vor Augen.
    »Ich glaube, die Frischknecht weiß genau, was sie tut.« Beat verging das Lächeln. »Dass sie hier ist, hat einen Grund.« Beats Glückskeks bröckelte wie ein Marmorkuchen auf einer heißen Fensterbank. »Ich weiß nur nicht, welchen«, sagte Plotek. »Aber das werden wir noch früh genug erfahren.«
    Beat ging wieder in die Vertikale, so schnell, dass seine Knie knackten. Jetzt war seine Stirn voller Falten. Anschließend machte er den Mikrofontest, sagte mehrmals hintereinander hektisch: »Eins, zwei … eins, zwei, drei …«, und verschwand hinter der Bühne. Er tauchte erst wieder auf, als der Wettbewerb endlich begann und er dem johlenden Publikum den ersten Elvis-Imitator vorstellte.
    Es waren zweiundfünfzig Elvis-Imitatoren am Start. Viel weniger als gedacht und erwartet. Was daran lag, dass viele, die schon vor einigen Tagen angereist waren, aufgrund der mörderischen Umstände überstürzt wieder nach Hause gefahren waren. Was natürlich für die Verbliebenen von Vorteil war. Die Konkurrenz wurde dadurch überschaubar. Die Gewinnchancen stiegen. Selbst für Klemens. Sein Tourette-Syndrom war auch am Tag nach der Strangulierung verschwunden, wie nie da gewesen. Seine Aussicht zu gewinnen wurde dadurch noch mehr verbessert. Klemens war plötzlich ein ernsthafter Anwärter auf den Titel.
    Zumindest Vinzi war davon fest überzeugt. »Die singst du an die Wand«, sagte er und schien in Gedanken schon die Siegesfeier zu organisieren.
    Die Honoratioren von Sils Maria und Umgebung saßen auf reservierten Stühlen in der ersten Reihe. Die meisten von ihnen gehörten auch der Jury an. Auf der kleinen, dekorierten Bühne standen ein Hammondorgelspieler, ein Gitarrist und ein Schlagzeuger. Abgesehen vom Eintritt gab es im Zelt noch viele andere Möglichkeiten, die harten Franken loszuwerden. Soll heißen: Zuckerwatte, Tätowierungen, Merchandising-Produkte, Elvis-Konterfeis auf allen möglichen und unmöglichen Untergründen waren an Ständen an den Seiten und im Eingangsbereich des Zeltes sowie von Bauchladenverkäufern zu haben. Das war nicht nur ein Elvis-Wettbewerb, sondern auch ein Jahrmarkt mit allerhand Ramsch. Die Grillwürste, Bierbuden und Glühweinstände durften natürlich auch nicht fehlen.
    Für die erste Runde wurde die Reihenfolge der Auftritte ausgelost. Von den zweiundfünfzig Teilnehmern würden dann acht ins Finale einziehen, aus dem schließlich drei Sieger hervorgehen würden. So wollte es das Reglement. Und Hand aufs Herz: Die erste Runde war eine Enttäuschung. Nicht nur für Plotek und Vinzi. Auch alle anderen Zuschauer stöhnten über die meist grauenvollen Darbietungen. Viele der Elvis-Imitatoren sahen nicht nur Elvis Presley kaum ähnlich. Sie konnten auch nicht singen wie er. Sie konnten gar nicht singen. Viele hätte man in die Kategorie lächerliche Peinlichkeit einordnen können und gar nicht erst zulassen dürfen. Und je ungeduldiger die Zuschauer wurden, desto gereizter reagierten die Kandidaten. Einer von ihnen erlitt auf der Bühne einen Nervenzusammenbruch. Ein anderer wurde gegenüber dem Gitarristen handgreiflich, weil der sich seiner Meinung nach ständig verspielt hatte. Und ein dritter beschimpfte das Publikum wild und nachhaltig, nachdem dieses ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher