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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber
Autoren: Peter Wuehrmann
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Auf dem Weg nach Heathrow, das kann noch dauern, bei normalem Verkehr zwanzig Minuten.«
    »Warte mal, ich frage mal, ob er so lange warten will.«
    Die Stimme aus der Zentrale musste nicht fragen.
    »Ich werde warten«, sagte Frank.
    »Tracy? Er wartet am Terminal 4.«
    »Wer fordert mich an?«, hörte er Tracys Stimme.
    Diesmal wartete die Stimme aus der Zentrale gleich auf Franks Antwort.
    »Frank aus Hamburg«, sagte er, »letzten Samstag, die argentinischen Fußballspieler auf Schiffsreise.« Die Stimme aus der Zentrale gab Franks Auskunft an Tracy weiter.
    »Ja, natürlich erinnere ich mich. Aber, wie gesagt, es kann dauern. Er muss warten.«
    »Er wird warten«, sagte die Stimme aus der Zentrale.
    Es dauerte beinahe eine ganze Stunde, bis Tracys orangefarbenes Taxi mit der Aufschrift Quiz-Cabs und der Nummer 1: 5 auf dem Vorplatz eintraf. Frank nahm sich nicht einmal die Zeit, seinen Rucksack in den Kofferraum zu legen. Er zwängte ihn vor sich in den Fußraum und kletterte auf den Beifahrersitz.
    »In die City.«
    »Hallo Frank, wie geht es dir? Warum stehst du am Terminal 4? Warst du weit weg?«, fragte Tracy.
    »Das ist eine lange Geschichte«, antwortete Frank.
    Tracy lachte, während sie in den Rückspiegel sah, um zu überprüfen, ob sie sich wieder in den Verkehr einreihen konnte. »Geschichten erzählen ist meine Aufgabe. Was möchtest du heute für eine hören?«, fragte sie, als sie losfuhr.
    »Eigentlich gar keine. Aber ich habe drei Fragen, die ich dir stellen möchte.« Tracy blickte ihn schmunzelnd von der Seite an.
    »Das ist gegen die Regeln. Du sollst mir drei Stichworte sagen und nicht drei Fragen stellen.« Sie blickte in den Seitenspiegel und drehte mit beiden Händen das Lenkrad herum, um die Fahrspur zu wechseln. Dann sah sie zu Frank und bemerkte seinen Blick auf ihre Hände. Sie blies ihren Kaugummi auf. Die Blase platzte, und Frank blickte hoch. Sie lachte.
    »Was ist? Wie lauten die drei Fragen?«
    Er sagte: »Die erste Frage lautet: Wann hast du heute Abend Schluss?«
    »Oh, das ist einfach, um sechs«, sagte sie. Sie tat, als ginge es um ein Quiz. Frank fiel die nächste Frage nicht so leicht wie die erste.
    »Die zweite Frage lautet: Wollen wir danach in einem Pub etwas trinken gehen?« Tracy überholte gerade, sodass die Antwort länger dauerte.
    »Ja, gerne, wir können in den Pub bei mir um die Ecke gehen.« Als er nichts dazu sagte, sah sie ihn fragend an.
    »Und?«, fragte sie.
    »Was und?«, sagte Frank.
    »Wie lautet die dritte Frage?«, sagte Tracy. »Du hast doch gesagt, du hast drei Fragen.«
    »Ach so, natürlich«, sagte Frank, »was bedeutet 1 : 5?«
    »Das habe ich mir schon gedacht«, sagte sie und lächelte zu ihm herüber, »eigentlich müsste ich dir jetzt doch wieder eine Geschichte erzählen. Aber ich mache es mal kurz. Schließlich will ich auch deine lange Geschichte hören.« Sie stoppte das Taxi an einer roten Ampel ab. Dann drehte sie ihre Baseball-Kappe nach hinten, sodass der Schirm im Nacken saß.
    »Am 1. September 2001 verlor die deutsche Fußballnationalmannschaft im Münchener Olympiastadion mit 1:5 gegen die englische Mannschaft. Michael Owen hatte drei Tore geschossen. Das Spiel war der Hit in ganz England, man sprach tagelang über nichts anderes, es gibt immer noch T-Shirts und Poster davon zu kaufen. Ich habe zu Hause das Video von dem Spiel, wenn du willst, können wir es uns nach dem Pub ansehen?«
    Frank wollte sagen, dass er sich eigentlich nicht für Fußball interessierte, dachte dann aber, dass das vielleicht keine so gute Idee wäre.
    »Gute Idee, fahren wir.«

Epilog
    Im Touristeninformationszentrum von Halifax stand ein etwa sechzig Jahre alter Mann mit einer leicht gebückten Körperhaltung und einer Narbe über der linken Augenbraue. Er schob sich eine Lesebrille auf die Nasenspitze und sah sich in einem Drehständer die Broschüren an, die die Besucher der Stadt zur Teilnahme an verschiedenen Besichtigungstouren verlocken sollten. Der Mann sah müde aus, so als hätte er in der letzten Nacht schlecht geschlafen. Er ließ lustlos den Drehständer vor- und zurücklaufen. Hochseeangeln und Waltouren schienen ihn nicht zu interessieren. Dann stoppte er plötzlich den Drehständer. Eine der Broschüren hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Aus einem der unteren Fächer zog er ein fast ganz in Schwarz gehaltenes Papier mit geschwungener goldener Überschrift hervor: Maritime Museum of the Atlantic, las er.
    Er schlug die Broschüre auf und
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