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Silberfieber

Silberfieber

Titel: Silberfieber
Autoren: Peter Wuehrmann
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Dr. Anton Pfleiderer, einen Überraschungsbesuch abzustatten.

4
    Michael hatte nicht erwartet, Frank so schnell wiederzusehen. Und ganz bestimmt nicht um elf Uhr morgens, nur einen Tag, nachdem er zehn Stunden lang angekettet an einer voll aufgedrehten Heizung in seiner eigenen Wohnung festgesessen hatte.
    Und schon gar nicht hatte Michael erwartet, dass Frank mit einem voll gepackten Rucksack auf dem Rücken vor seiner Tür stehen würde. Doch genau dieses Bild bot sich ihm, als er seine Wohnungstür öffnete.
    »Was hast du denn vor? Willst du verreisen? Und wo ist Katja?«, fragte er.
    »Bei mir zu Hause. Sie hat darauf bestanden, die Polizei zu holen, hast du ja mitbekommen. Aber dafür habe ich jetzt echt keine Zeit.«
    Frank kam herein, setzte seinen Rucksack ab und betrachtete die Unordnung in Michaels Arbeitszimmer.
    »Bei dir sieht es auch nicht viel anders aus als bei mir. Wo stecken deine Mitbewohner?«
    »Die sind mal wieder auf großer Tour. Ich versorge die Katzen und kann so wenigstens in Ruhe arbeiten«, sagte Michael, schob seine Brille nach oben und rieb sich gähnend die Augen.
    »Willst du was frühstücken?«, fragte er.
    »Wenn du Kaffee hast?«
    Michael nahm eine Tasse aus dem Küchenschrank und gab sie Frank, der sich aus der noch halb gefüllten Glaskanne der Kaffeemaschine einschenkte.
    »Was heißt das? Wieso hast du keine Zeit für die Polizei?
    Katja hat schon Recht, immerhin bist du bedroht worden und …«
    Bevor er weitersprechen konnte, wurde er vom Klingeln des Telefons unterbrochen.
    »Ja, er ist hier«, sagte Michael und reichte Frank den Hörer. »Katja.«
    Frank nahm zögernd den Hörer.
    »Hallo?«
    »Frank, wo steckst du? Die Polizei war gerade hier, und ich musste die ganze Geschichte erzählen, obwohl ich keine Ahnung habe, was genau da gestern abgelaufen ist. Du kannst dich doch nicht einfach so verdrücken!«
    »Aber du wolltest doch unbedingt die Polizei rufen!«, protestierte Frank.
    »Du kannst nicht einfach so tun, als wäre nichts passiert. Ich habe der Beamtin gesagt, dass du dich bei ihr melden wirst, und das tust du gefälligst auch! Was glaubst du, wie die geguckt hat, als ich ihr die beiden Handschellen an der Heizung gezeigt habe. Und als ich ihr dann noch erzählt habe, ein Mann mit einer Motorradmaske, der sich Einstein nannte, hätte dich gefesselt, hielt sie mich für völlig durchgeknallt. Was für ein Glück, dass es eine Frau war, einem männlichen Beamten hätte ich diese Geschichte bestimmt nicht erzählt.«
    »Hast du ihr nichts von meinen Schulden erzählt und den Inkassoleuten, die hinter mir her sind?«, fragte Frank.
    »Doch«, sagte Katja, »wir haben uns darauf geeinigt, dass wahrscheinlich jemand deinen 15000-Euro-Kredit eintreiben will. So war die Geschichte wenigstens einigermaßen glaubhaft. Sie hat mir ihre Karte mit ihrer Telefonnummer gegeben, damit du ihr die Geschichte selbst erzählen kannst. Und das tust du am besten heute noch.«
    »Das kann ich nicht, ich muss übers Wochenende verreisen.«
    Frank hörte nur ein leises Zischen aus dem Hörer, und Michael sah ihn erstaunt an.
    »Ich habe euch gestern nicht ganz die Wahrheit gesagt«, erklärte Frank, »die alte Seekarte, die dieser Einstein gesucht hat, ist nicht bei Professor Pfleiderer. Sie ist bei Peter in London«, sagte er.
    Nach einer kurzen Pause hatte Katja die Sprache wiedergefunden.
    »Warum ist die Karte in London, und warum hast du uns und diesem Einstein dann bloß erzählt, dass sie bei Pfleiderer wäre?«
    »Na ja«, sagte Frank zögernd, »es stimmt schon, Pfleiderer hatte mir die Karte für meine Diplomarbeit gegeben. Aber als ich im Sommer zu Peter nach London gefahren bin, habe ich die Karte mitgenommen. Wir haben zusammen überlegt, ob ich sie für meine Arbeit gebrauchen kann. Weil sie aber nichts taugte, habe ich sie einfach bei Peter vergessen.«
    »Aber warum hast du dann Einstein gesagt, du hättest sie Pfleiderer zurückgegeben?«, hörte er Katja fragen, und er sah an Michaels Gesichtsausdruck, dass auch er die gleiche Frage hatte stellen wollen.
    »Die Karte gehört doch Professor Pfleiderer, und ich wollte nicht, dass er erfährt, dass ich sie einfach mit nach London geschleppt und dort vergessen habe. Ich kann mich gut an die Karte erinnern, sie ist sehr alt und vielleicht sogar sehr wertvoll. Deshalb werde ich jetzt gleich nach London fliegen und mir die Karte von Peter wiederholen. Dann kann ich sie Pfleiderer wiedergeben, und dieser Einstein kann sie
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