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Sieg der Liebe

Titel: Sieg der Liebe
Autoren: Mirinda Jarrett
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man bedenkt, daß wir Zwillinge sind. Doch ich nehme an, daß Ihnen das bereits bekannt ist.“ Michel nickte zustimmend. Oh, er wußte viel über die Sparhawks.
    „Miss Jerusa Sparhawk“, wiederholte sie nachdenklich. „Vermutlich sind Sie der letzte, der mich so nennt. Denn Sie und alle anderen werden Zeugen sein, wenn ich in einer Viertelstunde Mrs. Thomas Carberry werde.“
    Ihr Lächeln war bezaubernd. Jeder andere Mann wäre ihr sofort treu ergeben gewesen. Er hatte schon viel über ihre Schönheit gehört, ihr ausdrucksvolles Gesicht, die makellose Haut, den reizvollen Kontrast ihres schwarzen Haares zu den grünen Augen und dem roten Mund, aber nichts von alledem konnte ihren Charme und ihre Ausstrahlung beschreiben.
    Obwohl das völlig bedeutungslos war, denn sie war noch immer eine Sparhawk, seine Feindin.
    „Ist es wirklich eine Liebesheirat, so wie die Leute behaupteten?“ Welche Ironie des Schicksals, daß sie ihn für einen Freund ihres Bruders hielt. Sie vertraute Michel immerhin so weit, daß sie nicht einmal nach seinem Namen fragte.
    Wie eine Taube, dachte er grimmig, wie eine arglose kleine Taube, die mir gurrend in die Hände fliegt.
    Jerusa blickte ihn fragend an, und die Diamanten in ihren Ohrringen glitzerten. „Sie wagen es, mich zu fragen, ob ich meinen Tom liebe?“
    „Tun Sie es?“ Michel vergeudete mehr Zeit, als ihm zur Verfügung stand, aber er wollte genau wissen, wieviel Leid er an diesem Abend über ihre Familie bringen würde.
    „Ob ich Tom liebe? Wie sollte ich nicht?“ Atemlos stieß sie die Worte hervor. „Er ist amüsant und aufmerksam und, ach, er sieht so gut aus. Und er tanzt anmutiger als jeder andere in Newport. Außerdem sagt er kluge Dinge, um mich zum Lachen zu bringen, und kleine Artigkeiten, damit ich ihn noch mehr liebe. Wie könnte ich meinen Tom nicht lieben?“
    „Ohne Zweifel hat es ihm geholfen, daß er reich ist“, sagte er.
    „Reich?“ Sie sah ihn unschuldig an. „Nun, ich nehme an, daß sein Vater vermögend ist. Das ist meiner auch, wenn Sie es unter diesem Gesichtspunkt betrachten wollen. Aber das ist ganz gewiß kein Grund, um jemand zu heiraten.“
    „Natürlich nicht“, stimmte Michel trocken zu. Sie hatte sich niemals vergeblich nach etwas sehnen müssen in ihrem behüteten, kurzen Leben. Wie konnte sie ahnen, was sie zu tun bereit wäre, wenn sie frieren müßte oder hungrig und verzweifelt war? „Aber wenn Sie ihn lieben, so wie Sie es behaupten, warum laufen Sie dann vor Ihrer eigenen Hochzeit davon?“
    „Glauben Sie denn, daß ich das tue? Oje!“ Sie rümpfte vergnügt die zierliche Nase. „Es ist wegen Mama, wissen Sie. Sie sagt, die Braut müsse in ihrem Schlafzimmer bleiben bis zu dem Augenblick, in dem sie am Arm ihres Vaters die Treppe hinunterschreitet. Wenn nur eine Person mich vorher sieht, bedeutet das Unglück, und ich erstarre im selben Moment zur Salzsäule.“
    Zu einer anderen Zeit, mit einer anderen Frau, hätte er bestimmt gelacht über die Art, wie sie mit den Schultern zuckte und dann leise seufzte. Vielleicht hätte er sich sogar bezaubern lassen.
    „Aber ich wollte unbedingt eine Rose aus diesem Garten, von den Büschen dort, und sie mir ins Haar stecken, denn Tom mag Rosen so gem. Da ich eingesperrt war, konnte ich niemand bit-ten, sie mir zu holen, und deshalb trafen Sie mich hier an. Aber das kann man kaum als Davonlaufen bezeichnen. Ich habe die feste Absicht, auf demselben Weg zurückzukehren, auf dem ich gekommen bin.“
    „Haben Sie keine Angst, daß jemand Sie vermissen könnte?“
    „Nicht mit all den vielen Gästen, um die man sich kümmern muß.“ Unruhig rieb sie mit dem Daumen über das Perlenarmband an ihrem Handgelenk. Michel stellte überrascht fest, daß sich hinter ihrer Kühnheit große Aufregung verbarg. „Die Zeremonie wird nicht vor halb neun beginnen.“
    Was sie auch sagte, Michel wußte, daß die Zeit schnell verrann. Er hatte sich hier schon viel zu lange herumgetrieben. Rasch überlegte er und änderte daraufhin seine Pläne. Jetzt, da sie ihn gesehen hatte, konnte er es nicht wagen, sie gehen zu lassen. Aber vielleicht war es so noch besser als das, was er eigentlich vorgehabt hatte. Seine Finger berührten die kleine Phiole mit Chloroform, die er in der Tasche trug. Sogar Maman würde den Wagemut anerkennen, der nötig war, um eine Braut zu entführen.
    „Also sind Sie nicht abergläubisch?“ fragte er leise, während er mit dem Daumen den Korken aus der Phiole schob.
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