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Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...

Titel: Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...
Autoren: Allan Frewin Jones
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als auch Danny an, beim Umbau eines Hauses zu helfen, das in Eigentumswohnungen umgewandelt werden sollte. Es ging zwar nur darum, Schubkarren voll Abfall für Onkel Jims qualifiziertere Angestellte herumzukarren, aber es bedeutete Cash auf die Hand und war für vier bis fünf Wochen garantiert.
    Danny freute sich sogar darauf, eine Beschäftigung zu haben. Den ganzen Sonntag über hatte er erfolglos versucht, Nicky anzurufen. Er war noch einmal zu ihrem Haus gegangen, doch die Vorhänge waren immer noch zugezogen, und es schien niemand da zu sein. Er hatte einen Zettel unter der Tür durchgeschoben: »Nicky, ich liebe dich. Bitte ruf mich an. Danny.«
    Das Haus, das umgebaut werden sollte, war ein großer zweistöckiger Kasten in etwas, was man Garten hätte nennen können, wenn es nicht vollgepackt gewesen wäre mit Abfall und Schutt und Brettern und verbogenen Rohren und Paletten voll Backsteinen und Dachziegeln.
    Dannys Vater zeigte mit dem Finger und lachte. Zwei Planken waren über das Pflaster zu einem großen leeren Müllcontainer gelegt worden. Er gab ihm einen halbherzigen Tritt. »Da hast du es, du Schwein.«
    »Das ist aber nicht der gleiche, oder?«
    »Nein, aber er hat die gleiche dreckige Visage. Sicher ein Bruder. Verdammtes Schwein von einem Container.«
    Ein knochiger Mann mit Glatze und einer Zigarette im Mundwinkel bahnte sich seinen Weg durch den Schutt. »Hallo, Les, mein Junge. Morgen, Danny. Habt ihr eure Muskeln dabei?« Es war Onkel Jim.
    Danny nickte.
    Jim zeigte nach oben. Ein Baugerüst überzog die Fassade des Gebäudes. »Siehst du den Kerl da oben?«
    Danny folgte mit den Augen der ausgestreckten Hand. Das Dach war bereits zu einem Drittel abgedeckt, und auf den Balken kroch ein Mann in Jeans und T-Shirt herum wie eine Spinne.
    »Dir wird doch nicht schwindelig, oder?«
    »Nein.« Eine andere Antwort auf diese Frage war schlicht nicht möglich.
    »Dann hinauf mit dir. Hilf ihm, aber paß auf, daß dir keine von den Schieferplatten runterfällt, die können einem den Schädel spalten, wenn du richtig triffst.«
    Danny freute sich, als er feststellte, daß er tatsächlich keine Höhenangst hatte. Er kletterte die fast senkrechten Leitern hinauf und kam zwischen Gerüstbrettern neun Meter über dem Boden wieder zum Vorschein.
    »Achtung«, sagte die Spinne, die sich als nicht wesentlich älter als Danny herausstellte. »Übernimm die.« Und Danny fand sich beladen mit einem Stapel Schieferplatten, die er zu den anderen am oberen Ende der Leiter legte. Der Mann hieß Ian, er sagte Danny jedoch, daß er ihn »Ee« nennen solle. Normalerweise hätte Danny sich darüber schiefgelacht, doch irgend etwas an dem Mann schüchterte ihn ein und ließ ihn vorsichtig sein. Ee redete ununterbrochen mit lauter, sich überschlagender Stimme, spuckte ohne Punkt und Komma Witze und trockene Kommentare und schieren Blödsinn aus. Danny war noch nie jemandem begegnet, der soviel redete und nicht mal Lücken für Antworten ließ. Ee schien völlig damit zufrieden, die Luft mit Geräuschen zu füllen. Doch so wie er redete, arbeitete er auch, und zwar ohne sichtliche Anstrengung. Danny hingegen stapelte, schnaufend und schwitzend, Schieferplatten auf den Gerüstbrettern und ließ sie mit einem großen Eimer an einem Seil zur Erde hinunter. Bis zum Mittag war das Dach bis zum Giebel abgedeckt.
    Danny suchte seinen Vater und setzte sich mit ihm auf einen Schutthaufen, wo sie mit schmutzigen Fingern ihre Brote aßen.
    »Wie findest du es — soweit?«
    »Gefällt mir«, sagte Danny.
    »So ist es gut, immer das Beste aus allem machen.«
    »Nein, es gefällt mir wirklich. Ich find’s sogar toll. Dieser Ian ist allerdings total von der Rolle. Er hat den ganzen Morgen pausenlos gequatscht.«
    »Er hat seinen Spitznamen auch nicht von ungefähr. Sie nennen ihn Motormaul. Und Jim hat dich extra mit ihm zusammengesteckt; wenn du ihn aushältst, hältst du alles andere auch aus.« Danny schaute zu dem skelettierten Haus hoch. »Weißt du was?« sagte er. »Der Vormittag ging wirklich schnell vorbei.« Er sah durch die leeren Fensterlöcher, und das Haus schaute herausfordernd zurück. »Es ist gar nicht wie Arbeit«, meinte er nachdenklich. »Das heißt, natürlich ist es Arbeit, ziemlich harte sogar, ich bin total geschafft, aber es macht auch Spaß. Es ist nicht so, wie ich mir Arbeit vorgestellt habe. Ich dachte immer, Arbeit müsse stinklangweilig sein, ist sie aber nicht. Das hier ist richtig aufregend, irgendwie.
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