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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)
Autoren: Madeleine Roux
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nehme ich das Wasser und Diätsoda und Säfte. Ich finde auch noch ein paar Sportdrinks und diese riesigen Veganerkekse, Gott sei Dank noch in ihrer Verpackung. Ted hat Ärger mit dem Zombie hinterm Tresen, also gehe ich hin und helfe ihm. Zu zweit kein Problem, und schon ist Ted unterwegs zu dem hohen Kühlschrank hinter dem Tresen, wo wir die Flaschenvorräte aufbewahren.
    »Erst das Wasser, Blödmann!«, brülle ich durch den Lappen um meinen Kopf, als ich sehe, wie er nach einer Cola greift.
    Während Ted seine Beutel füllt, gehe ich um den Tresen zurück zum Junkfood. Ich greife blind, was ich erreichen kann, schaufle Schokoriegel, Weingummi und Chips in eine neue Plastiktüte. Als die Auslage leer ist, kehre ich um und will Ted helfen. Aus dem Augenwinkel fällt mein Blick auf etwas anderes, und auf einmal kann ich nicht widerstehen. Es ist dumm, ich weiß, aber ich kann nicht anders, wie ein Pawlow’scher Hund, der schon bei dem Gedanken an die Glocke zu sabbern anfängt.
    Nur ein kleines Stück nach links, gleich hinter den Registrierkassen ist der Rest vom Laden und, wichtiger, Hunderte von Regalen, randvoll mit Büchern. Düster steigen die Nächte endloser Langeweile aus meinem Unterbewusstsein herauf. Meine Zielstrebigkeit löst sich in Luft auf, ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Ich muss diese Bücher haben.
    Ich setze die vollen Tüten ab. Das ist mein erster Fehler. Mit einem schnellen Blick zu Ted stelle ich fest, dass er immer noch den Kühlschrank ausräumt, also laufe ich zum nächsten Regal, beginne mir Bücher unter den Arm zu klemmen und drücke sie an die Brust. Es ist egal, was es für Bücher sind, ich brauche sie einfach alle. Dante, de Laclos, Austen und Dickens – ich halte sie alle in meinen Armen, und ihr Gewicht, das Gefühl der neuen, glänzenden Umschläge unter meinen Fingern ist wunderbar.
    Dann höre ich ein Geräusch. Einen erschreckenden, heiseren Klang gleich links neben mir. Ich erkenne, dass ich einen fatalen Fehler gemacht habe. Es sind drei von ihnen, groß, größer als Mr Masterson, und sie haben es irgendwie geschafft, so lange nicht zu grunzen, dass sie mich überraschen konnten.
    Oh Scheiße, denke ich und fühle, wie mir im Gesicht und am Hals der Schweiß ausbricht. Ich kann die Axt nicht sehen. Ich habe sie außer Reichweite gelassen. Sie ist noch hinten bei Ted, bei den Tüten mit der Nahrung.
    Und dabei lief alles so gut.
    Ich werfe mit dem Nächstbesten, einer riesigen Ausgabe von Whitmans gesammelten Werken, und sie trifft einen Zombie mitten ins Gesicht. Das wird ihn nicht ausbooten, aber es bremst ihn mit Sicherheit. Schlagartig wird mir mein Denkfehler bewusst: Ich kann all die Bücher in meinen Armen gar nicht behalten. Hastig ziehe ich mich zurück in Richtung der Kassen und der Nahrung, keuche wie ein Idiot unter dem Sweatshirt auf meinem Gesicht. Die anderen beiden Zombies sind langsam, vielleicht macht der Hunger sie schwerfällig. Hier drin ist es heiß wie in der Hölle, der Schweiß trieft mir von den Schläfen, rinnt den Hals hinunter und vereinigt sich mit dem Schweiß auf meinem Schlüsselbein, zum ohrenbetäubenden Donnern meines Pulsschlags.
    »Was soll denn die Scheiße?«, brüllt Ted und zerrt mich an meinem Hemd vorwärts. Ich schnappe mir die Axt und meinen Teil der Nahrungstüten. Wir legen einen Spurt hin und jagen die Stufen hinab. Ted bricht unter den schweren Tüten und dem Schläger beinahe zusammen, aber wir schaffen es heil nach unten. Keiner von uns kümmert sich um das Monster, das jetzt durch die geborstenen Fenster direkt auf uns zuschlurft, wir sind der Rettung schon zu nah. Ted bollert mit seinem Schläger an die Tür, und ich kann ihn hinter seinem Kopfwickel wimmern hören.
    »Wo bleiben sie? Wo bleiben sie denn?«, schreie ich. Ich weiß nicht, warum ich brülle, zumal Ted direkt vor mir steht, seine schwarzen Haare tanzen zuckend über seine Kopfbandage. Die Tür öffnet sich nicht, von drinnen ist kein Laut zu hören. Ich werfe einen Blick über meine Schulter, die Zombies haben uns fast erreicht, stöhnen und starren uns an. Wenn sie irgendeine Art von Humor hätten, dann würden sie schallend über Ted und mich lachen, wie wir wie Idioten auf eine verschlossene Tür eindreschen. Diese Tür, diese verdammte Scheißtür, hinter der wir in Sicherheit waren.
    Ich lasse alles fallen, was ich auf den Armen trage, hebe die Axt und schwinge sie, hole aus und schwinge, schlage um mich, fieberhaft und blind. Blut spritzt
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