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Shkarr (German Edition)

Shkarr (German Edition)

Titel: Shkarr (German Edition)
Autoren: She Seya Rutan
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Ladenschluss, den er anscheinend um Minuten hinausgezögert hatte. Er war empört auf der einen Seite, auf der anderen Seite jedoch erleichtert. Dann erinnerte er sich daran, dass er sich um diese Zeit nicht mehr im Freien in dieser Gegend der Stadt aufhalten sollte. Die Schatten wurden unaufhaltsam länger und mit ihnen die Zahl der zwielichtigen Gestalten größer.
    Krischan zog seinen Planer hervor und rief nach einem Taxi.
    „Appartement-Siedlung 310 a, Appartement 20-X“, wies er den Computer an, nachdem er sich in das Fahrzeug gesetzt und den sich sträubenden Kanarra mit hineingezogen hatte.
    Erschöpft und erleichtert stolperte Krischan gut eine halbe Stunde später in seine Wohnung. Müde hängte er seinen Mantel auf und legte die Gebrauchsanweisung für den Kanarra auf den Tisch. Der Kanarra selbst verfolgte interessiert jede Bewegung und kommentierte in Gedanken schlecht gelaunt sein neues Herrchen.
    ‚Anscheinend wirklich ein weiteres Menschenmännchen. Nicht sehr kräftig, wie mir scheint. Pass auf, wenn du mir den Rücken zudrehst. Ich könnte dich anfallen. Anscheinend hast du keine Ahnung, was du dir in dein Domizil geholt hast’, grollte er still – jedoch in der Gewissheit, dass er jeden Angriff teuer bezahlen würde und dieses Mal mit seinem Leben. Neugierig hielt der Kanarra seine Nase in die Luft und sog die Aromen ein, zerlegte und analysierte sie.
    ‚Lebst allein. Kaum Besuch’, resümierte er in seinen Gedanken. Eine dumme Angewohnheit, aber es sprach sonst niemand mit ihm und die Menschen bevorzugten Schreie und Elektrostöße, was er beim besten Willen nicht als kreative und inspirierende Gespräche bezeichnen würde. ‚Ich kenne mich ja nicht so aus, aber bist du noch nicht geschlechtsreif? Normalerweise ruft doch bei Menschen in diesem Alter der Fortpflanzungstrieb. Hier müsste doch eine Familie sein? ... Mhm?’ Der Kanarra beendete abrupt das Thema Fortpflanzung, als er Krischan in der winzigen Küche hantieren sah. ‚Das ist nicht dein Ernst! Nein! Du willst tatsächlich dieses Zeug essen? Absolut widerwärtig. Wag es ja nicht, mir auch so etwas vorzusetzen!’ Das Fell des Kanarra zuckte konvulsiv vor Abscheu.
    Krischan wurde sich in diesem Moment der Anwesenheit des Kanarras bewusst und räusperte sich erschrocken. War das Tier etwa krank? Natürlich, er hätte fragen sollen. Der Preis war zu niedrig gewesen. Niemals bekam man etwas umsonst oder auch nur günstiger.
    Nach einer Weile beruhigte sich sein neuer Hausgenosse jedoch wieder, und Krischan seufzte erleichtert auf. Noch immer misstrauisch berührte er die Sensoren der Kro-Schale. Ein Zischen teilte ihm mit, dass der Inhalt jetzt essbar und vor allen Dingen heiß war. Vorsichtig lüftete Krischan das Geheimnis um den Inhalt der Verpackung und wurde nicht enttäuscht. Essbar, aber nicht genießbar. Automatisch schnappte er sich eine Gabel und setzte sich an den niedrigen Tisch. Mit der schmalen Lektüre vor Augen schlang er das Essen runter.
    Der Kanarra war zwischenzeitlich äußerst erleichtert darüber, dass er nicht mit der Gabe bedacht wurde, auch wenn es unter Umständen kein Abendbrot bedeutete. Das war auf alle Fälle besser, als eine Nacht mit Kotzen zu verbringen.
    Krischan las sich durch die ersten Ausführungen über die artgerechte Haltung von Kanarras und wurde über die Namensgebung informiert. Es wurden Zisch- und Schnurrlaute empfohlen, da diese von den Kanarras am besten verstanden wurden. Einen Namen brauchte das Tier also auch noch, stellte Krischan leicht überfordert fest. Ein Seufzen über so viel Umstand war sein einziger hörbarer Kommentar.
    Aufmerksam musterte Krischan den Kater, der ihn unter halb geschlossenen Lidern nicht aus der Beobachtung entließ.
    ‚Namen? Glaubst du, dass ich lange genug hier bleiben werde?‘, fragte der, ohne ernsthaft eine Antwort zu erwarten. ‚Wenn du Glück hast, verschwinde ich gleich. Wenn nicht, wirst du eines Tages nicht mehr aufwachen. Aber so wie ich das sehe, bedeutet das in deinem Fall auch Glück’, knurrte der Kanarra übel gelaunt.
    „Schnurr- und Zischlaute. Dann einfach Schnurr!“
    Der Kanarra blinzelte entgeistert. ‚Wie einfallsreich! War es das? Keine besseren Einfälle? So ein dummes Männchen’, brauste er auf.
    „Nicht besonders schön“, stellte Krischan selbst fest. „Etwas anderes. Wie wäre es mit Shkarr? Bedeutet bei den Talaranern so viel wie silbern. Du bist silbern und es sind Zisch- und Schnurrlaute drin. Ich habe keine
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